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Morgengruß von Helmut Harff: Ich ein Revolutionär?

Das wüsste ich aber …

Heute vor 30 Jahren wurde in der DDR das „Neue Forum“ gegründet. Es war ein Zusammenschluss von zuerst 30 Menschen, die zur Hälfte aus der DDR-Hauptstadt Berlin stammten.

Ich war nach der Gründung der Ortsgruppe in Berlin-Köpenick einige Wochen später ebenfalls Mitglied dieser Bürgerbewegung. Da ich ein Telefon hatte, wurde ich auch gleich zum Sprecher und zum Abgesannten in den Landessprecherrat gewählt. So einfach ging das damals – Euphorie, ein Job bei der Kirche und einen Frau bei der Post (daher das Telefon) reichte und ich war nicht nur dabei, sondern auch mittendrin.

Ich war also Bestandteil der friedlichen Revolution? Wir waren damals Revolutionäre? Nein! An eine revolutionäre Stimmung kann ich mich nicht erinnern. Wobei ich bis heute nicht sagen kann, wie so eine Stimmung aussehen soll. Ich kann mich wie gesagt nicht an revolutionäre Umtriebe erinnern. Oder vielleicht doch? Schließlich wollten wir vom Neuen Forum die DDR revolutionieren, wollten eine andere DDR. Wir wollten unsere verfassungsmäßigen Rechte, wollten Rede- und Versammlungsfreiheit, wollten Reisefreiheit und vor allem freie Wahlen.

Reichte das aus, um von Revolution zu sprechen? Ich glaube das bis heute nicht. Es war aufregend, es war neu, es war spannend.  Wir machten damals etwas, was zuvor von sowjetischen Panzern immer unterbunden wurde – wir zweifelten die führende Rolle der einen Partei an, stellten die in Frage.

Wenn ich das aus heutiger Sicht sehe, waren wir, die damals aufbegehrten, keine Revolutionäre. Wir waren damals Sterbebegleiter eines schon in Agonie liegenden Staates, eines Systems, das keine Kraft und vielleicht auch keine Lust mehr hatte, sich noch einmal aufzubäumen. Die DDR ist aus meiner Sicht nicht von revolutionären Massen gestürzt worden, sondern von Menschen, die sich einfach nicht weiter belügen lassen wollten, die die Schnauze voll von Mangel und Gängelung hatten. Das waren sicherlich nicht alle DDR-Bürger, aber so viele, dass die DDR ganz schnell erst auf die Intensivstation und dann in den Leichenkeller kam.

Ich glaube, dass es keine revolutionären Umtriebe brauchte, um die größte DDR aller Zeiten verschwinden zu lassen. Sie ist einfach gestorben. Vielleicht hat sie sogar Selbstmord begangen -  mit der Öffnung der Mauer. Das war für mich schon damals übrigens auch der Beginn des Niederganges der Bürgerbewegung. Ja, da kamen noch die Runden Tische, die einzig frei gewählte Volkskammer – alles ganz revolutionäre Ereignisse? – doch die „Revolutionäre“ verloren an Bedeutung. Zur Totenfeier kamen dann die, die bei so einem Ereignis niemand haben will – die Erbschleicher.

Ich ein Revolutionär? Nein, nein, ich wollte im September 1989 mein Scherflein dazu beitragen, dass aus diesem System der alten Männer, die nichts begriffen, ein Staat wurde, in dem ich gern lebe. Mehr war da nicht.

Revolution – die mag ich nicht einmal beim Frühstück. Das werde ich jetzt genießen.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 10.09.2019

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