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Morgengruß von Helmut Harff: Du Saupreuß

... oder andere Beleidigungen

Als ich vor einiger Zeit in einem kleinen Dorf in den Alpen abends in einer Kneipe saß, passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich muss dazu erzählen, dass ich als passionierter Hutträger im alpinen Raum gerne eine Hut aufsetze, der schon sehr alpin aussieht.

Kaum hatte ich mich hingesetzt und auf gut berlinerisch bestellt, ging der Trubel los. Am Nachbartisch drehte sich ein Einheimischer, ebenfalls behütet, um und beschimpfte mich als Saupreuß. Er forderte mich leicht lallend und mich nochmals als „Du Saupreuß“ betitelnd dazu auf, meinen Hut (ähnlich dem wie auf dem Foto) abzusetzen, denn so ein Hut gehört nicht auf den Schädel eines Saupreußen. Ich teilte ihm dann leicht sauer mit, dass er als Schluchtenjodler keine Ahnung habe, denn mein Hut ist einer aus der Schweiz.

Das brachte den mit dem Gamsbart am Hut noch mehr auf und er schlug mir den Hut vom Kopf. Gott sei Dank waren die Wirtin und seine Tischgenossen nicht an einer Wirtshausrauferei – mein Gegenüber war einen Kopf kleiner, über 70 und betrunken – interessiert. Ich auch nicht. Sie expedierten den aufgebrachten Bayern aus der Tür und Ruhe war. Die Wirtin spendierte eine Maß, ich wurde an den Tisch der restlichen Gesellschaft eingeladen und wir kamen ins Gespräch.

Wir stellen dann fest, dass ich ein Preuß sei und sie sehr wohl nicht nur in der Schlucht jodelten, sondern auch gleich in der Wirtschaft. Wir stellen aber auch fest, dass es eben keine Beleidigung sei, wenn sie mich als Berliner als Preuß (ich kann das nicht bayrisch schreiben) bezeichnen. Doch wenn man nur das kleine Wörtchen „Du“ davorsetzt, sieht die Sache gleich anders aus. Wir waren uns auch einig, dass solche Bezeichnungen wie „Du Russe“, Du Pole“, „Du Bayer“, Du Fischkopp“ oder was es da noch so gibt, schon immer und  wohl auch zu allen Zeiten genau dazu gebraucht werden, um jemand zu frotzeln oder gar zu beleidigen.

Es kam aber auch die Frage auf, warum sich eigentlich niemand so richtig – wir beide gerade ausgenommen – darüber aufregt. Wir waren uns auch einig darüber, dass wir uns es nicht vorstellen können, dass die Medien sich darüber echauffieren, dass sich gar die Politik mit solchen beleidigenden Titulierungen beschäftigt. Ob so etwas mal vor dem Richtertisch landet? Wir hofften, dass auch das nicht der Fall ist.

Ein junger Bayer meinte dann, dass es dabei aber eine Ausnahme gäbe, denn er würde nie zu einem Menschen „Du Jude“ sagen. Alle nickten zustimmend. Einer erzählte dann schmunzelnd, dass er gerade eine lustige Begegnung hatte: Da erklärte einer in sehr gebrochenem Deutsch: „Ich Jude, Du Bayer“. Letzterer bestätigte dann „Ich Bayer, Du Jude“ und erklärte ihm dann auch englisch, dass „Du Jude“ bei uns auch ein Schimpfwort sei. Der meinte dann nur mit einem Grinsen, dass wir Deutsche spinnen, denn er sei ja ein Jude und verwies stolz auf seine Kippa. Sie tranken – wie man das in Bayern dann macht – ein Bier zusammen und bei jedem mal Anstoßen sagten sie nicht "Wohl bekomm´s", sondern „Du Bayer“ und „Du Jude“.

Ich finde, eine schöne Geschichte, die mir da der Schluchtenjodler erzählt hat. Ist doch toll, wenn man so entspannt mit Begriffen umgehen kann, die warum auch immer von einigen als Beleidigung verwendet werden.

Mal sehen, was mein Bäcker sagt, wenn ich jetzt gleich sage: „Du Bäcker, gib mir mal bitte wie immer meine Frühstücksbrötchen“?

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 25.01.2020

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