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Blindflug – Meine Zeit als Missionar im Kongo

Bernward Mankau schildert in seinem autobiografischen Buch seine Zeit als Missionar im Kongo

Voller Idealismus und gefestigt im Glauben, erlebt der Autor Mitte der 1960er-Jahre ein Afrika, dessen Staaten sich gerade von den Kolonialmächten lösen oder sich im Loslösungsprozess befinden. Die Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Verhältnissen führt ihn dazu, auch die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen.

Vom Missionar zum kritischen Zweifler


„Weit weg wollte ich, in ferne Kontinente, wo es noch Neues und Aufregendes zu entdecken gab und nur der richtige Glaube fehlte“, schreibt Bernward Mankau, früherer Leiter des Bildungszentrums Murnau am Staffelsee, in seinem neuen Buch „Blindflug“. Darin beschreibt er seine Erfahrungen als junger katholischer Missionar und Buschpilot im ehemals belgischen Kongo.

Nach dem Abitur am Gymnasium Josephinum in Hildesheim und dem Studium der Philosophie und Theologie in St. Augustin kommt Mankau 1964 zum ersten Mal für kurze Zeit zum Kongo, wo er als Pilot und Sekretär des Bischofs von Kenge ein Gebiet von der Größe der Niederlande betreut. In dem riesigen Gebiet ohne Ärzte und Straßen transportiert er Schwerkranke, Passagiere, Lebensmittel oder Geld für die Bezahlung der Lehrer. Angesichts der tatsächlichen Probleme wird aus dem anfänglichen Idealisten ein scharfer Kritiker einer konservativen und opportunistischen Kirche. „Blindflug“ schildert auf packende Weise die für Mankau prägende Lebensphase in einer fremden Welt, in der er auch die Wurzeln für die heutigen Fluchtbewegungen nach Europa sieht.

Kolonialismus und katholische Mission

Im Jahr 2020 feiert die einstige Kolonie sechzig Jahre Unabhängigkeit. Seit dem 30. Juni 1960 ist viel Blut geflossen, und auch im vorletzten Jahrhundert, zur Zeit Léopolds II., der nie selbst seinen Privatbesitz besuchte, ging es grausam zu. Der König eines kleinen europäischen Landes hatte, als Afrika Ende des 19. Jahrhunderts unter den Mächten aufgeteilt wurde, die Gunst der Stunde erkannt und sich einen riesigen Brocken aus dem Herzen des afrikanischen Kontinents gesichert. Damit war die Grundlage eines immensen Reichtums geschaffen. Der belgische König ließ sein Territorium mit realem Geschäftssinn und brutaler Grausamkeit ausbeuten. Auch die Missionare konnten ungestört das verkünden, woran sie glaubten. Und der König, der die Eingeborenen verachtete, konnte sich den Anstrich eines katholischen Herrschers geben.

Nach der Unabhängigkeit garantierten die Missionare dem Staat unter dem Despoten Mobutu weiterhin ein Schulwesen und wurden so selbst ein Teil des autoritären Systems. Die Missionare genossen manche Freiheiten, dafür hielten sie still, kritisierten nicht und orientierten sich am Apostel Paulus, der verlangte, sich den Trägern der Staatsgewalt unterzuordnen.

Bis zur Unabhängigkeit galt vielen die Kirche als einflussreichste Macht neben den belgischen Konzernen. In ihrem Selbstverständnis ist die Mission ein wesentlicher Bestandteil; dabei erweckt sie den Eindruck, andere Kulturen, Wertvorstellungen, Überlieferungen und religiöse Vorstellungen wertvoll zu finden. Tatsächlich aber benutzt sie sie und lehnt sie ab, wenn sie sich nicht in das christliche Schema einordnen lassen.

Blindflug ohne Sinn und Ziel?

Am Anfang sind es Abenteuerlust und das Gefühl, gebraucht zu werden, aber immer öfter überdenkt Mankau seine eigene Rolle am Kongo. Eigentlich soll er ja nur nebenbei als Buschpilot tätig sein. Zwar ist er Diözesanjugendseelsorger und vertritt auch eine Zeit lang den Pfarrer einer großen Mission, doch gewöhnlich ist er unter schwierigsten Bedingungen, auch unter Einsatz seines Lebens, unterwegs. Für die Einheimischen, die zum ersten Mal ein Flugzeug sehen, ist er ein Magier mit geheimnisvollen Kräften, die sie nicht verstehen.

Immer wieder geht ihm durch den Kopf, dass seine jahrelange Vorbereitung auf den Missionsdienst den wirklichen Problemen des darbenden und innerlich zerrissenen Landes nicht gerecht wird. Seine praktischen Erfahrungen stehen im Widerspruch zu den als unabänderlich vorgestellten Traditionen einer Kirche, die an alten Vorstellungen festhält, aber mit dem Neuen nicht zurechtkommt. Er stellt sich die Frage, ob er überhaupt ein Recht hatte, den Menschen ihren Glauben und ihre Vorstellungen zu nehmen. Hat die Kirche wirklich etwas Besseres an die Stelle des Althergebrachten gesetzt?

„Ich hatte das Gefühl, die ursprünglichen Beziehungen zu Gott zu stören, sodass mir mein Einsatz im Kongo wie ein Blindflug ohne Sinn und ohne Ziel vorkam.“ Nach den persönlich wertvollen und prägenden Jahren auf einem Kontinent im Umbruch endet auch für Bernward Mankau eine Epoche: Er verlässt Afrika, damit sein „Blindflug“ nicht in einem Absturz endet, um sich selbst treu zu bleiben und nicht mehr vertreten zu müssen, was er nicht mehr vertreten kann.

Bernward Mankau

Bernward Mankau, geb. 1937, machte Abitur am Gymnasium Josephinum in Hildesheim und studierte Philosophie und Theologie in St. Augustin. Zum Französisch-Studium ging er nach Paris und Lyon, das Terziat absolvierte er in Rom. 1964 flog er zum ersten Mal für kurze Zeit zum Kongo und erlebte die großen Umbrüche in Afrika. Nach der Zeit am Kongo war er Leiter des Bildungszentrums in Murnau am Staffelsee. Ausgedehnte Reisen führten ihn immer wieder nach Afrika und Südostasien.

Blindflug – Meine Zeit als Missionar im Kongo
Autor: Bernward Mankau
Herder Verlag  
Preis: 14,00 Euro
ISBN: 978-3-451-03271-4

 


Veröffentlicht am: 23.07.2020

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