Sophie B. Krüger ist sehr schlank, dezent gekleidet. Eine junge Frau, die auf den ersten Blick eher im gehobeneren Management zuhause sieht. Dabei ist die studierte Kostümbildnerin eine erfahrene Farb-, Stil- und Imageberaterin. Die Grundlagen ihres jetzigen Berufs erwarb die verheiratete Fachfrau an der Typ-Akademie in Limburg. Das dort erworbene Diplom ist nicht das einzige, dass die Liebhaberin englischer Lebensart vorweisen kann.
genussmaener.de-Chefredakteur Helmut Harff traf Sophie B. Krüger in ihren Geschäftsräumen am Berliner Ostbahnhof.
Frau Krüger, Stilberatung setzen viele Menschen mit „etwas aus dem Typ machen“, mit verkleiden gleich. Was ist für Sie Stilberatung?
Sophie B. Krüger:
Ich will niemanden verkleiden, niemanden in ein Korsett zwingen, schon gar nicht in eines, in das der Mensch weder passt noch will.
Sie sagen Ihren Kunden also nicht, was er tragen soll?
Sophie B. Krüger:
Ich sage schon, was sie tragen sollten, deshalb kommen sie ja zu mir. Diese Empfehlungen basieren aber neben typgerechter Farbe und Körperbau vorallem auch auf der Persönlichkeit und nicht vordergründig modischen Gründen.
Wer findet eigentlich den Weg zu Ihnen?
Sophie B. Krüger:
Das sind Männer wie Frauen, die irgendwie merken, dass ihr Inneres mit ihrer äußeren Erscheinung nicht mehr übereinstimmt. Häufig ist berufliche oder private Veränderungen oder überstandene Krankheiten Anlass, genau über diese Fragen nachzudenken und sich beraten zu lassen.
Gehören zu Ihren Kunden auch Männer?
Sophie B. Krüger:
Ja, immer mehr Männer wollen selber gut aussehen und Frauen wollen Männer, die gut aussehen. Immer mehr wollen schöne Kleidung tragen, die zu Ihnen passt.
Männer gelten genau in diesen Fragen als eher beratungsresistent. Ist das auch Ihre Erfahrung?
Sophie B. Krüger:
Nein, allerdings haben die Männer, die sich von mir beraten lassen, schon die erste Hürde genommen. Sie haben mich kontaktiert und einen Termin gemacht.
Mit welchen Erwartungen kommen die Männer zu Ihnen?
Sophie B. Krüger:
Sie wollen zumeist eine klare Beratung, die schnell auf den Punkt kommt. Die Männer haben häufig sehr klare Vorstellungen. Das von Ihnen angesprochene Verkleiden, aus sich einen völlig anderen Typ machen, das gefällt Männern nicht.
Was bieten Sie den Männern?
Sophie B. Krüger:
Zuerst steht ein gegenseitiges Kennenlernen, ein Beschnuppern, wenn Sie so wollen im Vordergrund. Dabei erfahre ich, was der Mann für ein konkretes Anliegen hat. Danach erfolgt die sogenannte Farbberatung: Dabei stelle ich fest, ob der Mann – das gilt für Frauen ebenso – eher ein kühler oder eher ein warmer Typ ist. Danach legen wir eine Farbpalette fest, die zu dem jeweiligen Mann passt. Der Mann bekommt zum Abschluss einen Farbpass von mir.
Wen gibt es eigentlich mehr, die kühleren oder die wärmeren Typen?
Sophie B. Krüger:
Ich schätze den den Anteil auf der Frühlingstypen in Deutschland auf ungefähr sieben Prozent der Gesamtbevölkerung, Warmtonige Typen, zu denen auch Herbsttypen gehören, werden insgesamt 30-40 Prozent sein.
Was macht der Mann mit dem Farbpass?
Sophie B. Krüger:
Der ist dann Grundlage für die Neuausrichtung seiner Garderobe.
Heißt das, dass der so beratene seinen Kleiderschrank der Altkleidersammlung überantworten soll?
Sophie B. Krüger:
Nein, selbstverständlich nicht. Ziel ist es ja nicht, plakativ etwas zu verändern, sondern den jeweiligen Typ des Mannes besser zur Geltung kommen zu lassen. Ich will den Mann ja nicht mit meine Farbvorschlägen erschlagen. Ziel ist eine leise Veränderung. Es soll einfach alles stimmen.
Bemerken die Männer an sich solche leisen Veränderungen überhaupt?
Sophie B. Krüger:
Oh ja. Ein Mann, der mit wenigen Mitteln mehr aus sich macht, beispielsweise nicht mehr so blass aussieht oder zu bunt gekleidet ist, wird mehr und vor allem positiver wahrgenommen. Das stärkt ungemein das Selbstbewusstsein des Mannes. Der sieht wiederum, das die Farben bei ihm und in seiner Umgebung einiges zum Positiven verändern.
Dazu muss Mann shoppen gehen. Das ist nicht das Hobby eines jeden Mannes. Nehmen Sie ihn dabei auch an die Hand?
Sophie B. Krüger:
Wenn es gewünscht wird, stöbern wir gemeinsam seinen Kleiderschrank durch, sehen, was bleiben sollte, was eher nicht. Sicherlich werde ich nicht seine Lieblingsjacke in die Mülltüte befördern. Die hängt dann eben weiter hinten. So eine Kleiderschrankaktion kann schon einmal drei Stunden dauern. Dann begleite ich den Mann auch beim Shoppen. Da ich vielfältige Kontakte zu Boutiquen habe, muss das nicht einmal sehr teuer werden.
Bisher ging es vor allem im eine Farb-und Stilberatung. Endet damit Ihre Arbeit?
Sophie B. Krüger:
Leider endet Sie häufig schon hier. Aus meiner Sicht sollte die Zusammenarbeit aber jetzt erst richtig los gehen. Dann geht es tiefer, geht es um eine Imageberatung. Auch gilt, was ich eingangs unseres Gespräches sagte: Ich will keinen neuen Mann kreieren. Ich will seine Stärken herausstellen, will dem Mann zeigen, welches Potential in ihm steckt. Es nicht darum, einem Büromenschen das Image eines Extremsportlers zu verpassen. Wichtiger ist, seine Stärken auszuarbeiten und die Schwächen in den Hintergrund zu drängen.
Ist so etwas an einem Tag zu bewältigen?
Sophie B. Krüger:
Ich biete eine solche Imageberatung am einem Tag an. Am effektivsten ist allerdings eine Begleitung über ein ganzes Jahr.
Das klingt nach sehr viel Geld. Wie viel muss Mann für eine Beratung bei Diana Krüger veranschlagen?
Sophie B. Krüger:
Die Farbberatung inklusive Farbpass kostet genau wie die Stilberatung 110 Euro. Die Jahresberatung ist abhängig von deren Intensität. Hier ist aber eine Teilzahlung durchaus möglich.
Eine letzte Frage. Was sind Dinge, auf die Mann noch weniger als auf die passende Krawatte achtet?
Sophie B. Krüger:
Das sind die nicht geputzten Schuhe und das sind Brille und Frisur.