Am fußballfreien Mittwoch suchte das ZDF "Deutschlands beste Männer". Eines gleich vornweg: Wenn die dort präsentierten wirklich "Deutschlands beste Männer" sind, sollte ich überlegen, auszuwandern.
Nichts dagegen, dass Helmut Schmidt diese Umfrage für sich entschied. Es ist aber schon erstaunlich, dass der relativ farblose SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier noch vor Alt-Kanzler Helmut Kohl rangiert. Auch Ex-Pfarrer und Bundespräsident Joachim Gauck platzierte sich vor dem Einheitskanzler.
Verwunderlich war sogar für im Studio anwesende Männer die Tatsache, dass es sehr viele Politiker in die Top-50 schafften. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es 13. Na, wenigstens eine Unglückszahl.
Schockiert war ich, dass fast alle (48 von 50) vor allem aus dem Fernsehen bekannt sind. Wichtig ist dem zufolge nur, wer sein Gesicht möglichst häufig in eine Kamera hält. Darunter sind Künstler, Sportler und sogar Fernsehmoderatoren und Nachrichtensprecher.
Wenn die vom ZDF präsentierten Männer wirklich Deutschlands Beste sein sollen, so habe ich wirklich Angst um unser Land. Mit Verleger Hubert Burda (Platz 49) schaffte es nur ein Unternehmer auf diese Liste. Die Wissenschaft wird einzig vom Deutsch-US-amerikanischen Biochemiker und Nobelpreisträger Thomas Südhof (25) präsentiert. Die ZDF-Liste wird auch nicht dadurch besser, dass es drei Schriftsteller unter die Top-50 geschafft haben.
Wie war das: Deutschland, ein Land der Dichter und Denker? Wenn die in einer Liste der besten Männer Deutschlands so unterrepräsentiert sind, sollten wir uns von diesem Attribut schnell verabschieden. Es stimmt wohl vielmehr, dass wir inzwischen ein Land der Fernsehgesichter sind. Das ist für mich mehr als traurig und eigentlich ein Grund, über meine Auswanderung nachzudenken.
Ich glaube allerdings, es ist viel wichtiger, sich dieses ZDF-Votum noch einmal genauer anzusehen und über das Männerbild in Deutschland nachzudenken. Müssen die, die das Land am Laufen halten, die Wissenschaftler, die Unternehmer, die Geistesgrößen mehr ins Fernsehen oder sollten wir die Personen mehr hinterfragen, die da regelmäßig über den Bildschirm huschen? Ich glaube, ich bin mir sicher, dass beides im Medienzeitalter unabdingbar ist.
Allerdings glaube ich auch, dass die ZDF-Umfrage nicht gar zu ernst zu nehmen ist. Denn nochmals: Wie kommt es, dass Berufsgruppen wie Journalisten und Politiker - sonst in der Skala der beliebtesten Berufe ganz hinten zu finden - in dieser Liste 19 Positionen besetzen?
Ich mache mir jetzt mein Frühstück und denke darüber nach, wer für mich "Deutschlands bester Mann" ist.
Ihnen wüsche ich ein genussvolles Frühstück. Wer würde ganz oben auf Ihrer Liste stehen?
Morgengruß von Helmut Harff: Fernsehmänner
Das ZDF suchte Deutschlands beste Männer
Veröffentlicht am: 03.07.2014
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