Einst sangen die Jacob-Sisters:
Dreissig Meter im Quadrat,
Blumenkohl und Kopfsalat -
wer so einen Garten hat,
fühlt sich wohl in der Stadt.
und sprach damit sehr vielen Kleingärtnern aus der Seele, auch wenn nicht allen ein Gartenzwerg zum Glück fehlen dürfte.
In alten Zeiten diente der Garten, diente die eigene Minischolle vor allem zu einem – die eigene Küche mit zusätzlichen Lebensmitteln zu versorgen, die nicht mehr als Rückenschmerzen kosteten. Heute braucht kaum noch ein Kleingärtner das was sein Garten hergibt dazu, satt zu werden.
Heute sehen viele in ihrem Kleingarten so etwas wie eine zweite Wohnung, obwohl man zumindest in den meisten Kleingartenanlagen gar nicht übernachten darf. Der Garten dient dazu, sich zu verwirklichen, sich handwerklich auszutoben. Er dient aber auch dazu, zu zeigen, was man kann und was man sich leisten kann. Nicht selten kann man beobachten, dass es zwischen den Kleingärtnern einen regelrechten Wettbewerb gibt, wer nun den tollsten, den exklusivste, den außergewöhnlichsten Garten hat. Grenzen setzen maximal das Kleingartengesetz und der eigene Geldbeutel.
Doch wozu das Ganze? Um sich zu verwirklichen, um sich auszutoben, um sein Selbstwertgefühl zu steigern, um wenigstens rund um Blumenkohl und Gartenzwerg wer zu sein? Dafür gibt man dann viel Geld aus, geht am Montag mit Rücken zum Arzt – und anschließend wieder in den Garten.
Ehrlich, das kann ich nicht verstehen. Klar, der Garten soll keine Rumpelbude sein und direkt vom Baum, Busch oder aus dem Beet etwas zu ernten und gleich zu genießen, das liebe auch ich. Überhaupt liebe ich es, den Garten – der eigentlich das Refugium der besten Frau der Welt ist – zu genießen.
Ich genieße es, durch den Baumarkt zu streifen und mal hier Erde und mal da Pflanzen zu kaufen. Ich genieße den Besuch in der Baumschule unseres Vertrauens. Ich genieße es, darüber zu diskutieren, was wohin gepflanzt werden soll und ich genieße es, wenn Frau dann doch macht, was sie will.
Selbstverständlich genieße ich es, in der Hollywood-Schaukel zu sitzen, dabei zu grillen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Ich liebe es, wenn das Feuer in der Feuerschale die Abendkühle verdrängt. Ich genieße es, wenn es überall grünt und blüht, „unsere“ Frösche im Miniteich quaken, die Schmetterlinge und andere Minitiere den Garten bevölkern, die Gänse im Tiefflug über den Acker nebenan fliegen und nach Sonnenuntergang die ersten Fledermäuse auftauchen. Vor allem genieße ich das zusammen mit der besten Frau der Welt.
Ein Kleingarten, das ist für mich kein Luxusobjekt, in dem man sich kaputt macht. Für mich ist der Kleingarten ein Genussrefugium.
Wie geht der Liedtext weiter:
Dreissig Meter im Quadrat,
ja, da sind wir ganz privat.
Wo die roten Rosen steh'n,
könnte ihn wohl jeder seh'n,
unser'n kleinen Gartenzwerg.
Ich warte darauf, dass es bald so warm ist, dass man nur im T-Shirt im Garten frühstücken kann.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Morgengruß von Helmut Harff: Der Garten
… ein Genussobjekt
Veröffentlicht am: 14.04.2018
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