(Helmut Harff / Chefredakteur) Dieser Tage war ich mit einigen Leuten unterwegs, die sich nicht wirklich kannten. Irgendwo hörten wir aus einem Lautsprecher den Neue-Deutsche-Welle-Titel von Marcus "Ich will Spaß". Einer meinte, dass das sein Lebensmotto ist, andere stimmten ihm zu. Einer meinte, dass man es sich erst einmal leisten können müsse, Spaß zu haben.
Wie zu erwarten gab es einen Klugscheißer, der erst einmal nachschlug, was man denn per Definition unter Spaß versteht. Wikipedia klärte auf: "Spaß ist eine im Deutschen seit dem 16./17. Jahrhundert belegte Substantivbildung aus dem italienischen spasso 'Zerstreuung, Zeitvertreib, Vergnügen'. Heute wird mit etwas macht Spaß eine Tätigkeit beschrieben, die gerne gemacht wird, die Freude, wobei diese meist nachhaltiger ist, bereitet". Schön, damit konnten wir alle leben, vor allem mit dem Teil "Zerstreuung, Zeitvertreib, Vergnügen". Wobei, was soll am Spaß nachhaltig sein, war dann die Frage.
Einige stöhnten bei dem Begriff nachhaltig auf. Soll nun auch noch der Spaß politisch korrekt sein, sollen wir auch beim Spaß vor allem darauf achten, dass wir dabei die Welt retten? Wem es Spaß macht, ganz allein die Welt zu retten, der kann ja auch nachhaltig Spaß haben, meinte einer ziemlich resigniert. Es scheint, dass political correctness die Spaßbremse des 21. Jahrhunderts ist. Marcus würde heute sicherlich nicht mehr davon singen, dass er mit seinem Maserati mit 210 durch die Stadt gerast ist.
Doch meint die Wikipedia-Definition mit nachhaltig wirklich den politisch korrekten Spaß? Diese Frage trieb uns dann am Abend noch an der Hotelbar um. Einer meinte dann, dass sein Spaß an einem guten Gin Tonic doch nachhaltig sei. Es kam sofort der Einwand, dass vor allem seine Leber das so sehen würde. Der Einwand, erst einmal mit breitem Grinsen und einem deutlichen Prost quittiert, hat aber aus meiner Sicht den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen. Das vor allem dann, wenn man Spaß im Gegensatz zu einer dann eher kurzfristigen Freude sieht.
Um bei dem Gin Tonic des Kollegen zu bleiben: Man kann sich über einen Gin Tonic freuen, doch so richtig Spaß hat man an dem Getränk erst, wenn man weiß, was man da trinkt, welcher Gin, welches Tonic für den richtigen Spaß im Glas sorgt. Hatte Marcus in seinem Maserati wirklich Spaß dabei, das Gaspedal mal so richtig durchzutreten? Das Vergnügen war nur von kurzer Dauer. Sein Spaß an seinem Boliden war sicherlich nicht, einmal der Polizei entkommen zu sein, sondern das Wahnsinnsauto schlechthin und die Bewunderung aller Enten- und Opelfahrer. Warum gerade die? Lesen Sie den Text doch noch mal nach.
Ja, was kann man nun nachhaltig an Spaß haben. Mein nachhaltigster Spaß hat zwei Beine und es ist die beste Frau der Welt. Mit wem oder was sollte ich sonst mehr Spaß haben. Spaß habe ich auch bei der Arbeit. Kein Wunder, schließlich mache ich das, was mir am meisten Spaß macht. Bei dem Thema fällt mir selbstverständlich mein neuestes Hobby - das Golfen - ein. Das macht riesig Spaß.
Was einem Spaß macht, diese Frage wird jeder garantiert anderes beantworten. Wichtig ist nur, dass jedem mindestens eines einfällt, was einem so richtig Spaß bereitet, was man mit Spaß macht. Spaß haben, das hat nichts mit dem Geschlecht, nichts mit irgendwelchen Einschränkungen und auch nichts mit materiellen Mitteln zu tun. Ein wirklich armer Mensch ist, wer die Frage nach dem Spaß nur mit einem Schulterzucken beantworten kann. Der tut mir wirklich leid.
Foto: Pixabay
Aufgespießt: Ich will Spaß
Aber was wollen wir wirklich…
Veröffentlicht am: 17.09.2018
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