Am 6. November jährt sich zum 70. Mal die Wiedergründung des Automobilclub von Deutschland (AvD). Er zählt damit zu den ersten öffentliche Institutionen, die nach dem Ende des II. Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches mit Einwilligung der Siegermächte entstanden.
Um an dieses historische Ereignis zu erinnern, wird der AvD-Hauptausschuss, der die Vertreter der Ortsclubs umfasst und eines der zentralen Club-Gremien bildet, am 9. November an historischer Stätte im Saal der Villa Borgnis, dem Kurhaus von Königstein im Taunus, zusammenkommen und in einer Feierstunde an den Neustart erinnern.
Rückblick: Um der Gleichschaltung zu entgehen wird der AvD zum DAC
Um der Gleichschaltung in der Einheitsfront der deutschen Kraftfahrer und der Eingliederung in den Der Deutschen Automobil-Club (DDAC) zu entgehen, ändert der AvD im Jahr 1934 seinen satzungsgemäßen Zweck. Damit einher geht eine Namensänderung in Deutscher Ausland-Club e. V. (DAC) und die Aufgabe der automobilen Tradition. 15 Jahre später liegt Deutschland nach dem verlorenen II. Weltkrieg und dem Zusammenbruch sämtlicher staatlicher Institutionen in Trümmern. Die Siegermächte haben das Land in vier Besatzungszonen mit jeweils eigenen Militärverwaltungen aufgeteilt. Aus Sorge vor Racheakten und Partisanen, den sogenannten „Wehrwölfen“, ist die Reisefreiheit zunächst innerhalb und besonders zwischen den einzelnen Zonen erheblich eingeschränkt.
Neustart nach dem Zusammenbruch
Bereits im Winter 1947/48 verlauten aus der sowjetischen Zone die ersten Vorschläge zur Wiederbelebung des AvD. Zwar wird die Idee auch in den westlichen Zonen von einstigen AvD-Mitgliedern gerne aufgegriffen, doch die Umsetzung beansprucht neben erheblichem Engagement auch viel Zeit. Hinzu kommt, dass die ehemaligen Mitglieder von AvD und DAC durch die Kriegswirren mehrheitlich in alle Winde verstreut sind und mangels zuverlässigem Meldewesen teils nicht auffindbar sind, teils in Internierung oder Gefangenschaft sitzen und teils im Exil leben. Dennoch findet sich eine Gruppe von Optimisten, die überzeugt sind, den Geist des ursprünglichen AvD wieder erwecken zu können. Mit viel persönlichem Einsatz, tatkräftiger Initiative und entschlossenem Zupacken gelingt es ihnen, die Grundlage für den Wiederaufbau zu schaffen.
Allen Widerständen zum Trotz
Mitte Mai 1948 kommt es zu einem Treffen von Verleger August Christ, Georg Zettritz und Ministerialrat Dr. Eras, bei der die Grundlagen und die Zielsetzung einer Wiederbegründung besprochen werden. Für den 5. Juni 1948 wird das erste informelle Treffen im Wiesbadener Hansa-Hotel einberufen – einschließlich der Bitte an die Teilnehmer Getränke und Verpflegung selbst mitzubringen. Doch obgleich die Idee der Wiedererweckung unter den Teilnehmern sofort begeisterte Zustimmung erfährt, hängt der Erfolg kurz vor der bereits absehbaren Währungsreform am sprichwörtlich seidenen Faden. Der Erfolg der Bemühungen stellt sich dennoch ein: Binnen weniger Wochen schreiben sich Hunderte ehemaliger AvD-Mitglieder in die Listen für die Neugründung ein und der Gründungsfonds sammelt 40.000 Deutsche Mark (DM).
Erstes AvD-Präsidium vereint zahlreiche große Namen
Am 6. November 1948 kommt es im Saal des Kurhauses von Königstein im Taunus zur Wiederbegründungsversammlung des Automobilclubs von Deutschland e. V.. Es wird eine neue AvD-Satzung verabschiedet und ein Präsidium sowie ein Repräsentanten-Ausschuss als Vertretung der angeschlossenen Ortsvereine gewählt. Der ehemalige hessische Ministerpräsident und Rektor der Universität Heidelberg, Professor Dr. Karl Geiler, wird der vierte Präsident in der AvD-Geschichte. Als Vizepräsidenten fungieren Carl Max Graf von und zu Sandizell sowie Georg Zettritz, als Sportpräsident der Rennfahrer Manfred von Brauchitsch. Zu den weiteren Funktionsträgern zählen unter anderem Dr. Heinrich von Brentano, Bundesaußenminister im ersten Kabinett Adenauer, sowie Dr. Harald Koch, Hessischer Minister für Verkehr und Wirtschaft.
Neue Heimat in Frankfurt am Main
Da das ehemalige AvD-Haus in Berlin dem Krieg zum Opfer gefallen war, die Hauptstadt durch die Blockade der Sowjets nicht zu erreichen ist und über die Luftbrücke versorgt werden muss, sucht der wiederbegründete AvD eine neue Heimat in Frankfurt am Main. Als Übergangsquartier nutzt der Club zunächst zwei Räume, die ihm die Deutsche Turnerschaft in der Arndtstraße 9 zur Verfügung stellt. Auf Grund der allgemein schlechten Versorgungslage müssen anfänglich Holz und Kohlen zum Heizen in den Aktentaschen mitgebracht werden. Dennoch ist man so erfolgreich, dass bald in München, Baden-Baden, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Krefeld, Hagen, Dortmund, Essen, Aachen, Wiesbaden, Braunschweig, Bremen, und Hamburg Orts- bzw. Korporativclubs wieder ins Leben gerufen werden. Bis Ende 1949 steigt die Mitgliederzahl von 483 auf 1.541 Mitglieder und überspringt im Verlauf des Jahres 1952 dann die 4.000er-Marke. In diesem Jahr errichtet der AvD auch sein erstes eigenes Clubhaus der Nachkriegszeit in der Fürstenberger Straße im Frankfurter-Westend. Auch 70 Jahre später ist der Automobilclub von Deutschland weiterhin in Frankfurt am Main beheimatet. Im Jahr 2017 hat der AvD seine neue Hauptverwaltung in der Goldsteinstraße 237 im Frankfurter-Stadtteil Goldstein bezogen.
AvD – MOBILITY & MORE!
Als traditionsreichste automobile Vereinigung in Deutschland bündelt und vertritt der AvD seit 1899 die Interessen der Autofahrer. Mit seiner breiten Palette an Services wie der weltweiten Pannenhilfe, einschließlich einer eigenen Notrufzentrale im Haus, weltweitem Auto- und Reiseschutz, Fahrertrainings und attraktiven Events unterstützt der AvD die Mobilität seiner Mitglieder und fördert die allgemeine Verkehrssicherheit. Das Gründungsmitglied des Automobilweltverbandes FIA betreut seine rund 1,4 Millionen Mitglieder und Kunden ebenso persönlich wie individuell in allen Bereichen der Mobilität und steht für Leidenschaft rund ums Auto.
70. Jubiläum der Wiedergründung des AvD
Erstes Präsidium ist ein „who is who“ im Nachkriegs-Deutschland
Veröffentlicht am: 02.11.2018
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