Gestern sah ich im rbb-Fernsehen – dem dritten Programm für Berlin und Brandenburg – eine Sendung mit dem Titel „Ungleichland". Ich traute weder Augen noch Ohren. Wurde das, was da über den Bildschirm lief, von der Propagandaabteilung des Politbüros der SED und mithilfe eines altersmilden Karl-Eduard von Schnitzler produziert?
Es ging um die Superreichen in diesem Land, es ging um Politiker und die Frage, wer denn die Macht im Lande hat. Zumindest war das das vordergründige Thema. Mein Eindruck war, dass es vor allem um das Lieblingsthema der Deutschen ging – dem Neid. Man holte so ziemlich alles aus der politischen Mottenkiste, was da zu finden ist.
Klar ging es um mangelnde Aufstiegschancen – oh Wunder – um die Ängste des Mittelstandes. Wobei man zu meinem Erstaunen wissen ließ, dass man gar nicht weiß, wen man eigentlich als reich oder superreich bezeichnet. Man weiß nur sehr genau, wer als arm gilt. Wer zum sogenannten Mittelstand gehört, blieb ebenfalls unbeantwortet.
Für mich war der Mann des Abends Christoph Gröner. Als einer der größten deutschen Immobilienentwickler gehört der Selfmade-Millionär auch nach eigener Einschätzung zu den Superreichen. Doch leider streifte auch er nur in Ansätzen, warum aus meiner Sicht der Aufstieg in die Kategorie der gut- und besserverdienden nicht viel mit den Superreichen oder damit zu tun, dass immer mehr Geld mit Geld als in der Realwirtschaft verdient wird.
Was ich meine? Schuld ist die Politik, viel schuldiger ist aber die Bürokratie – als Folge politischer Entscheidungen. Wenn man nur die Hälfte aller bürokratischen Vorschriften abschaffen würde, wäre es für viele Menschen deutlich leichter, den Aufstieg zu schaffen. Doch das Problem beginnt schon in den Schulen. Welcher Schulabsolvent, welcher Universitätsabsolvent, weiß etwas von der Börse, von Aktien, von Zertifikaten oder von Bitcoins? Wer hat während seiner Ausbildung gelernt, wie man ein Unternehmen gründet und erfolgreich führt, wer hat gelernt, nach Niederlagen wieder aufzustehen? Das sind sicherlich weniger, als wir Millionäre im Land haben. Schulabgänger wissen höchstens, wie man Lotto spielt.
Wieso macht man es Leuten, die Karriere machen (wollen), die sich selbstständig machen, die freiberuflich arbeiten wollen, nicht viel einfacher? Wie wäre es, wenn man allen, die einen solchen Plan ernsthaft verfolgen einen zins- und tilgungsfreien Zuschuss von 50.000 Euro auszahlt und fünf Jahre Steuerfreiheit garantiert? Das nur mal so als eine Idee.
Dazu braucht es mehr Geld schon in der Bildung? Mehr Geld? Wir brauchen weniger Bürokratie im Bildungswesen, mehr gleiche Standards. Wir brauchen vor allem weniger Provinz-Politiker, die – Verzeihung – so bescheuert sind, dass einfach mal so 5 Milliarden Euro nicht für das Bildungswesen genutzt werden können, weil man sich in schwachsinnigen Eifersüchteleien ergeht. Das ist ein riesiges Problem in diesem Land.
Selbstverständlich kam gestern auch das Thema Reichensteuer auf. Was soll der Staat mit dem Geld? Er kann, siehe oben, mit dem Geld nichts anfangen, weil niemand in den Amtsstuben da ist, der sich durch den eigenen Bürokratiedschungel wühlen kann. Wenn man dann Geld ausgibt, kommt so etwas wie die Elbphilharmonie oder der Flughafen BER raus.
In Deutschland muss man endlich mit den Neiddebatten, mit dem Jammern, mit dem Rumgequatsche aufhören. Man muss endlich machen. Das hat man gestern Abend von Christoph Gröner lernen können.
Ich muss jetzt auch machen – das Frühstück.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Uneinigland
Wo leben wir eigentlich
Veröffentlicht am: 05.12.2018
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