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Morgengruß von Helmut Harff: Gedenken

… aber an wen?

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu fragen, wem wir heute gedenken, kommt in Deutschland einem Sakrileg nach. Diese Frage darf sich nicht einmal die AfD stellen. Und doch, mich treibt diese Frage um. Wem gedenken wir heute?

Selbstverständlich gedenken wir heute den ermordeten Juden aus fast ganz Europa, wir gedenken den Sinti und Roma – damals noch Zigeuner genannt. Es gibt sicherlich noch ein öffentliches Gedenken an die ermordeten Homosexuellen und man erinnert sich an die unzähligen Menschen, die man im Hitlerreich zum „unwerten Leben“ zählte – gemeint sind geistig und körperlich behinderte Menschen.

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus muss man sich auch an die unzähligen Menschen erinnern, die wegen ihres Glaubens oder ihrer Feindschaft zum faschistischen Deutschland ermordet wurden. Doch was ist mit denen, die der NS-Staat als Volksschädlinge verteufelte, an die Prostituierten, Zuhälter und Kleinkriminellen, die irgendwann im KZ landeten?

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus müssen wir uns auch an den Millionen Toten erinnern, die infolge des 2. Weltkrieges ihr Leben, ihre Gesundheit und ihren Besitz einbüßten. Wir müssen uns aber auch daran erinnern, wie viele materielle Werte in Europa in der Zeit von 1933 bis 1945 vernichtet wurden.

Woran müssen wir uns am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus noch erinnern? Zu der Frage animierte mich gestern in einem Radiointerview der Vorsitzender des Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland Romani Oskar Rose. Er, aus dessen Familie allein 13 Mitglieder in Konzentrationslagern ermordet wurden, zählt auch die Deutschen zu den Opfern des Nationalsozialismus. Wenn einer das sagen kann, dann sicherlich ein Vertreter der Opfer deutschen Rassenwahns. Herr Rose verwies auf das Leid der Deutschen, er verwies darauf, dass auch unzählige Deutsche dem NS-Staat zum Opfer fielen, dass viele ihr Leben, ihre Lieben in Folge des Krieges verloren, dass deutsche Städte in Schutt und Asche daniederlagen und er verwies darauf, dass auch die deutsche Teilung ein Ergebnis des nationalsozialistischen Wahnsinns war.

Noch einmal: Darf man fragen, wem man heute alles gedenken soll? Ja, ich glaube, man darf alles fragen. Dazu vielleicht ein Beispiel: Im Rahmen des Besuches eines KZ-Überlebenden in unsere Schule fragte ich – damals 13 Jahre alt – ob man im KZ auch mal gelacht hat. Ich wurde sofort von der Lehrerin streng gemaßregelt und sollte den Klassenraum verlassen. Das war eine damals übliche Strafe. Der für mich damals alte Mann widersprach der Lehrerin und begann zu erzählen.

Zu unser aller Überraschung erzählte er gleich mehrere Episoden, die immer darin endeten, dass die geschundenen KZ-Insassen lachten. Der Überlebende des Nationalsozialismus, an den ich heute denke, meinte, dass ohne solche Geschichten das Überleben noch viel schwerer gewesen wäre.

Diese Geschichte zeigt mir seit damals, dass man alles fragen darf, dass man alles fragen soll und muss. Die Antwort ist das wichtige, die Antwort des Überlebenden damals und die Antwort von Romani Oskar Rose heute.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 27.01.2019

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