The Dark Tenor – das ist ein gebürtiger US-Amerikaner, der in Deutschland zweisprachig aufwuchs. Hinter dem Pseudonym, dessen bürgerlicher Name unbekannt ist, verbirgt sich ein verdammt netter und völlig uneitler Mann mit einer klassischen Gesangsausbildung.
Seine ersten gesangliche Gehversuche machte er im Knabenchor Hannover, bevor er acht Jahre lang im Dresdner Kreuzchor sang. Seine klassische Musikkarriere setzte er im Chor der Dresdner Semperoper fort.
The Dark Tenor verbindet populäre Melodien aus Opern und Sinfoniekonzerten mit neuen Texten und Melodien aus der Popmusik. Sein Markenzeichen als Crossover-Künstlers war die Verhüllung seines Gesichtes durch eine schwarze Maske und Kapuze, danach durch eine schwarze Halbmaske. Heute verhüllt er sein Äußeres nicht mehr, die Aura des Geheimnisvollen genießt er aber noch immer. Das ist auch seinem neuesten Album „Symphony of Ghosts“ schon bei den ersten Tönen anzuhören.
Genussmaenner.de-Chefredakteur traf The Dark Tenor kurz vor dem Start seiner aktuellen Tour, auf der er, begleitet von vier exzellenten Musikern, vor allem sein neues Album vorstellt, aber auch seine Verbundenheit zur Klassik beweist.
Sie waren Kruzianer und standen auf der Bühne der Semperoper. Wieso kam es dazu, dass Sie als Solist nicht erkannt werden wollten, zum Dark Tenor wurden.
The Dark Tenor:
Ich wollte mich nicht verstecken. Ich hatte nach einer Idee gesucht, wie ich Klassik innovativ präsentieren und so eine ganz neue Zielgruppe erreichen kann. Ich komme ja von der Bühne, da fragte ich mich, wie ich die Musik inszenieren kann, wie ich sie auf die Bühne bringen kann. Da ich ein Fan von Game of Thrones bin und alles Mystische mag, lag die Maskierung irgendwie auf der Hand.
Sie sitzen jetzt ohne Maske vor mir und werden wohl auch so auftreten. Was ist passiert?
The Dark Tenor:
Ich kann ja nicht immer das Gleiche machen. Heute erzähle ich mehr persönliche Geschichten. Da muss man dann auch Gesicht zeigen.
Ging denn der Plan auf, als The Dark Tenor Menschen, die mit dieser Musik bis dato nichts anfangen konnten, die Klassik schmackhaft zu machen?
The Dark Tenor:
Ich glaube, dass ich mein Ziel erreicht habe. Aber, das werden Sie sicherlich im Konzert erleben. Ich hatte mich gerade mit 80 VIP-Gästen getroffen, darunter waren viele, die erst durch mich die Klassik entdeckt haben. Der Sohn einer Besucherin singt jetzt sogar im Chor.
Welche Art von Klassik lieben Sie, hören Sie privat?
The Dark Tenor:
Ich mag das, was man als schwere Klassik bezeichnet, die dramatischen Stücke. Eines meiner Lieblingsstücke ist „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger.
Das ist wirklich keine leichte Kost.
The Dark Tenor:
Ja, aber das mag ich, ich liebe nicht nur diese Trauermotette, sondern auch Mozarts Requiem und ähnliches. Ich sagte ja schon, dass mich mystisches anzieht.
Ein mystischer Opernsänger. Haben Sie der Opernbühne den Rücken gekehrt?
The Dark Tenor:
Ganz im Gegenteil, ich finde die Oper großartig, allen voran die Semperoper. Die kenne ich nun wirklich in- und auswendig. Immer wenn ich ein Opernhaus betrete, atme ich diesen ganz typischen Theatergeruch ein. Ich liebe die Technik, die Seilzüge und was es dort noch alles gibt. Deshalb freue ich mich auch ganz besonders auf unser Konzert in der Alten Oper in Erfurt.
Sie sind ein ausgebildeter Tenor und Kruzianer. Wie würden Sie Ihre Stimmlage bezeichnen?
The Dark Tenor:
Ich war in der Tat 1. Tenor sowohl im Kreuzchor als auch im Sempern-Opernchor. Von Hause aus bin ich ein lyrischer Tenor, mache aber auch Counter-Sachen.
Einerseits das klassische Repertoire, andererseits harter Rock, das geht auf die Stimme. Das geht teilweise so auf die Stimme, dass die Karriere schneller endet, als man es glaubt. Man denke nur an Peter Hofmann. Was machen Sie, damit es Ihnen nicht auch so geht?
The Dark Tenor:
Ich pflege wie jeder Sänger meine Stimme, betreibe Stimmpflege und mache regelmäßig Gesangsübungen. Selbstverständlich halte ich mich fit. Zur Schonung der Stimme trinke ich beispielsweise auf der Tour keinen Alkohol, sondern wirklich nur heißes Wasser.
Wer ist ihre Stimmcoach?
The Dark Tenor:
Das ist kein geringerer als David le Brewer, der unter anderem auch Beyoncé betreute.
Nun steht auf der Bühne nicht nur der namenlose The Dark Tenor. Mit wie viel Leuten sind Sie immer auf Tour?
The Dark Tenor:
Das ist sehr unterschiedlich. Aktuell sind es 12, 13 Leute, dazu kommen noch die Vorbands. Es kann aber auch sein, dass ich mit einem Trio unterwegs bin. Übrigens, von meiner aktuellen Truppe sind einige auch klassische ausgebildete Musiker, wie mein Gitarrist, der auch ein hervorragender Cellist ist.
Was sind 2019 für Sie Konzert-Höhepunkte?
The Dark Tenor:
Das ist eine wundervolle Klassik-Matinee am 21.12. im Berliner Kesselhaus. Ich freue mich auch sehr auf unser Konzert in der Christuskirche Bochum.
Bis dahin ist es noch etwas hin. Jetzt wünsche ich Ihnen toi, toi, toi für das Konzert.
Foto: © Karl Treblanchet