Wir sind nicht nur in Michael Endes „Momo“ viel zu häufig graue Herren. Männer gehen zumeist in der Masse unter. Dabei haben wir sehr viele Männer, die es entweder auf Grund ihrer körperlichen Merkmale oder anderer Attribute geschafft haben, allein schon darüber bekannt zu bleiben.
Da gibt es Märchenfiguren wie Pinocchio, Rübezahl oder Zwerg Nase. Es gibt aber auch Typen wie Ludwig der 14., den Alten Fritzen, Karl Marx, Till Eulenspiegel, Donald Trump, Mao, Lang Lang, Mozart. Die mir gerade so in den Kopf gefallene Liste kann jeder für sich ganz sicher noch eine Weile fortsetzen.
Wir kennen diese Figuren, wir kennen diese Männer – und noch wichtiger – wir erkennen sie sofort wieder, wissen, wer sie sind. Doch was machen wir? Wir ziehen uns alle an wie die grauen Herren, mit denen es Momo zu tun hat. Die wollen so unauffällig sein, um den Menschen besser die Zeit stehlen zu können.
Und die Männer heute? Eigentlich wollen wir ja nicht zur grauen Masse gehören, wollen nicht in ihr untergehen. Und doch gelingt das kaum. Dabei ist das ganz einfach. Es ist gar nicht teuer und tut vor allem nicht weh.
Man muss eigentlich gar nicht viel tun. Man muss sich nur einen speziellen Friseur suchen – vielleicht den von Donald Trum oder Mooshammer selig. Man kann sich auch einen Bart wachsen lassen und pflegen, wie es Horst Lichter tut. Man kann auch schlicht immer im perfekt sitzenden dreiteiligen Anzug auch da auftauchen, wo Anzug nicht unbedingt gefragt ist, wie es Roland Kaiser tut.
Ja, ich tue das schon seit längerem. Vor Jahren reichte es noch, wenn ich auf das Rasieren verzichtete und ich war der mit dem Bart. Das gelingt heute nur noch, wenn man dem viel Aufmerksamkeit widmet, wozu ich zu faul bin. Ich habe mich für das Tragen eines Hutes und einer etwas auffälligen Brille entschieden. Auch damit war ich lange fast allein. Jetzt musste ich beim Hut nachlegen. Meiner ist jetzt rot. Das fällt auf.
Der Hut fällt genauso auf, wie meine roten Schuhe und die gleichfarbige Schleife zum Anzug. Nur beim Wiener Opernball geht das nicht. Da sehen alle Männer gleich aus. Doch das nur am Rande. Ja, ich falle etwas raus aus der Masse der grauen Herren. Das hat mehrere Folgen: Einerseits erkennt man mich. Ich bin halt der Mann mit dem roten Hut oder den roten Schuhen. Andererseits werde ich immer wieder auf mein Outfit angesprochen. Mir gefällt das, zumal diese Ansprache noch nie negativ ausfiel.
Manchmal tut mir allerdings die Beste Frau der Welt an meiner Seite leid. Sie hat auch einen roten Hut auf, hat eine viel tollere Brille als ich und das tollste Ballkleid weit und breit an. Nicht sie, sondern ich werde aber für mein Outfit gelobt. Das ist nicht immer nett, aber ich weiß, dass ich nicht nur die beste, sondern auch die schickste Frau an meiner Seite habe.
Und doch, was sagt das über das Männerbild, wenn schon ein Hut, eine Brille, ein Paar Schuhe reichen, um positiv aus der Masse der Männer hervorzustechen? Es zeigt auf jeden Fall, dass es für die Männer noch viel Luft nach oben gibt.
Zum Frühstück liebe ich es eher leger, gern im eleganten Morgenmantel.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück. Entkommen Sie den grauen Herren.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Einfach auffallen
Warum immer in der Masse verschwinden...
Veröffentlicht am: 12.03.2019
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