Heute soll sich ja der Bundestag mit den Ideen von Gesundheitsminister Spahn befassen, der uns Kassenpatienten das Leben erleichtern will. Er will sogar, dass bestimmte Ärzte mehr Geld bekommen.
Ein Vorschlag ist ja, dass Ärzte fünf Stunden in der Woche ihre Dienste ohne vorherige Terminvergabe anbieten. Das klingt gut – zumindest auf den ersten Blick. Doch wie ist die Realität? Aus meinem Leben kann ich nur sagen, dass es viele Ärzte gibt, die einfach keine Ahnung vom Zeitmanagement haben.
Ich hatte in meinem Leben mehrere Zahnärzte. Bei dem einen wartete ich manchmal trotz Termin zwei Stunden, mein jetziger entschuldigt sich, wenn ich eine viertel Stunde warten muss. Ich gehe davon aus, dass beide das gleiche Geld für meine Behandlung bekommen, ich weiß, dass beide einen guten Job machen. Und doch, mit meiner Zeit gehen beide sehr unterschiedlich um.
Noch dramatischer sind meine Augenarzterfahrungen. Bei dem einen Augenarzt – Termin um 8 Uhr, kam ich nie vor 15,16 Uhr aus der Praxis, konnte zwischendurch sogar was essen gehen. In der Berliner Charité war nicht einmal das möglich. Auch hier wurde nur nach Terminvergabe behandelt. Obwohl bekannt war, dass der entscheidende Arzt erst gegen 14 Uhr aus dem OP kommen würde, durfte ich schon ab 8 Uhr auf dem völlig unschönen Korridor Platz nehmen. Nun habe ich einen Augenarzt, der gar keine Termine vergibt. Das Ergebnis? Ich bin immer mindestens vier Stunden in der Praxis. Die Behandlung dauert höchstens 30 Minuten.
Was wird nun mit Herrn Spahns Plänen besser? Vielleicht sollte man angehenden Ärzten schon beibringen, wie man mit der Zeit seiner Patienten, aber auch mit den Mitarbeitern, die den Frust abbekommen, umgeht. Hier wären auch Handreichungen der Kassenärztlichen Vereinigungen sinnvoll.
Und dann will Spahn Ärzte auf dem Land finanziell besser stellen. Ärzte auf dem Land? Was ist für den Gesundheitsmister „Land“? Arnis – mit 300 Einwohnern die kleinste Stadt Deutschlands oder Haßloch, ein Dorf mit über 20.000 Einwohner? Ob das angestrebte Gesetz definiert, was da genau gemeint ist?
Ich frage mich auch, ob es ausreicht, etwas mehr pro Patient zu bezahlen. Ich finde, dass man angehende „Landärzte“, also Mediziner, die sich da niederlassen, wo es an Ärzten mangelt, eher mit zinsfreien Krediten zur Einrichtung einer Praxis unterstützen soll. Die Tilgung sollte dann noch von der wirtschaftlichen Entwicklung der Praxis abhängig gemacht werden.
Weniger Bürokratie würde übrigens allen helfen, den Ärzten, den Patienten und dem gesamten System. Es würde sicherlich auch dazu führen, unsere Krankenkassenbeiträge auf ein erträgliches Niveau zu reduzieren. Das würde auch der Wirtschaft entgegen kommen.
Um es noch mal zu sagen, das was Spahn vorschlägt, geht in die richtige Richtung, doch wohl in vielen Fällen an der Realität vorbei. Doch die gesundheitliche Versorgung ist ein Grundrecht, genau so wichtig, wie eine Wohnung und Essen und Trinken. Bevor wir das Weltklima im Alleingang retten, sollten wir zumindest sichern, dass jeder und vor allem überall die beste gesundheitliche Betreuung erhält – egal ob er in Haßloch, in Arnis oder sonstwo wohnt.
Ohne ärztliche Hilfe werde ich jetzt Frühstück machen.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück. Bleiben oder werden Sie gesund.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Hallo Doc
Meine Arzterfahrungen
Veröffentlicht am: 15.03.2019
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