Sicherlich haben Sie es schon gelesen: Das Goslar-Institut meldete steigende Zahlen von Durchfallern bei der Führerscheinprüfung. Warum immer mehr gerade die theoretische Prüfung nicht schaffen, ist nur schwer zu erklären.
Eine mögliche Erklärung lautet: Ausschlaggebend für ein Scheitern in der Theorieprüfung kann nach Einschätzung von Psychologen ebenfalls sein, dass sich die Art zu lernen im Laufe der Zeit verändert hat: Auswendiglernen, wie es etwa für die theoretische Führerscheinprüfung gefordert wird, ist heute nicht mehr so gefragt. Stattdessen geht es inzwischen mehr um Verstehen, um Wissensmanagement. Das kann zwar in der Fahrschule auch zum Teil helfen, doch bei den Verkehrsregeln gibt es nichts zu hinterfragen, die müssen nur gepaukt werden. Und das sind offenbar einige junge Menschen nicht mehr gewohnt.
Ich kann diese Einschätzung sehr gut nachvollziehen. Sie ist eine schallende Ohrfeige für alle, die den klassischen Unterricht – Lehrer lehrt vor der Klasse stehend und Schüler lernen vor dem Lehrer sitzend – für Teufelszeug halten. Ich frage mich, wie man etwas verstehen soll, verstehen kann, wenn man nicht mehr lernt, welche Regeln es gibt. Ich habe mein Leben lang gehört, dass man nicht für die lernt, die Bildungspläne aufstellen, sondern dass ich für mich, für das Leben lerne. Ich lernte also Regeln, ich lernte, was Fakt ist, ich lernte auch auswendig. Aber, ich lernte auch zu hinterfragen, ich lernte Fragen zu stellen, was nicht immer auf wirkliche Gegenliebe stieß. Ich lernte so auch, dass Fragen stellen nicht immer gefragt ist. Ob sich das heute geändert hat?
Und heute? Man lese oben noch mal nach. Da ist vom Pauken, vom auswendig lernen die Rede. Es ist auch die Rede davon, dass das wohl nicht mehr angesagt ist. Mir geht nun die Frage durch den Kopf, ob das der Grund ist, dass so viele junge Leute lieber studieren, als einen Beruf zu erlernen. In einem Lehrberuf – sei es Kraftfahrer, sei es Altenpfleger, Bäcker oder irgend ein anderes Handwerk - gibt es nicht so häufig etwas zu hinterfragen, da gelten Regeln, da gelten Normen und da gelten auch Traditionen. All das muss man lernen. Das, so das Goslar-Institut, haben die Schüler aber nicht mehr im notwenigen Maße drauf.
Was sagt uns das aber nun? Mir sagt es, dass nicht alles, was modern klingt, auch zeitgemäß ist. Schule ist eben etwas, wo man lernt, wo man das Lernen lernt, wo man aber auch lernt, dass es Regeln gibt, dass nicht alles im Leben zu hinterfragen ist. Was haben wir für ein Bildungssystem, das junge Menschen ins Leben entlässt, die nicht einmal in der Lage sind, eine theoretische Fahrprüfung zu verstehen, die nicht in der Lage sind Regeln als solche anzusehen.
In dem Beitrag zur Fahrschule heißt es übrigens noch: Allerdings bemängeln Fahrlehrer bei ihren „Auszubildenden“ auch eine abnehmende Bereitschaft, sich ausreichend auf die Prüfung vorzubereiten. Die Zahl der Zocker, die ohne groß zu pauken erst einmal auf gut Glück in die theoretische Prüfung gingen, um sie gegebenenfalls zu wiederholen, habe zugenommen, berichten Fahrschulen. Das klingt für mich nach der Einstellung ich lerne HarzIV-Empfänger.
Meine Regel am Morgen lautet: Kaffee kochen, Brötchen aufbacken und ein fröhliches Morgengesicht aufsetzen.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Lernen für das Leben
… aber für welches?
Veröffentlicht am: 28.03.2019
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