Gestern hörte ich davon, dass die Verlagsleiterin beim kleinen Kölner Fantasy- und Rollenspielverlag Feder & Schwert eine neues Label platzieren will. Unter „Wicked Queen Editions“ soll eine Reihe für feministische Fantasy-Literatur auf den Markt gebracht werden.
Als ich das hörte, hatte ich gleich einen Namen im Kopf – Alice Schwarzer. So ist es, wenn man als älterer Mann etwas von feministischer Literatur hört. Ich dachte, dass die betagte Feministin ihre Zeitschrift „Emma“ nun zur Fantasy-Literatur erklärt. Ja, ich weiß, das ist nicht nett gedacht, doch wer denkt schon immer nette Sachen. Ich eben nicht.
Dann sah ich bei Google nach und fand auch den gerade gehörten Beitrag. Kathrin Dodenhoeft, die Verlagsleiterin bei Feder & Schwert, ist mit der Fantasy-Literatur nicht zufrieden. Sie ist vor allem mit den geschilderten Frauenrollen in der Fantasy-Literatur nicht zufrieden. In der Meldung vom Deutschlandfunk heißt es: "Männer schreiben ernste Fantasy-Romane über Machtspiele, Krieg und Ehre – Frauen schreiben romantische Fantasy für Mädchen“. Das zweifel ich nicht an.
Was mich wundert oder eigentlich auch nicht, ist eben genau diese Tatsache, dass ich das überhaupt nicht in Frage stelle. Doch wenn das so ist, welche Romane will Frau Dodenhoeft dann veröffentlichen? Wer schreibt für einen so kleinen Verlag etwas, was er bisher wohl nicht geschrieben hat? Vielleicht hat ja die eine oder der andere Autor noch etwas in der Schublade, was das Etikett feministische Fantasy-Literatur verdient.
Mir geht schon wieder die Frage durch den Kopf, was denn feministische Fantasy-Literatur eigentlich ist. Noch ein Zitat aus der Meldung: "Um bei den „Wicked Queens“ aufgenommen zu werden, muss man allerdings ein paar Mindestbedingungen erfüllen, sagt die Verlagschefin: Die Geschichte einer Frau muss entscheidender Teil der Handlung sein. Es müssen noch viele weitere intelligente Frauen die Welt bevölkern, die eigene Geschichten mitbringen. Wenn die Frauen sich verlieben, sollen sie nicht automatisch ihre Zurechnungsfähigkeit verlieren. Und: Auf keinen Fall sollen sie perfekt sein müssen – sie dürfen sogar extrem unsympathisch sein. Denn schließlich, meint Dodenhoeft, gebe es eh viel zu wenige weibliche Bösewichte in der Fantasy."
Also, welche Rolle Frauen in der aktuellen Fantasy-Literatur spielen, weiß ich nicht, denn ich kann mit dem Genre nichts anfangen – egal ob die maskulin oder feminin, ob hart oder rosarot daherkommt. Doch ich bin Märchenfan. Für mich ist auch das Fantasy-Literatur. Und da gibt es durchaus starke Frauen, die keineswegs perfekt sind. Man denke an die russische Babajaga, an Schneewittchen, Hänsel und Gertel, die Schneekönigin oder Rotkäppchen. Ohne starke, witzige, ausdauernde, aber auch bitterböse Frauen gäbe es unzählige Märchen, aber auch Sagen überhaupt nicht.
Wenn die Idee der Reihe „Wicked Queen Editions“ nicht nur ein Marketingag ist, bin ich mal gespannt, welche Bücher da erscheinen werden.
Vielleicht nur noch eines zu dem Thema: Auf der Buchmesse in Leipzig wurde mir auf die Frage nach Männerbücher so gut wie nie Fantasy-Literatur angeboten. Es hieß häufig, das ist etwas, was Frauen lesen. Die Titel dieser Bücher ließen nicht darauf schließen, dass es hier um Frauendarstellungen geht, wie sie Kathrin Dodenhoeft gern sehen würde. Vielleicht ist Feminismus doch ein Verkaufsargument. Leider wenig für männliche Leser und die sind ohnehin nicht gerade die große Zielgruppe der Verleger.
Ob es auch feministisches Frühstück gibt? Ich kümmere mich jetzt mal um die Unisex-Variante.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Feministische Fantasy
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Veröffentlicht am: 29.03.2019
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