Gestern hieß es in einer auch hier veröffentlichten Pressemitteilung: „880.000 Pedelecs im Gesamtwert von 789,6 Millionen Euro wurden 2018 nach Deutschland importiert“. Allgemein wurde gerade diese Zahl bejubelt.
Klingt ja auch gut. 880.000 E-Bikes kommen neu allein aus dem Ausland auf unsere Straßen und das nur in einem Jahr. So retten wir das Klima ganz sicher und beseitigen so ganz nebenbei die Staus auf unseren Großstadtstraßen.
Das kann man so denken und macht das, was viele machen. Doch stimmt das? Haben jetzt tausende, wenn nicht hunderttausende ihre Autos verkauft beziehungsweise auf den Kauf eines Autos verzichtet? Nein, denn die Zahl der neu zugelassenen Autos ist eben nicht deutlich gesunken. Daran ändert auch nichts, dass die Zahl der privaten Autos rückläufig ist.
Doch das ist nur das eine: Leider rechnet keiner mal nach, was sich so hinter den 880.000 importierten E-Bikes eigentlich verbirgt. Nimmt man mal an, so ein E-Bike wiegt mit seiner Verpackung 15 Kilo, denn benötigt man für deren Transport 330.000 pickepacke vollgepackte 40-Tonner Diesel, von den Schiffscontainern mal ganz abgesehen.
Wenn nun jeder der Neu-E-Biker seinen Akku nur zweimal im Jahr auflädt – die sollen so 250 Watt Leistung haben – braucht es die Leistung eines Kraftwerks wie das in Boxberg. Ehrlich, den Berg an Verpackungsmaterial will ich mir gar nicht vorstellen. Ich möchte auch gar nicht daran denken, wie man einst die 880.000 Akkus entsorgen will. Doch daran will wohl gar keiner denken.
Woran ich aber gerade denke ist, wie umweltfreundlich sind die so viel umjubelten E-Bikes, die aus Ungarn, Vietnam oder den Niederlanden angekarrt werden. Nehmen die den Müll in zehn oder mehr Jahren wieder zurück oder dürfen wir den ganzen Schrott einschließlich der Batterien selber entsorgen? Dann sollten wir im vielleicht irgendwann mal gefundenen Atomendlager für den Batteriemüll noch eine ziemlich große Ecke frei lassen.
Bis dahin sind neu auf unseren ohnehin unzureichenden Radwegen allein 2018 mindestens 880.000 E-Bikes dazu gekommen. Fahren die hintereinander, so ergibt das eine Strecke von etwa 1.800 Kilometer. Das ist fast soweit wie die Autostrecke von Berlin nach Moskau.
Ich habe so meine Zweifel, dass wir so das Klima retten oder etwas Gutes für die Umwelt tun. So toll ist der ökologische Fußabdruck von E-Bikes wohl gar nicht.
Ich bleibe meinem mit Muskelkraft betriebenen Autoersatz treu.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Zu früh gejubelt?
Ja, wenn man mal nachrechnet …
Veröffentlicht am: 04.04.2019
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