(Helmut Harff / Chefredakteur) Wir alle sind Alleskönner, machen alles selber - häufig eben so gut es geht. Geht es gar nicht, so kennen wir bestimmt jemand, der das irgendwie kann. Ist auch so ein toller Typ nicht zur Hand, machen wir uns auf die Suche nach jemand, der es irgendwie kann. So genau sehen wir da nicht hin, Hauptsache der Preis stimmt.
Davon profitieren die unzähligen Baumärkte in diesem Land. Die setzten nach Angaben von handelsdaten.de 2018 rund 18,75 Milliarden Euro um. Selbermachen ist also total angesagt. Doch wie steht es mit der Qualität, wie mit der Garantie, wie mit der Sicherheit, wie mit der Versicherung? Legt man nicht wirklich selber Hand an, klopft ganz schnell der Zoll an die Tür und ruft ganz laut "Schwarzarbeit". Zugegeben, das passiert relativ selten, doch Ärger mit Versicherungen und teure Nacharbeiten sind dagegen fast an der Tagesordnung.
Und nun kommt Richard Wagner ins Spiel. Der lässt in seiner Oper "Meistersinger von Nürnberg" den Schuhmacher Hans Sachs singen:
Verachtet mir die Meister nicht
und ehrt mir ihre Kunst!
Recht hat der Komponist und Texter. Wir müssen unsere Meister, unsere Handwerker aber nicht nur ehern, wir müssen sie auch beschäftigen. Schön, einfache Arbeiten, oder Dinge, die man selber gelernt hat, kann man - die richtige Ausrüstung vorausgesetzt -ja noch selber machen. Allerdings sollte man beispielsweise bei der Reinigung der Dachrinne daran denken - um nur ein Beispiel zu nennen - dass der Profi nie einfach mal ohne Sicherung eine Leiter anlegt. Wie oft sieht man das aber bei Eigenheimbesitzern. Wenn man dann endlich die Reha hinter sich hat, weiß man, dass Wagner recht hatte.
Ja, so eine Handwerkerstunde ist teuer. Auch mir sträubt sich immer das Nackenfell, wenn ich auf einer Rechnung irgendwas von 40, 60 oder mehr Euro je Stunde lesen muss. Wenn man sich aber mal schlau macht, dann erfährt man zum allgemeinen Erstaunen, dass der Chef eines Unternehmens an so einer Stunde deutlich unter zehn - anderen Angaben zufolge sogar nur 2 bis 3 Euro - verdient. Das trifft auf fast alle der eine Millionen kleine und mittelständische Handwerksbetriebe zu. Die beschäftigen in diesem Land rund 5,5 Millionen Männer und Frauen und setzen immerhin 581 Milliarden Euro um.
Es stimmt also, wir sollten die Meister und ihre Mitarbeiter nicht verachten. Wir sollten sie und ihre Facharbeit vielmehr achten und sich ihrer bedienen. Wie lässt Wagner seinen Hans Sachs weiter singen:
Drum sag' ich euch:
ehrt eure deutschen Meister!
Dann bannt ihr gute Geister...
Vielleicht noch eines, um nicht wieder dumme Kommentare lesen zu müssen: Deutsche Meister sind für mich alle, die eben einen Meistertitel haben, den sie hier gemacht haben oder der hier anerkannt ist. Ob der nun Otto, Ali, Elian, David oder sonstwie heißt.
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