Der Countdown für die nächsten Oberammergauer Passionsspiele läuft: Mit dem Haar- und Barterlass, nach dessen Tradition sich die Darsteller ihre Pracht bis zur letzten Aufführung am 4. Oktober 2020 nicht mehr schneiden dürfen, hat auch der offizielle Ticketvorverkauf begonnen.
Kleine Gemeinde, große Geschichte: Als die Pest im Jahr 1633 ausbrach, gelobten die Bürger von Oberammergau alle zehn Jahre das Spiel des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi aufzuführen. Wie es sich für ehrliche Menschen gehört, erfüllen sie seither ihr Versprechen – 2020 bereits zum 42. Mal. Die Vorbereitungen für das Großereignis laufen schon seit Jahren. 2015 wählte der Gemeinderat den renommierten und preisgekrönten Regisseur und Intendanten des Münchner Volkstheaters, Christian Stückl, zum vierten Mal als Spielleiter. Er ist – wie alle Mitwirkenden der Passionsspiele – auch ein echter Oberammergauer.
Im vergangenen Oktober wurden die Darsteller für die Hauptrollen von Jesus, Maria, Petrus, Judas, Pontius Pilatus und Kaiphas sowie der 120 Sprechrollen bekannt gegeben. Insgesamt spielen knapp 2000 Oberammergauer – das ist etwas weniger als die Hälfte aller Einwohner – bei der Passionsgeschichte mit, die die letzten fünf Tage im Leben Jesu eindrucksvoll nachzeichnet. Dazu gehören auch mehr als 100 Chorsänger sowie 55 Instrumentalisten, die im Orchestergraben das Geschehen musikalisch begleiten.
Wer das weltweit bekannteste Passionsspiel live miterleben möchte, muss sich jetzt um Karten kümmern, denn die 102 Vorstellungen, die vom 16. Mai bis zum 4. Oktober 2020 stattfinden, sind hochbegehrt und schnell ausverkauft. Nicht nur das fünfstündige Theaterstück ist bereits an sich außergewöhnlich, auch die weltgrößte Freiluftbühne mit überdachtem Zuschauerraum mit 4500 Sitzplätzen ist monumental. Am einfachsten sichert man sich die Tickets über eine zweitägige Reise mit dem Bayerischen Pilgerbüro. Über Murnau am Staffelsee führt diese – mit Programm – direkt nach Oberammergau ins Passionstheater.
In der dreistündigen Pause der Passionsspiele gibt es zur Stärkung ein 3-Gänge-Menü, übernachtet wird in einem nahegelegenen Hotel. Am nächsten Tag führt die Rückreise nach München übers Tölzer Land nach Dietramszell. Dort steht ein Besuch der Rokoko-Kirche sowie des auf einem Hügel gelegenen Klosters Reutberg samt Biergarten mit Bergblick auf dem Programm der Studienreise, die ab 578 Euro pro Person kostet.
Fotos: ©Passionsspiele_Oberammergau2020