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Morgengruß von Helmut Harff: Überragend auch mit 50

Meine Erinnerungen an ein Bauwerk…

Es ging am gestrigen Feiertag fast unter – der Berliner Fernsehturm wurde 50 Jahre. Ob die DDR-Oberen ahnten, dass der 3. Oktober mal der Tag sein würde, an dem man das Ende der DDR feiert? Warum sonst hat man das Prestige-Bauwerk eben nicht am 7. Oktober 1969 – dem 20. Jahrestag der DDR eröffnet?

Na ja, man wird ja noch mal nachfragen dürfen. Eine Frage bezüglich des Fernsehturms, der immer noch der höchste seiner Art in Deutschland und der vierthöchste in Europa ist, habe ich bis heute. Uns Berlinern wird ja nachgesagt, dass wir viele prominente Gebäude mit Namen versehen. Ehrlich, so viele sind das gar nicht. Doch beim Fernsehturm stimmt das. Er wird immer gern als Telespargel bezeichnet. Das ist auch naheliegend.

Doch die Berliner sprachen auch gern von St. Walther. Das ist einerseits naheliegend, bei der Nähe verschiedener Gotteshäuser. Doch das war eigentlich nicht gemeint. Bei Sonnenschein zeigt sich in der interessanten Kugelfassade ein Kreuz und der damalige starke Mann hieß Walther Ulbricht. Was lag da näher als St. Walther. Das passte den Genossen sicherlich nicht – und so setzte sich der Telespargel durch.

Ich war ja noch ein Kind, als die Bauarbeiten für den Fernsehturm am Alexanderplatz 1965 begannen. Ich pilgerte regelmäßig mit meinem Vater zu der Baustelle. Ich sah erst wieder nach der Wende bei den Bauarbeiten am Potsdamer Platz und am Berliner Hauptbahnhof ähnlich große Baugruben. Ich war mehr als beeindruckt. Das galt auch für die Bauweise, mit der der sich verjüngende Turmschaft errichtet wurde. Das geschah in Kletterbauweise. Dabei klettert das Gerüst immer einige Meter über den schon gefertigten Turmteil. Ich erinnere mich, dass wir stundenlang dabei zusahen, wie das Gerüst wanderte.

Noch spannender war es, wenn die auf der Erde zuvor vormontierten Kugelsegmente hochgezogen wurden. Wie ich jetzt nachlas, soll das rund 22 Minuten gedauert haben. Ich habe damals ganz sicher den Mund vor Staunen nicht zu bekommen.

Es dauerte dann noch eine ganze Weile, bis auch ich erst im Aussichtsgeschoss und dann im Restaurant die Aussicht genießen konnte. Der Besuch war mein Geburtstagsgeschenk. Wir besuchten also den Fernsehturm an einem Februar-Nachmittag. Es war schon fast dunkel und man konnte Berlin sozusagen bei Nacht betrachten. Es dauerte einige Zeit, bis man die eigentlich bekannten Straßen identifizieren konnte. Doch es war ja auch einiges per Tafeln beschriftet. Nur ein Segment war ausgeblendet. Es war der Teil, von wo das Licht viel heller strahlte, wo sich auf einem Haus ein riesiger Mercedesstern drehte. Es war der Teil Berlin, den ich nur aus dem Westfernsehen kannte – es war Westberlin.

Ich erinnere mich, dass mich dieses helle Licht da drüben voll in den Bann zog. Mein Vater musste mir genau erklären, was da im Westen alles zu sehen war. Dieser Westblick war es, den die DDR-Oberen wahrscheinlich weniger schätzten – oder war ihnen das egal. Ich beobachtete auch in den folgenden Jahren immer wieder DDR-Menschen auf dem Fernsehturm, die mal verunsichert, mal sehnsüchtig in Richtung Westen blickten. Ich beobachtete aber auch ängstliche Menschen, die lieber nicht darüber redeten, was sie da sahen. Ich hatte diese Angst nie, schließlich hatte sich das SED-Politbüro genau für diesen Standort mit Westblick entschieden.

Und heute? Da ist der Fernsehturm immer noch eine architektonische und technische Meisterleistung, ein Gebäude, das wie kein anderes die Skyline der Stadt prägt. Berlin ohne Fernsehturm – das ist für mich nicht denkbar. Deshalb musste ich auch an den wohl größten und schlanksten Berliner denken, der schon 60 Jahre sehr vielen Menschen den Weg in die City Ost der Stadt weist.

Eigentlich müsste man mal auf den Telespargel frühstücken.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto:
Pixabay

 


Veröffentlicht am: 05.10.2019

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