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Der VW Taigo 1.5 TSI DSG R-Line

... ist für Michael Kirchberger, Autoren-Union Mobilität, eine attraktive Alternative



Taigo, das klingt irgendwie niedlich. So könnte ein Glücksdrache aus einer Michael-Ende-Geschichte heißen oder der Luchs in der Augsburger Puppenkiste. Andere denken eher an asiatische Speisen zum Mitnehmen, aber alle liegen falsch.


Der Taigo ist das jüngste SUV von Volkswagen, ein Bruder im Geiste des T-Roc, zumindest wird er im gleichen spanischen Werk wie dieser gebaut und gehört zur Klasse der kleinen SUV. Allradantrieb? Fehlanzeige. Aber sonst kann der 4,27 Meter lange Viertürer mit fast allen Tugenden eines ausgewachsenen Vertreters seiner Spezies punkten. Die erhöhte Sitzposition gehört dazu, auch das Ladevolumen ist standesgemäß. Das coupierte Dach hebt ihn allerdings deutlich vom Wettbewerbsumfeld ab.

Die geringere Höhe führt zu einer harmonischeren Gesamterscheinung als die ebenfalls auf dem Polo basierenden Modelle T-Roc und T-Cross. Das 1,48 Meter hohe Klein-SUV erfreut mit ausgewogenen Proportionen, dynamischeren Linien, und wird mit einem Ladevolumen von 440 bis 1200 Liter überaus alltagstauglich. Auf die variabel in Längsrichtung verschiebbare Rückbank wie im etwa gleich langen T-Roc müssen die Passagiere im Fond allerdings verzichten. Dennoch finden zumindest zwei eine sehr komfortable Sitzposition, weder den Beinen noch dem Kopf fehlt es trotz des angeschrägten Dachs an Bewegungsfreiheit.

Vorne sitzt es sich ebenfalls einwandfrei, eine elektrische Sitzverstellung wird nicht geboten und dennoch findet der Fahrer dank des zweifach verstellbaren Lenkrads mühelos zur richtigen Haltung am Volant. Der Innenraum ist ansprechend ausgestattet, einzig die eher einfach wirkenden Verkleidungen der Türinnenseiten könnten etwas mehr Griffsympathie vertragen. Gesteuert werden die Fahr-, Klima- und Informationsfunktionen über den zentralen, berührungssensitiven Monitor am Armaturenbrett, zahlreiche Aufgaben lassen sich über die 14 physischen Tasten des kleinen Multifunktionslenkrads kontrollieren. Auf Wunsch gibt es das Fahrprogramm Travel Assist (405 Euro), das den Taigo bei Tempo, Abstand und Spur an der Leine führt. Wer dann die Navigation aktiviert, erlaubt dem System die Anpassung der Fahrgeschwindigkeit an aktuelle Tempolimits. Wenn er sich einem Ortsschild nähert, bremst der Automat die Fuhre sanft auf Tempo 50 ab.

Der 1,5-Liter TSI mit seinen vier Zylindern markiert die Spitzenmotorisierung der Modellreihe und ist ein guter Bekannter. Er gehört zu den ersten Benzinern der jüngeren Vergangenheit, die mit einer Zylinderabschaltung auf Konsumverzicht getrimmt werden sollen. Zunächst aber ist der Motor mit seinen 150 PS ein munterer Begleiter, der das knapp 1400 Kilogramm schwere Mini-SUV behände antreibt. 250 Newtonmeter schon bei 1500 Umdrehungen in der Minute lassen den Taigo in fast allen Fahrsituationen auf einer feinen Welle glücklicher Momente surfen. In Zusammenarbeit mit dem ebenso unauffällig schaltenden wie siebengängigen Doppelkupplungsgetriebe schafft das Spitzenmodell R-Line eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden, 212 km/h liegen beim Erreichen der Höchstgeschwindigkeit an.

Einige Unzulänglichkeiten leistet sich das jüngste SUV der Marke dennoch. Da wäre zunächst der Verbrauch, der in unserem Durchschnitt von 7,3 Litern Benzin auf 100 Kilometer deutlich über der WLTP-Angabe (6,7 Liter) lag. Trotz der Zylinderabschaltung im Teillastbereich, die weder akustisch noch mit einer Veränderung der Vibrationen einhergeht, genehmigt sich der Taigo einen ordentlichen Schluck. Allerdings ist das System auch nur im Eco-Programm, einem von drei Fahrmodi, aktiv. Um damit an der Ampel zügig zu starten, muss man den Fuß dann schon etwas nachdrücklicher aufs Pedal stellen. Das wiederum interpretiert das Getriebe nicht wunschgemäß und schließt die Verbindung im Antriebsstrang in Windeseile, worauf der Wagen einen ordentlichen Satz nach vorne macht. Auf nasser Fahrbahn wird dann auch noch unverzüglich die Traktionskontrolle aktiv.

Auf der Habenseite punktet der Taigo mit ansprechender Agilität. Das kleine, unten abgeflachte Lenkrad liegt gut in der Hand und vermittelt stets aktuelle Rückmeldungen von der Fahrbahn. Flott, wenn nicht gar sportlich, lässt sich das frontgetriebene SUV um die Kurven treiben, die Sitze bieten guten Seitenhalt und der Federungskomfort bleibt nicht auf der Strecke. Möglichem Übermut setzten die kraftvoll zupackenden Bremsen ein Ende, sie lassen sich gut dosieren. Die schnelle Fahrt geradeaus beherrscht der VW in Perfektion, die Windgeräusche halten sich vornehm zurück.

Die R-Line-Ausstattung bringt außen und innen sportliche Attitüde ins Spiel, treibt den Preis aber auch von 19.865 Euro für die 95 PS (70 kW) starke Basisversion auf stolze 31.265 Euro. Und dann wären da noch die Annehmlichkeiten aus der Liste der Sonderausstattungen wie Metallic-Lackierung, Stylingpaket, Travel Assist oder ein leistungsfähiges Audiosystem und das internetfähige Navigationssystem, das mit beinahe 1700 Euro für den dicksten Aufpreisbatzen sorgt. Das macht in Summe 37.690 Euro und damit den Taigo zur attraktiven Alternative nicht nur zu T-Roc oder T-Cross, sondern auch zum Wolfsburger Evergreen, dem Golf.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger

 


Veröffentlicht am: 09.02.2022

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