(Helmut Harff / Chefredakteur) Wir sind überzeugte Demokraten, wir sind überzeugte Republikaner. Wer würde das nicht öffentlich unterschreiben? Sicherlich gibt es einige, es gibt sogar welche, die das laut abstreiten. Aber die allermeisten Menschen, ob solche wie du und ich oder beispielsweise Politiker hierzulande, schwören auf das Grundgesetz, das Adligen alle Privilegien verweigert.
Und doch, die allermeisten von uns - vor allem die Mädchen - träumten als Kind davon, einmal Prinzessin, einmal Königin zu sein. Man sehe sich bloß mal die Rangliste der beliebtesten Mädchen-Faschingskostüme an. Prinzessin steht ganz oben auf der Hitliste. Kein Mädchen würde zum Fasching freiwillig als Unternehmerin oder Kanzlerin gehen. Wobei, Clownkostüme sieht man auch hin und wieder.
Und wenn die Mädchen älter werden? Dann wollen immer noch viele Königin werden. Einigen gelingt das. Sie dürfen dann genießen, dass man ihnen huldigt, dass gewählte Politikerinnen und Politiker sich mit ihnen gern zeigen, dass ihnen die Presse am Rocksaum hängt.
Wer nun meint, dass ich das schlecht finde, der irrt. Ich liebe all die Apfel-, Gurken-, Wein- und anderen Königinnen. Erst gestern durfte ich eine frisch gekürte Hoheit interviewen. Vor mir hatte in hoheitsvoller Pose Stephanie II. Platz genommen. Sie ist die amtierende Rosenkönigin der Lausitzer Rosenstadt Forst und hielt Hof - wo sonst - im wunderschönen Ostdeutschen Rosengarten. Sie ist für ein Jahr die würdige Repräsentantin - die 28. bereits - die ihre Stadt national und international repräsentieren wird. Das machte sie bereits am ersten Tag ihrer Regentschaft mit sehr viel Anmut und so viel Professionalität, wie es junge Königinnen oder Prinzessinnen regierender Häuser nicht besser können.
Warum ich das erzähle? Einerseits zeigt es mir, dass wir uns noch immer nach viel Glanz und Glamour sehnen. So eine Königin in ihrem außergewöhnlichen Kleid, mit dem Diadem in den Haaren oder gar einem Krönchen auf dem Haupt, weckt Sehnsüchte, Sehnsüchte nach etwas, was die Republik uns eben nicht geben kann.
Ich finde aber auch, dass all die auf Zeit gekrönten Frauen (Männer sind da Mangelware) ein tolles Ehrenamt bekleiden, was weit darüber hinausgeht, einfach mal den Kindertraum zu verwirklichen. Der Job einer Repräsentantin einer Stadt, einer Region, ist nichts, was man mal so nebenbei erledigt. So ein Amt fordert viel Engagement, viel Zeit. Die Familie muss dahinter stehen. Es spricht für mich auch für die Männer hinter den gekrönten Hoheiten auf Zeit, ihre Freundinnen oder Frauen dazu zu animieren, dieses tolle Amt zu übernehmen.
Ich finde, dass all die Königinnen aber etwas Glanz verbreiten. Sie sind wahr gewordene Träume, Träume mit denen man sich fotografieren lassen kann. Sie finden kaum Erwähnung in der Yellopress, sind meistens völlig skandalfrei (wie langweilig) und machen unser Leben einfach etwas bunter.
Doch wollen wir deshalb wieder einen Kaiser? Ich glaube, darauf können wir verzichten. Wir haben ja Königinnen wie die Forster Rosenkönigin Stephanie II. und all die gekrönten Frauen zwischen der Nordsee und dem Allgäu.
Aufgespießt: Gekrönte Häupter
... werden geliebt
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