Die Buchmesse in Frankfurt am Main bezeichnet sich sicherlich zu Recht als die größte ihrer Art weltweit. Ob das stimmt, ist mir eigentlich egal, denn ob es noch eine größere gibt oder nicht, mich erschlägt die Messe jedes Jahr.
Vielleicht hier mal nur wenige Zahlen, die verdeutlichen, was ich meine: Die Frankfurter Buchmesse hat insgesamt – wenn ich richtig gerechnet habe – für die Presse 46,5 Stunden geöffnet. Insgesamt gibt es rund 7.300 Aussteller. Würde man alle besuchen wollen, so hätte man je Aussteller dafür knapp 0,4 Minuten Zeit. Wollte man allein die 924 deutschen Verlage besuchen, so hätte man dafür genau 3 Minuten pro Verlag Zeit. Das stimmt allerdings nur, wenn man nicht insgesamt noch Stunden für die Wege brauchen würde. Von der Befriedigung von Bedürfnissen, die mit Büchern nichts zu tun haben, gar nicht zu reden. Wenn man nun noch davon ausgeht, dass es wohl keinen Verlag gibt, der nicht 20 oder gern auch 100 Titel anbietet, zeigt sich, dass eine solche Supermesse eigentlich ein Unding ist.
Dazu kommt noch, dass das Begleitprogramm rund 4.000 Veranstaltungen und Termine auflistet. Rechne ich dann noch die Presseeinladungen und die vorab vereinbarten Treffen dazu, müsste die Messe wohl das ganze Jahr stattfinden und nur – im Gegensatz zu heute – vom 10. bis 14. Oktober geschlossen haben. Irgendwann will man ja auch zum Lesen kommen.
Was macht man also als buchbeflissener Zeitgenosse? Man besucht erst einmal alle Verlage, die man kennt, mit denen man schon lange zusammenarbeitet, wo man die Leute kennt. Das ist eben so auf Messen, aber genau hier liegt auch das Problem. Hier liegt das Problem für Verlage und für mich als Berichterstatter und Buchsucher. Ich habe nämlich kaum Zeit, neue Verlage, neue Bücher, neue Autoren, neue Ansprechpartner kennenzulernen. Andererseits werden viele Verlage nie erfahren, dass es die Genussmaenner und dass es mich gibt. Ich werde so niemals etwas darüber erfahren, was es alles so an interessanten Bücher (die anderen lassen wir gleich weg) gibt.
Doch was soll ich machen, mehr als 10 Verlage am Tag schaffe ich einfach nicht. Und das klappt auch nur, wenn ich zu den Messe-Öffnungszeiten kaum eine andere Veranstaltung besuche.
Und nach der Messe? Da wollen viele Leute von mir wissen, was sie denn nun lesen sollen. Das ist in etwa so, als wenn man über China fliegt und jemand will anschließend wissen, wo man in einer Provinzstadt gut essen kann. In beiden Fällen ist eine Empfehlung schlicht unmöglich. Ich warte nach der Messe immer auf die Kataloge, die die Verlage dann zuschicken. Dann kann ich in Ruhe auswählen, welche Bücher ich vorstelle.
Bei der Buchmesse treibt mich noch ein Gedanke um: Ich suche schlicht und ergreifend Männerbücher. Fragt man bei Verlagen danach, wird man im besten Fall auf Sachbücher verwiesen. Die Regel sind irritierte Blicke und ein Schulterzucken. Ganz anderes ist die Reaktion bei der Frage nach Frauenbüchern. Das hat mich schon vor einer Weile auf die Idee gebracht, doch das „Männerbuch des Jahres“ zu küren. Noch fehlen Mitstreiter, Sponsoren und belesene Menschen für die Jury. Wenn Sie da jemand wissen oder selber an dem Thema interessiert sind, melden Sie sich doch einfach bei mir.
Nun noch schnell frühstücken und dann tauche ich wieder ab in die Welt der Bücher.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück und ganz viele interessante Bücher.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Bücher, so viele Bücher
… auf der Frankfurter Buchmesse wird man fast erschlagen
Veröffentlicht am: 11.10.2018
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