Wer bei dem Begriff Zwerg Allwissend interessiert die Augenbrauen hochzieht, gehört zu denen, die man gern als Best Ager bezeichnet und die in jungen Jahren in Berlin oder Umgebung gewohnt haben. Die Figur gehörte zu der vom legendären Hans Rosenthal moderierten RIAS-Sendung „Wer fragt gewinnt“ – einer der Mütter der Quizsendungen.
Schon damals beteiligten sich an solchen Quizsendungen gern solche Menschen, die meinen, sie wüssten alles. Ich habe heute den Eindruck, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich für Universalgenies halten, obwohl man eher immer mehr auf Fachidioten trifft. Vielleicht sind es vor allem solche Menschen, die eben zeigen wollen, dass sie alles wissen.
Das alles ging mir durch den Kopf, als ich letztlich folgende Geschichte hörte: Albert Einstein war gestorben und kam in den Himmel. Dort kommen auch nicht jeden Tag Nobelpreisträger an. So begrüßte ihn Gott selber. Der wollte seinen berühmten Neubürger ehren und fragte ihn, was er sich wünscht. Albert Einstein überlegte nicht lange und bat Gott, ihm die Weltformel zu nennen, nach der so viele Wissenschaftler seit Ewigkeiten suchen. Gott begann also eine schier endlose Formel aufzusagen. Nach einer Weile unterbrach ihn Einstein und äußerte, dass diese Weltformel nicht stimmen kann. Gott sage nur: stimmt.
Gott ist nicht allwissend? Nicht mal er, der ja alles gemacht haben soll, kennt die Weltformel? Dann gibt es wohl niemand, der alles weiß? Ist es dann schlimm, bei „Wer wird Millionär“ schon bei der 500-Euro-Frage auszuscheiden? Nein, aber wer von sich meint, eben doch (fast) alles zu wissen, der soll sich auch dort oder in den unzähligen anderen Quizsendungen blamieren so gut er kann.
Alles wissen, das war schon immer ein erklärtes Ziel von Menschen, zu denen eben auch Albert Einstein gehörte. Der schien aber ein besonderes Exemplar Mensch, ein besonderes Exemplar Universalgenie gewesen zu sein. Der fragte, der suchte nach Antworten. Einstein ging keine ausgetretenen Wege, er suchte neue – und er fand die.
Einstein war aber – siehe die Geschichte – auch keiner, der sich etwas vormachen ließ. Wer von uns würde Gott schon beim Verlesen der Weltformel unterbrechen und wer wäre so unverfroren, Gott zu sagen, dass er da ziemlichen Unsinn erzählt? Schön, wir werden wohl kaum in die Verlegenheit kommen, von Gott persönlich begrüßt zu werden. Dazu muss man erst einmal in den Himmel kommen und dann auch noch Nobelpreisträger sein.
Doch wir begegnen ja ständig Menschen, die meinen, sie sind Gott und auch gleich noch im Besitz der Weltformel. Wir begegnen immer wieder Leute, die tolle Antworten auf alle Fragen haben. Bei diesen Leuten sollten wir uns immer ein Beispiel an Einstein nehmen und denen einfach sagen, dass sie Unsinn erzählen, dass das schlicht nicht stimmt. Man wird dann sehr schnell merken, dass diese Menschen längst nicht so cool reagieren, wie Gott gegenüber Einstein. Man wird auf seine Einwendungen ganz sicher kein schlichtes „stimmt“ hören. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte jedem klar werden, dass man es nicht mit einem Gott zu tun hat.
Ich habe es jetzt mit einer Göttin, einer Frühstücksgöttin zu tun. Also ab auf die Frühstückswolke.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Zwerg Allwissend
… oder ich weiß alles
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