Morgengruß von Helmut Harff: Die Emsland-Story

... oder vom Emsland lernen, heißt siegen lernen



Wenn man wie ich gerade durch das Emsland reist - schön, ich wurde kutschiert - so hat man den Eindruck, dass man durch Bayern fährt. Es fehlen nur die Berge und die wirklich alten Gemäuer.

Das hat zwei Gründe: Zum einen liegt das Emsland ganz im Norden und da gibt es nun mal keine Berge. Daran können selbst die Emsländer kaum etwas ändern und ich bezweifel, ob sie das auch wollen. Die lieben nämlich ihr flaches Land.

Anders ist es mit den alten Gemäuern. Davon gibt es einfach kaum welche. Das hat den Grund darin, dass das Emsland lange Zeit so gut wie nicht bewohnt war, denn hier war nichts als Moor und wer zieht schon ins Moor. Die, die es doch taten, waren so arm, dass man ihre Hinterlassenschaften eher beim Abtorfen des Moores fand, als unter der nicht vorhandenen Dorflinde. Leider hat man sich irgendwann auch noch dazu entschieden, einiges an alter Bausubstanz abzureißen.

Doch was meine ich nun damit, wenn ich den alten DDR-Slogan etwas abwandle? Das Emsland war bis in die 1950er Jahre wirklich, wirklich arm und rückständig. Dann machte die Politik den Geldbeutel auf und die Leute spuckten in die Hände. Das machen sie bis heute so, wie der Emsland-Slogan "Zuhause bei Machern" zeigt.

Machen, anpacken, etwas auf die Beine stellen, das ist es, was heute das Emsland ausmacht. Das sorgt für Vollbeschäftigung und Zufriedenheit hier an der deutsch-niederländischen Grenze, die hier eigentlich niemand mehr merkt. Es lebe das vereinigte Europa.

Doch was können wir, was können beispielsweise die vom Braunkohleausstieg betroffenen Regionen lernen? Sehr viel und doch eigentlich nichts. Als der Aufschwung ins Emsland kam, kamen in seinem Gefolge Macher und keine Bedenkenträger. Da brauchte man Macher und keine Formulare und jahrelang dauernden Bewilligungsbescheide. Ja, damals störte es auch niemand, ob da nun eine Kröte wohnte oder ob man gleich riesige Torfflächen in Agrar- und Bauland umwandelte. Das ist heute alles anders, schwieriger, bürokratischer, ja unmöglicher geworden. Kamen damals auf 1 Millionen Menschen ein Bedenkenträger, so ist das Verhältnis heute nahezu umgekehrt.

Doch das ist ja kein Naturgesetz, sondern Menschenwerk. Wer beispielsweise will, dass sich die Emsland-Story in der Lausitz wiederholt, der muss sich ansehen, wie das hier im Emsland lief, was hier entstanden ist, was hier weiter entsteht. Hier kann man bis heute hautnah erleben, was es heißt, etwas zu machen und nicht immer nur zu zerreden.

Hier im Emsland kann man sehen, was einst Kanzler Kohl gemeint  hat, wenn er von blühenden Landschaften gesprochen hat. Solche Entwicklung wäre auch im Osten des Landes möglich gewesen und sie ist auch jetzt noch beispielsweise in der Lausitz möglich - wenn man die Macher machen lässt.

Überzeugen Sie sich doch mal bei ihrem nächsten Urlaub, bei ihrer nächsten Radtour im Emsland davon, wie blühende Landschaften dort ausehen, wo zumindest ich sie so nicht erwartet hätte.

Voller Erwatung gehe ich jetzt im Parkhotel frühstücken, bevor es wieder in Richtung Heimat geht. Das ist sicher kein Abschied für immer vom Emsland und seinen freundlichen Menschen.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Sonntagsfrühstück. Nicht vergessen: Heute ist Europawahl.

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