Morgengruß von Helmut Harff: Rauchen verboten

... wird gerade heute wieder gefordert

Rauchen war vor wenigen Jahrzehnten noch das Normalste – und das für Männer und Frauen. In meiner Kindheit war man so was von Außenseiter wenn man nicht geraucht hat, wie man sich das heute kaum noch vorstellen kann. Man konnte dick, man konnte unsportlich, man konnte sogar ein Streber sein, wenn man rauchte, wenn man Zigaretten hatte, war man immer mit dabei.

Das hat sich heute weitgehend geändert. Meine letzte Zigarette ist schon 40 Jahre her. Damals war ein Aussteiger noch die große Ausnahme, denn es rauchten noch immer sehr viele und nahezu überall. Man konnte noch in der Bahn und in jeder Kneipe, ja sogar am Arbeitsplatz rauchen. Ich erinnere mich auch nicht, dass sich damals viele über den Schutz der Nichtraucher, über das Passivrauchen Gedanken gemacht haben.

Das hat sich dramatisch geändert. Daran hat weniger der am 31. Mai begangene Weltnichtrauchertag etwas geändert, als entsprechende Gesetze. Ich kenne kaum ein Gesetz, dass Verhalten von Millionen Menschen so nachhaltig verändert hat, wie das noch immer umstrittene Nichtraucherschutzgesetz. Im Nachhinein komme ich nicht umhin, den Politikern zu attestieren, dass sie hier mit dem Gesetz einen Nerv bei vielen Mitmenschen getroffen haben.

Die Zahl der Nichtraucher ist in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Ein Grund dafür ist eben auch, dass man fast nirgendwo noch rauchen kann – sieht man mal von der Straße und die eigenen vier Wände ab. Passionierte Raucher haben es heute sogar schwerer einen Job zu bekommen – so ist zumindest immer wieder zu hören.

Ich sehe aber noch einen Fakt, der viele Menschen dazu gebracht hat, mit dem Rauchen aufzuhören oder erst gar nicht anzufangen. Es hat mal wieder etwas mit dem eigenen Geldbeutel zu tun. Rauchen kostet – und das nicht wenig. Wer beispielsweise 40 Jahre täglich 30 Zigaretten raucht – mein Vater kann locker auf die doppelte Menge – verraucht nach heutigen Preisen 160.000 Euro. Doch das sind nur die direkten Ausgaben für Zigaretten. Versicherungen, Renovierungs- und Reinigungskosten, solche für die Zahnreinigung und andere medizinische Ausgaben treiben diese Summe noch deutlich in die Höhe. Man kann wohl davon ausgehen, dass ein starker Raucher in 40 Jahre 300.000 Euro für sein Laster ausgibt.

Rechnet man mal, man hätte das Geld gespart – was niemand macht  - dann hätte man aus heutiger Sicht ohne irgendwelche Zinsen über 20 Jahre Rentenzeit monatlich 1.250 Euro mehr. Wer also täglich 30 Zigaretten raucht, der mindert nicht nur seine Lebenserwartung, sondern verpafft auch viel Rente oder beispielsweise ein Haus.

Das sind sehr viele Argumente gegen das Rauchen. Doch auf der anderen Seite gibt es auch den Genuss. Und hier ist man wie so häufig in Deutschland beim Nichtraucherschutz weit über das Ziel hinaus geschossen. Wer mal eine Zigarre raucht, wer sich gern mal eine Pfeife stopft, der schädigt weder die eigene, noch die Gesundheit anderer Menschen. Das gilt in noch viel größerem Maße für die Nutzer von Schnupf- oder Kautabak. Im Gegensatz zu den Zigarettenrauchern will der Kopf dieser Genießer nicht ständig mehr. Genussraucher werden nicht nervös, deren Hände zittern nicht, wenn sie keine Zigarre oder eine Pfeife in den Händen haben. Die raucht man eben nicht mal so schnell in einer Raucherzone, dafür nimmt man sich Zeit.

Diese Sichtweise hat sich leider noch immer nicht durchgesetzt. Dinge differenziert zu betrachten, das ist irgendwie nicht das Ding von uns und folglich auch nicht von unseren Politikern. Vielleicht ist der heutige Weltnichtrauchertag der richtige Anlass, auch mal über Sucht und Lust beim Rauchen nachzudenken. Ich befürchte nur, dass sich dieser Wunsch in Rauch auflöst.

Bei mir gibt es jetzt ein garantiert rauchfreies Frühstück.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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