Morgengruß von Helmut Harff: Alles Rassisten

Übertreibungen schaden

Gestern hörte ich im Radio eine Frau, die sich über latente rassistische Übergriffe beklagte. Nun glaube ich, dass es eine ganze Menge dumme Menschen voller Vorurteile gibt. So gesehen wunderte mich die Aussage nicht.

Hellhörig wurde ich, als die wohl dunkelhäutige Frau es als rassistischen Übergriff bezeichnete, wenn Menschen sie auf ihre Haare ansprechen, diese anfassen wollen. Das ist also schon rassistisch? Dann bin ich ein Rassist, ein Rassist gegenüber rothaarigen – ACHTUNG VORURTEIL!!!- Irien. Denen mache ich gern für ihre schönen Haare Komplimente und manchmal reizt es auch, die Haare zu berühren. Nein, das ist kein sexueller Übergriff, denn ich frage die Männer und Frauen selbstverständlich ganz freundlich.

Jemand auf seine Haare anzusprechen, die man hierzulande wenig kennt, dass soll also schon Rassismus sein? Dann wären Millionen DDR-Bürger – und vor allem Frauen – Rassisten gewesen. Die bewunderten einst die US-Bürgerrechtlerin Angela Davis so für ihre Haarpracht, dass gefühlt jede zweite Frau in der DDR versuchte, sich auch so ein Wollknäul auf den Kopf zaubern zu lassen. Leider konnten die Friseure nicht zaubern.

War ich schon mit sechs Jahren ein Rassist? Da bewunderte ich in Berlin die Jazzlegende Louis Armstrong. Es war nicht so sehr seine Musik, es waren seine großen weißen Augen und seine strahlend weißen Zähne. Es war mein erster Neger – damals war das noch politisch korrekt - den ich so nah sah.

Alles Rassisten? Auch die Millionen Afrikaner, die gar nicht genug blonde Frauen bewundern können? Alles Rassiten? Die zumeist nicht sehr großen Asiaten, die sich gern mit sehr groß gewachsenen Weißen fotografieren lassen und sich dabei halb Tod lachen? Oh Gott, schon wieder eine rassistische Äußerung? Sie haben es nicht bemerkt? Ich habe „Weiße“ geschrieben. Muss es politisch korrekt nicht „hellhäutig“ oder so ähnlich heißen? Sind dann alle, die zwar das Wort “Schwarze“ meiden, aber gedankenlos von „Weißen“ sprechen Rassisten?

Nein, eigentlich will ich mich über die farbige Frau gar nicht lustig machen, denn bei ihrer Äußerung blieb mir das Lachen wieder einmal im Halse stecken.  Für mich ist es eben kein Rassismus, wenn ich jemand wegen seiner Haare interessant finde. Ich finde es ja auch nicht als rassistisch, wenn ich in anderen Ländern, auf anderen Erdteilen wegen meiner Haare, meiner hellen Haut, meines Bauches oder meines Bartes angesehen werde. Das hat nichts mit Rassismus zu tun.

Wer so etwas wie die Frau im Radio behauptet, der beleidigt all die wirklichen Opfer von direkten und vor allem die von verstecktem Rassismus. Wenn ich an versteckten Rassismus denke, fällt mir immer dieser Satz ein: Ich habe nichts gegen Neger, ich gebe Ihnen so gar die Hand. Das ist Rassismus der bürgerlichen Art. So  ganz nach der Methode, unser Neger (der im Haus wohnt) ist eigentlich ganz o.k., er bringt sogar meinen Müll runter. Hört der das, ist es richtig, wenn er sich beleidigt fühlt. Doch wenn er von einem sehr spärlich behaarten Nachbarn mit neidischem Unterton hört, er habe die Haare schön, so ist das sicher kein Rassismus, sondern eben nur Neid.

Ich bin fest der Überzeugung, dass wir sehr aufpassen müssen, nicht jede Äußerung als Rassismus zu bezeichnen. Das macht es dann eben sehr schwer, wirklichen Rassismus zu benennen und zu bekämpfen. Hier müssen auch die Medien, vor allem die öffentlich-rechtlichen, mehr darauf achten, was da gesendet wird. Übertriebene Political Correctness ist auch nur eine Form von Populismus.

Ich esse jetzt zum Frühstück Schwarzbrot, Weißkäse mit rotem Paprika und freue mich auf das Gelbe im Ei. Habe ich eine Hautfarbe vergessen?

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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