Morgengruß von Helmut Harff: … und das ist auch gut so

… meinen noch immer nicht alle

Sicherlich kennen sie noch die Aussage des ehemaligen Regierenden Bürgermeistes von Berlin Klaus Wowereit, der einst meinte, dass er schwul sei und das eben auch gut sei.

Ein Aussage, an die heute, am 50. Jahrestag des ersten bekannt gewordenen Aufstandes von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen die Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street im Stadtviertel Greenwich Village (Wikipedia) sicherlich erinnert wird. Sein Outing ist nun auch schon wieder 18 Jahre her. Seit dem ist sicherlich vieles in Sachen Akzeptanz von sexuellen Minderheiten passiert. Doch es ist eben noch immer ein Thema, ob jemand schwul oder sonstwie anders sexuell orientiert ist, als die Mehrheit.

Leider ist es eben auch noch immer so, dass so ein Outing ein gewaltiger Schritt vor allem für Männer ist. Noch immer ist es so, dass weite Teile der Gesellschaft es eher akzeptieren, dass ein Mann mit einer älteren Frau oder auch mit zwei Frauen zusammenlebt, als man seine gleichgeschlechtliche Liebe einfach unkommentiert hinnimmt.

Ich hatte schon allein auf Grund meiner Arbeit am Theater sehr früh mit homosexuellen Männern zu tun. Die waren zuerst auch für mich exotisch. Doch das hielt nicht lange an. Warum, fragen Sie? Weil ich einerseits feststellte, dass viele schwule Männer ziemlich kultiviert waren, ich mich mit ihnen eben auch über andere Dinge als Autos, Armee und Frauen unterhalten konnte. Andererseits konnte ich auch sehr schnell feststellen, dass schwul sein eben nur eine andere sexuelle Orientierung ist. Ich erlebte sehr schnell, dass schwule Männer, genau wie lesbische Frauen, nette Kerle und Weiber sein können, es aber wie bei den Heteros eben längst nicht immer alle sind.

Wie und wen jemand liebt, sagt eben nichts über seinen Charakter aus. Ich hatte durchaus schwule Kollegen, die gingen mir massiv auf den Geist, auch weil sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf ihre Andersartigkeit hinweisen mussten. Mich hat das einfach nicht interessiert. Mich hat vielmehr interessiert – das gilt für alle Menschen, egal wie sie lieben – ob ich mich auf sie verlassen kann, ob ich gut mit ihnen arbeiten kann, ob ich mit ihnen lachen, mit ihnen etwas unternehmen kann. Was interessiert da, ob Mann Mann oder Frau Frau liebt.

Ich verstehe überhaupt nicht, warum die sexuelle Orientierung von Menschen so interessant ist. Wobei, eigentlich geht es dabei ja meist um gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern. Wenn die andere sexuelle Vorlieben  - mit Ausnahme von Kindern – haben, interessiert das ja auch kaum. Wer fragt sich schon, ob jemand es in der Liebe eher devot mag, ob Mann gern Damenwäsche trägt, ob er dicke oder sehr maskuline Frauen mag?

Ich finde, wir sollten jeden nach seiner Fasson selig werden lassen – so lange er damit nicht andere in Bedrängnis bringt oder gar gegen Gesetze verstößt. Ich finde, dass es an der Zeit ist, dass Dinge wie der Christopher Street Day (CSD) einfach überflüssig sind. Wenn der CSD einfach eine bunte und keine politische Veranstaltung mehr ist, dann haben wir viel gewonnen. Mit wir meine ich alle Menschen, egal mit wem, egal wie und ob wir überhaupt Sex haben.

Mein Lieblingsspruch würde dann lauten. Ich bin ein Mensch, und das ist auch gut so. Ich bin mir sicher, dass Klaus Wowereit das 2001 auch so gemeint hat.

So, nun muss ich aber zum Bäcker, es ist Zeit für das Frühstück.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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