Morgengruß von Helmut Harff: Die Nato nach Brasilien

… oder doch nur werfen mit Wattebällchen?

In Südamerika brennt es – es brennen die Urwälder am Amazonas. Wie wir als gebildete Menschen wissen, ist der Amazonas-Urwald so etwas wie die Lunge der Erde. Nirgendwo ist so viel CO² gespeichert, nirgendwo wird so viel Sauerstoff produziert, wie in diesem Teil der Erde.

Und nun brennt es da. Und, so können wir überall lesen, wenn es da brennt, geht es uns allen an den Kragen – zumindest an den klimatischen Kragen. Denn brennt der Amazonas-Urwald, werden gigantische Mengen an Kohlendioxyd freigesetzt. Das, auch das wissen wir, ist für den Klimawandel verantwortlich.

Das sollte schon allein Grund genug sein, diese Brände so schnell wie möglich zu stoppen. Doch was macht Brasilien – zumindest nicht viel, eigentlich nichts. Und was machen wir? Wir berichten, wir regen uns ein wenig auf, benennen die Schuldigen. Die Politik überlegt, ob man auf dem G7-Gipfel darüber redet.

Der Amazonas-Regenwald brennt, das Weltklima ist bedroht und wir diskutieren darüber, ob wir noch in den Urlaub fliegen sollen. Wo sind die Klimaaktivisten, wo die zigtausende, die Angst um unser Klima haben, wo  demonstrieren die überall in Europa vor den brasilianischen Botschaften? Warum höre ich nichts davon, dass man Wirtschaftssanktionen  gegen Brasilien verhängt? Was sind die Großbrände in der grünen Lunge der Erde gegen die Besetzung der Krim? Die Russen bestraft man mit Sanktionen. Und die Brasilianer?

Wenn der Klimawandel so dramatisch ist, wie man uns immer sagt, dann müsste man doch mit allen Mittel verhindern, dass der Urwald in Südamerika immer kleiner wird, der Urwald abgeholzt, dass man dort Brandrodung betreibt. Wenn das alles so schlimm ist, dann würde ich sogar verstehen, wenn man die Natotruppen in Richtung Brasilien in Marsch setzt. Schließlich müssen wir schon deutliche Beiträge zu Verhinderung des Klimawandels leisten. Wir müssen auf Plastik-Trinkhalme, auf Plastik-Tüten oder Einweggeschirr verzichten.

Doch was machen wir angesichts so einer Bedrohung? Wir werfen mit Wattebällchen, hebend warnend den kleinen Finger. Nicht einmal der brasilianische Botschafter wird einbestellt, es passiert schlicht nichts – außer dem üblichen blabla.

Doch was sagt uns das? Haben wir nicht den Arsch in der Hose, uns mit Brasilien anzulegen? Wir tun das aber mit Russland. Oder sollten gar all die Leugner des Menschen gemachten Klimawandels recht haben? Ist das mit dem Wandel des Klimas doch nicht so schlimm? Warum tun wir einerseits so, als ob wir in Deutschland schon fast im Alleingang das Weltklima retten können, lassen aber Brasilien gewähren?  Das muss mir mal jemand erklären.

Ach ja, ich habe  auch gerade gehört, dass der brasilianische Regierungschef nun das Militär gegen die Waldbrände in Marsch setzen will – nach Tagen oder Wochen. Ob inzwischen genügend Wald für neue Agrarflächen abgebrannt ist? Wer so mit zweierlei  Maß misst, hier in Aktionismus verfällt, Richtung Brasilien aber mit Wattebällchen wirft, der hat bei mir allen Kredit verspielt.

Bei mir kommt jedenfalls kein brasilianischer Kaffee mehr auf den Frühstückstisch.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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