Morgengruß von Helmut Harff: Zielgruppe Hausmann

… kaum ein Thema auf der Funkausstellung

Als die IFA noch die Internationale Funkausstellung war und eben nicht von Haushaltsgeräten dominiert wurde – Stichwort: Weltgrößte Kaffeemaschinenausstellung – stand der Mann noch im Mittelpunkt des Ausstellerinteresses.

Das ist kein Wunder, denn es ging um Technik, um Fernseher, um Radios und ähnliches. Das waren damals Männerdinge. Frauen war eigentlich nur dazu da, sich chic vor den Fernseher zu setzen, dem Mann das Bier zu bringen und zuvor das Gerät vom Staub zu befreien.

Jeder würde jetzt sagen, dass sich das grundsätzlich geändert hat. Hat es, heute bringt der Roboter das Bier und Staub wischen wird er wohl auch bald tun – so zumindest die gezeigte Zukunftsmusik auf der IFA. Da der Kühlschrank auch gleich das Bier selbsttätig bestellt und der Lieferservice das per Elektrokarren auch bis vor die Haustür liefert, scheint das Leben perfekt. Nur, dass man sich heute vor dem Fernseher eher lümmelt.

Und sonst? Scheint sich gar nicht so viel verändert zu haben. Haushalt – so mein Eindruck – scheint noch immer hauptsächlich Frauensache zu sein. Wenn in den Präsentationen und in der Werbung mal Hausmänner auftauchen, dann zumeist als Familienmenschen. Den Hausmann an sich scheint es so gut wie nicht zu geben. Singlemänner als Zielgruppe sind so selten wie Pinguine am Bodensee.

Entweder es ist tatsächlich so, man ignoriert die Zielgruppen Hausmann und Singlemann. Wenn man mal sieht, dass rund 34 Prozent der Männer in Deutschland alleine leben, so sollte man dieser Zielgruppe viel mehr Aufmerksamkeit widmen.

Wenn das passiert, so geht es eher um die Themen wie Staub saugen, Fenster putzen oder eher kompliziert anmutende Küchengeräte. Männer sind also wie vor Jahrzehnten eher die, denen man die Benutzung technischer Haushaltsgeräte zutraut.

Es gibt dagegen einen anderen Bereich, der absolut maskulin daherkommt. Ich meine den Gaming-Bereich. Die allermeisten hier angebotenen Gerätschaften haben eine ziemlich brutale, kantige, kriegerische Anmutung. Selbst die Standbetreuerinnen kommen eher amazonenhaft daher. Dabei ist es auch hier so, dass Gaming längst kein alleiniges Männerthema ist.

Toll finde ich, dass sich die Messebesucher über die Werbeansprache der Hersteller gar keine Gedanken machen und sich eben genau für die Dinge interessieren, die sie vielleicht brauchen, die sie so noch nicht kennen oder die sie schlicht interessiert.

Ich wünsche mir aus wohlverstandenem Eigeninteresse – worüber soll ich sonst schreiben – dass der Singlemann, dass der Hausmann mehr in den Fokus der Hersteller rückt. Nicht nur die Powerfrau ist in der Lage, ein kleines, feines Familienunternehmen zu leiten, wie mal die Werbung behauptete.

Vielleicht noch das: Wann ich immer an einem Stand von Küchenmaschinenherstellern sagte, dass Frau nichts in der Küche zu suchen habe (was ich so nicht wirklich meine), erntete ich zumeist maximal ein gequältes Lächeln – wenn ich nicht auf einen Mann gestoßen bin.

Die Beste Frau der Welt findet es auch toll, wenn ich die Küche besetze – und sei es, um Frühstück zu machen.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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