Der Kunst(Zer)Teiler: Thomas Kay Marsen

Kunstsammler zerteilt moderne Kunstwerke und präsentiert neue Exponate in seinem Pocket Museum

Thomas Kay Marsen ist privater Kunstsammler und Liebhaber moderner Kunst. Sein einziges Kriterium: Sie muss ihm gefallen. Ihm gefällt viel und er kauft viel.

Daher ist im Laufe der Jahre seine Kollektion so umfangreich geworden, dass er sie nicht mehr aufhängen kann. Wie viele Sammler stand er vor dem Problem, wohin mit der schönen Kunst?

Aber anders als andere Kunstsammler, die gewinninteressiert verkaufen oder versteigern lassen, wählte er eine radikale Methode ohne Rücksicht auf den finanziellen Kapitalwert der Kunst. Er zerteilt die Originale und teilt die Kunst fortan mit anderen.

Vom Kunstsammler zum Kunst(Zer)Teiler

Thomas Kay Marsen wählte zwölf Bilder seiner Sammlung aus und zerschnitt sie zuerst in lange Streifen, dann in 16 x 16 mm quadratische Stücke. Anschließend wählte er von jedem der zwölf Kunstwerke ein Teil aus und setzte sie zu einem neuen Kunstwerk zusammen. Die zwölf Kleinstgemälde rahmte er hinter Glas in eine 10 x 14 cm große Box. Auf diese Art schaffte Marsen mehrere Hundert Artefakte mit jeweils zwölf Teilkunstwerken. Jedes auf diese Weise entstandene Pocket Museums ist ein Unikat mit zerteilter Originalkunst.

Auf die Frage ob es nicht ein Widerspruch sei, Kunst zu lieben und zu zerteilen, antwortet Marsen: „Die ganze Welt ist voller Widersprüche, nur der Widerspruch lässt uns alle innovativ werden und ebnet den Weg zu Neuem.“

Radikal und nachhaltig: Pocket Museum

Von Anfang an war Marsen von dem Gedanken getrieben, das Prinzip der Sharing Community auf den Kunstmarkt anzuwenden. Radikal zu Ende gedacht, faszinierte ihn die Idee, dass nicht das Kunstwerk mit anderen temporären Besitzern geteilt wird, sondern dass das Kunstwerkt durch das Zerschneiden mit vielen geteilt werden kann.

Mit der ersten Auflage des Pocket Museums hat Marsen jetzt seine individuelle, radikale Vorstellung der Sharing Art realisiert. Das Pocket Museum ist seit Anfang 2019 fertig und kann für 300 Euro erworben werden.

Jedes Pocket Museum hat eine handschriftliche, fortlaufende Nummer nach internationalem Standard aller großen Auktionshäuser.

Die Lizenz zum (Zer)Teilen

Die zwölf Künstler und ihre Originalwerke werden im mitgelieferten Booklet des Pocket Museums ausführlich vorgestellt. Marsen als Kurator des Pocket Museums hat sich von allen Künstlerinnen und Künstlern die Genehmigung zum (Zer)Teilen der Originale eingeholt.

Alle Künstler waren sofort von dem Pocket Museum überzeugt, so z.B. Ulrik Happy Dannenberg: „An dem Konzept gefällt mir, dass es ästhetisch radikal und klug ist. Es ist radikal, Kunstwerke zu zerstören und klug, daraus neue zu schaffen."

Die Künstlerin Angelika Jelich beantwortet sich selbst die entscheidende Frage: „Kann ich es ertragen, dass mein Bild zerschnitten wird? Wenn ich mein Bild jemandem verkaufe, weiß ich auch nicht, was er damit macht. Stellt er es in seinen Keller, bemalt er es oder zerschneidet er es?“

Der Kunst(Zer)Teiler: Thomas Kay Marsen

Thomas Kay Marsen (geb. 1965 an der Ostsee) ist Kunstsammler, Kunstliebhaber und Unternehmer aus Oldenburg. Anfang 2017 – nebenbei: ein Jahr bevor Bansky bei Sotheby’s sein Werk nach der Versteigerung schredderte – fing er an, seine Idee der Sharing Art zu realisieren.

Nachdem er von allen Künstlern die Zustimmung hatte, mietete er in einer Druckerei einen riesigen Werkstatttisch und zerschnitt die Originale in aufwendiger Feinarbeit professionell. Zusammen mit seinem Vater, einem Steinmetz- und Bildhauermeister, produzierte er 2018 die erste Auflage des Pocket Museums in limitierter Edition: German Abstracts Art No. 1 kann seit Anfang 2019 im Internet bestellt werden.

Bis es soweit war, hörte er immer wieder dieselbe Frage:i Thomas Kay Marsen hat sich angewöhnt, mit einem Zitat von Salvador Dali zu antworten: „Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass ich nicht verrückt bin.“

Foto: Mario Dirks

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