Aufgespießt: Verbrennungsmotoren einschmelzen

Und was dann?

Gestern zeigte sich mal wieder, dass die Deutschen keine Autos wollen, dass sie Verbrennungsmotoren verteufeln. So zumindest das Bild, das zahlreiche Medien zeichneten. Schließlich hatten sich viele Leute vor den Toren der IAA – der Internationalen Automobilausstellung – versammelt.

Schön, die meisten, die sich da versammelten, wollten in die Messehallen, sich die neuesten Autos mit Elektro- oder Verbrennungsmotoren ansehen und die Boliden bestaunen. Und dann gab es da noch einige Aktivisten – ich hörte von 200 - , die die Masse genau daran hintern wollten. Damit tat man vor allem den Messeveranstaltern einen großen gefallen. Die konnten jetzt die sinkenden Besucherzahlen den Protestieren in die Schuhe schieben. In Wirklichkeit gab es einfach weniger Aussteller, weniger zu besichtigen, mehr verunsicherte Aussteller.  Dafür wollen immer weniger Leute eben nicht extra nach Frankfurt am Main reisen.

Doch mal zu den Protestieren:  "Die werden gern als Aktivisten bezeichnet und das wird gern als Auszeichnung gesehen. Bemüht man mal Wikipedia, so ließt man: Als Aktivist (von lateinisch activus „tätig, aktiv“) wird eine Person bezeichnet, die in besonders intensiver Weise, mit Aktivismus, für die Durchsetzung bestimmter Absichten eintritt." Ob man nun Aktivismus positiv sieht oder nicht, liegt wohl im Auge des Betrachters.

Wenn ich solche Aktivisten in den Medien sehe, frage ich mich immer, warum die fast nie wirklich konkrete Angebote machen. Nur das Verbot von Verbrennungsmotoren und den Ausbau des ÖPNV zu fordern, dass ist wohlfeil und billig. Das kann jeder Depp, jeder Stammtischstratege und jeder Politiker. Doch intelligente   Konzepte auf den Tisch zu legen – davon habe ich auch gestern nichts gehört.

Die Protestler meiner Jugendzeit waren da konsequenter. In den USA verbrannten angesichts des Vietnamkrieges die jungen Männer ihre Einberufungsbefehle und riskierten damit sogar Gefängnis. In Deutschland verbrannten die Frauen ihre Büstenhalter um so gegen ihre Unfreiheit zu protestieren. Und heute? Wer von den Aktivisten verbrennt öffentlich seine Fahrerlaubnis oder verpflichtet sich, die gar nicht erst zu machen? Wer verzichtet auf verzichtbare Geräte wie den Zweitcomputer, die Kaffeemaschine, ein Fahrrad mit Carbonrahmen, auf Studienaufenthalte in Übersee, auf Arbeitsstellen, die nicht zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sind? Nein, man fährt protestierend durch das Land, man tummelt sich im energieintensiven Internet.

Konsequenz gehört zum Protest – gerade für Aktivisten. Das war bei den Vietnamkriegsgegnern und den Frauenrechtlerinnen so. Heute vermisse ich das.

Und die, die von den Protesten betroffen sind? Die kneifen auch den Schwanz ein. Warum trauen sich die Bereitsteller von konventionell hergestellten Energie nicht einmal, die für einen Tag nicht zu liefern? Warum gibt es niemand, der mal alle, die die Verbrennungsmotoren betreiben – und das sind weit mehr als die Autofahrer – auffordert, das einen Tag zu unterlassen? Wieso gibt es nicht wie in den 1970er Jahren einen Verbrennungsmotoren freien Tag? Damals gab es ja auch autofreie Sonntage?

Ja, das ist Populismus pur! Doch wie soll man sonst mit Populisten – sorry mit Aktivisten – umgehen? Manchmal muss man etwas drastischer werden. Wenn man mehr tut, als nur zu protestieren und zu lamentieren, wenn man Konsequenz zeigt, führt das sogar zum Erfolg. Schließlich wurde der Vietnamkrieg beendet und die Abhängigkeit der Frauen  von den Männern zumindest drastisch reduziert.

Hier in der Lausitz würde ich dem Abschalten der konventionell erzeugten Energie ganz gelassen entgegen sehen. Hier wird so viel Öko-Strom produziert, dass mein Frühstück garantiert nicht gefährdet ist. Hier protestiert man nämlich kaum, man macht. Ich mache jetzt mal Frühstück.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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