Morgengruß von Helmut Harff: Auf dem Flughafen

... oder Du hast die Haare schön

Es gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen Menschen zu beobachten. Wo gelingt das besser, als wenn man sehr lange auf einem Flughafen auf seinen Check-in wartet oder dann in der Maschine eingezwängt im Flieger sitzt? Ich hatte das Vergnügen gerade auf dem Flug nach und von Paris.

Wenn man wie jetzt außerhalb der Ferienzeit fliegt, sind die meisten Mitreisenden wahrscheinlich wie man selber eher dienstlich, denn privat unterwegs. Das erkennt man schon am Gepäck der Reisenden. Sehr viele – aus Sicht der Airlines wohl gern mal auch zu viele – Reisende haben nur Handgepäck dabei. Wobei man zumeist Handgepäck eher in Anführungszeichen setzen muss, denn ein kleiner Koffer, ein Rucksack und/oder eine Handtasche und noch ein Behältnis sind eben weit mehr als nur ein Gepäckstück.

Ich fiel übrigens diesmal aus dem Raster, weil ich davon ausging, dass ich Dinge mitbringen würde, die man eben nicht im Handgepäck transportieren darf.

Doch zurück auf meinen Beobachtungsposten: Da gibt es die wirklich abgeklärten Vielflieger, von denen ich manchmal den Eindruck habe, dass die im Wartebereich ihren Stammplatz haben. Die holen ihren Laptop raus und machen das, was sie immer machen – arbeiten. Dann gibt es die, die sich schnell einen Platz erobern, den Kopfhörer aufsetzen und der umgebenden Welt ade sagen. Ja, und dann gibt es die uncoolen, die gern ihre Aufregung verbergen möchten. Da man ihnen die aber anmerkt und ansieht, gelingt es ihnen also nicht. Sie sorgen gern für etwas Unruhe.

Die Steigerung davon sind Gruppen von Reisenden, die sich kennen. Die stören gern alle anderen schon dadurch, dass sie sich sehr gern sehr lautstark unterhalten – man könne auch anschreien schreiben. Dagegen sind die, die mit kleinen Kindern reisen noch erholsam, vor allem wenn die Kinder entspannter als die Eltern sind. Die Ausnahme sind die Urlauber.

Ja und dann hatte ich gerade gestern eine Frau im Flieger vor mir. Bei ihr fiel mir der alte Schlager über die Frau da im Auto vor mir ein. Die Frau hatte zugegeben wirklich sehr schöne und extrem lange Haare. Das viel mir schnell auf. Was aber noch mehr auffiel war, dass die Frau augenscheinlich in ihre Haare total verliebt war. Wieso? Weil sie die Haare gefühlt alle zehn Minuten kämmte. Ja, ich war froh, dass ich nicht den Sitz hinter ihr hatte, denn mich hätten die rumfliegenden Haare sicherlich genervt. So verkürzte die Frau da zwei Reihen vor mir die langweilige Flugzeit, weil ich immer wieder erstaunt war, wie verliebt jemand in seine Haare sein kann. Es verging wirklich kaum eine Minute, in der nicht die Finger der Frau durch ihre Haare glitten.

Irgendwie wurde ich immer neugieriger. Mich interessierte, wer die junge Frau da vor mir wohl ist, wie sie aussieht. Ich stellte mir ein selbstverliebtes It-Girl vor, die vor allem für und von ihrem Aussehen lebte. Ich musste dann bis zur Gepäckausgabe warten, bis ich die Frau nicht nur von hinten sah. Klar, so eine Frau braucht mehr, als in einen Handgepäck-Koffer passt.

Wie sie nun aussah? Wie wohl, wie ein It-Girl mit guten Beziehungen zum Schönheitschirurgen. Man müsste sie eigentlich als schön bezeichnen, wenn die Augen nicht irgendwie leer gewirkt hätten. Vielleicht ändert sich das auf dem roten Teppich, den die Haarverliebte sicherlich sehr zu schätzen weiß.

Aber vielleicht tue ich der Frau „Du hast die Haare schön“ auch unrecht und sie ist gerade zur Professorin an einer Modehochschule berufen worden.

Es ist schon immer erstaunlich, was man, was ich mir so für Bilder von Menschen machen. Doch damit bin ich sicherlich nicht allein. Mich hätte zum Beispiel interessiert, was sie über den bärtigen und nicht gerade schlanken Dienstreisenden im roten Ledermantel und rotem Hut auf dem Kopf gedacht hat. Sie hat den Typen nämlich ziemlich ungeniert gemustert. Wer das nun wieder ist? Na ich bin dieser Typ.

Das schlimmste an solchen Flügen ist das Essen auf den Flughäfen. Deshalb freue ich mich jetzt auf mein heimisches Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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