Auf den Stuhl Richtung Budapest

… und dann kam Dr. Nicko

(Helmut Harff) Nun stehe ich also in Weißwasser vor der Villa aus der Zeit um 1900, in der sich die Zahnarztpraxis Dr. Nicko befindet und bin nur leicht aufgeregt. Ich will ja von dem Zahnarzt nichts weiter als einen Heil- und Kostenplan für meine Behandlung in Ungarn. Sicherlich muss ich auf den ungeliebten Zahnarztstuhl. Doch so ein Blick in den Mund wird ja nicht weh tun.

Nur Mut also. Am Tresen empfängt man mich freundlich. Auf dem Schild am Shirt der jungen Frau lese ich „Ich lerne noch dazu“. Es kommt nicht oft vor, dass ich beim Zahnarzt schmunzeln muss. Dann kommt der Doktor – schlank, rank, ein freundliches Lächeln und ein beruhigender Händedruck. Er weiß ja, weshalb ich da bin.

Es geht ins Besprechungszimmer – vorerst. Ich erläutere, dass ich aus Kostengründen mich in Ungarn behandeln lassen will. Er fragt genauer nach. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er gar nicht sauer ist. Er fragt – ich antworte und umgekehrt. Ich höre etwas von Risiken. Davon wird noch häufiger die Rede sein. Ich bekomme erläutert, wie das mit dem Setzen von Implantaten so läuft, was der Zahnarzt alles beachten muss, um  - ACHTUNG! – Risiken weitgehend auszuschalten.

Ich höre kein kritisches Wort in Richtung der ungarischen Kollegen und komme dennoch ins Grübeln. Bei Dr. Nicko ist nichts davon zu hören, dass ich nur einmal – zur OP – und dann noch einmal zur Endversorgung in die Praxis kommen müsste. Er will seine Patienten häufiger sehen. Augenscheinlich unterscheidet sich seine Art der Implantate-OP von der in Ungarn praktizierten. Er will – da ist es wieder – Risiken so weit es geht ausschließen.

Das überzeugt, wer will schon Risiken und das vor allem bei einer OP. Wir sprechen weiter – schon über eine halbe Stunde. Ich habe das Gefühl, schon alles über die Implantatologie zu wissen. Typisch Journalist – hat zwei, drei Sätze gehört und ist Experte.

Eines weiß ich aber noch immer nicht – warum der Doktor so lange mit mir redet. Dann lässt er die Katze aus dem Sack: Er will mich als Patient. Das war ja auch nicht anders zu erwarten. Jetzt kribbelt es schon etwas mehr im Bauch. Das wird schnell stärker, weil ich nun doch auf den ominösen Stuhl soll. Dort werde ich erst einmal zum Fotomodell. Ob Fotografieren zur Zahnarztausbildung gehört? Das muss ich ihn auf jeden Fall noch fragen.

Irgendwie ist das Dasein eines Zahnarztmodels noch schlimmer, als bei Heidi Klump auf eine Weltkariere vorbereitet zu werden. Das ist schlicht unangenehm. Ha, da weiß ich noch nicht, was ich jetzt weiß. Dafür erfahre ich, dass ich die Wahl zwischen vier und sechs Implantaten habe. Die Kosten sind sicherlich enorm.

Ja, die Kosten für so eine OP, für so eine Versorgung des Unterkiefers sind hoch, aber hier in Weißwasser bei weitem nicht so hoch, wie vermutet. Dazu kommt, es gibt keinen Reisestress und ich kann bei Problemen schnell den Zahnarzt aufsuchen – Stichwort Risiko.

Will ich das Risiko eingehen? Ich bekomme Zeit zum Nachdenken und meinen Heil- und Kostenplan.

Fotos: Dr. Nicko und Team

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