Weltweite Gehaltsentwicklung 2020

Nominale Lohnerhöhungen auf Vorjahresniveau, Reallöhne steigen

Durchschnittlich um 4,9 Prozent werden nach einer Prognose der Organisations- und Personalberatung Korn Ferry im Jahr 2020 die weltweiten Löhne nominal steigen.

Während das Niveau im Vergleich zum Vorjahr (2019: 5,1 Prozent) weitgehend gleichbleibt, werden die Reallöhne aufgrund von geringerer erwarteter Inflation um 2,1 Prozent steigen (2019: 1,0 Prozent). In Europa wird eine reale Steigerung von 1,9 Prozent erwartet.

- Nominallöhne in Deutschland steigen um 2,9 Prozent, real um 1,4 Prozent

- In Europa vergleichbare Entwicklung wie im Vorjahr mit stärkerem Wachstum in den östlichen EU-Staaten

- Negative Lohnentwicklung im Nahen Osten findet 2020 ein mutmaßliches Ende

„Auf der ganzen Welt sehen wir den gleichen Trend“, sagt Christine Seibel, Vergütungsexpertin bei Korn Ferry. „Die Unternehmen erhöhen ihre Nominallöhne auf gleicher Höhe wie im Vorjahr. Die Inflation wird allerdings dafür sorgen, dass den Beschäftigten ein stückweit mehr Geld im Portemonnaie bleibt. Die geringeren Inflationserwartungen sind jedoch auch ein Indikator für die sich abkühlende Weltwirtschaft. Es bleibt darum abzuwarten, ob lohnabhängige Beschäftigte darum von dieser Entwicklung wirklich profitieren werden.“

EU insgesamt stabil, Deutschland mit 0,4 Prozent höherer Reallohnsteigerung im Vergleich zum Vorjahr

In Europa gibt es eine zweitgeteilte Entwicklung zwischen Westen und Osten. Während im Osten (einschließlich Türkei und Russland) die Löhne um 6,2 Prozent steigen (Vorjahr: 6,6 Prozent), beträgt die Steigerung in Westeuropa wie im Vorjahr nominal 2,5 Prozent. Die Inflationserwartungen führen zu einer Reallohnsteigerung von 2,6 Prozent im Osten und 1,2 Prozent im Westen.

Die höchsten Reallohnsteigerungen in Westeuropa sind in Irland (2,0 Prozent), Italien und Zypern (jeweils 1,8 Prozent), Luxemburg (1,7 Prozent), den Niederlanden (1,6 Prozent), Portugal (1,5 Prozent) sowie Dänemark und Deutschland (jeweils 1,4 Prozent) zu erwarten. Schlusslichter sind das Vereinte Königsreich und Schweden (0,4 Prozent), Frankreich (0,6 Prozent), die Schweiz (0,7 Prozent) sowie Finnland und Norwegen (0,8 Prozent).

In Osteuropa führen die Türkei (7,9 Prozent) sowie die Ukraine (7,3 Prozent) die Liste mit Vorsprung an. Christine Seibel sagt: „Der Blick relativiert sich jedoch stark, wenn man die östlichen Mitglieder der Europäischen Union betrachtet. Sie liegen noch immer über den Steigerungen im Westen, gleichen sich diesen aber immer mehr an.“ So erwarten Estland und Litauen jeweils 2,8 Prozent Reallohnwachstum, Ungarn, Polen und Rumänien jeweils 2,2 Prozent, die Tschechische Republik 2,0 Prozent und Lettland 1,8 Prozent.

Unternehmen wollen wichtige Know-how-Träger binden

Christine Seibel sagt: „In Deutschland werden die Menschen im Vergleich zum Vorjahr um real 0,4 Prozent mehr Gehalt verfügen. Ähnlich wie in den anderen EU-Ländern, lässt sich hier damit Stabilität konstatieren. Dass die Unternehmen ihre nominalen Erhöhungen auf dem Vorjahresniveau belassen, ist dabei ein starkes Statement hinsichtlich der Relevanz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn die Konjunkturaussichten für 2020 sind deutlich schlechter. Anders als bei vorherigen Abkühlungen der Konjunktur wollen es sich viele Unternehmen nicht leisten, ihre wichtigen Know-how-Träger zu verlieren. Darum belassen sie es insgesamt bei diesen durchschnittlichen Steigerungsraten. Mittlerweile ist bekannt: Wer die relevanten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wichtigstes Asset verliert oder gar abbaut, zahlt im ‚War of Talents‘ in der Zukunft einen noch höheren Preis, um die Arbeitskräfte zurück zu gewinnen oder gar das Know-how ganz neu aufzubauen.“

Westliche Industriestaaten und Asien ähnlich wie Europa, Lohnschrumpfung im Nahen Osten beendet

Das stärkste Reallohnwachstum mit durchschnittlich 3,1 Prozent wird Asien verzeichnen. Spitzenreiter sind Indonesien (5,1 Prozent), Indien (5,0 Prozent), Vietnam (4,6 Prozent) sowie Thailand und Taiwan (jeweils 3,7 Prozent). Papua-Neuguinea verzeichnet mit 0,2 Prozent die geringste Steigerung der realen Gehälter, Japan 0,6 Prozent und China und Korea 2,9 Prozent.

Die USA kommen auf 1,4 Prozent, Kanada 0,7 Prozent sowie Australien 1,0 Prozent. Christine Seibel sagt: „Keine großen Überraschungen bei den klassischen westlichen Industriestaaten. Auch Übersee sehen wir ähnliche Effekte wie in der Europäischen Union. Eine grundsätzliche Veränderung lässt sich nur im Nahen Osten feststellen.

Nachdem im vergangenen Jahr die Beschäftigten in Katar oder Bahrein reale Lohnverluste hinnehmen mussten, steigen die Einkommen nun wieder. In Bahrein um kräftige 2,7 Prozent, in Katar um 0,5 Prozent. Das stärkste reale Gehaltsplus in der Region verzeichnet Jordanien (3,0 Prozent) vor den Vereinigten Arabischen Emiraten (2,5 Prozent) sowie Saudi-Arabien (2,0 Prozent). „Trotz der Konflikte in der Region entwickeln sich die Löhne nun wieder positiv“, sagt Christine Seibel. „Neben einer geringeren erwarteten Inflation sind hier als Treiber auch Zuwächse bei den Nominallöhnen zu benennen.“

Eine vollständige Liste der untersuchten Länder und Regionen, unter anderem auch Lateinamerika und Afrika, finden Sie hier.

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