ANGST

Mir geht es ans Gebiss …

Heute ist es so weit: Mein Zahnarzt Dr. Nicko im sächsischen Weißwasser wird ernst machen und heute damit beginnen, mir meine dritten Zähne fest zu implantieren. Nicht, dass ich meinem Zahnarzt nicht vertraue – ganz im Gegenteil – und doch, ich kenne nur ein Gefühl: ANGST.

Ich gehöre nun mal zu denjenigen, die gern mit einem Zahnarzt plaudern, gern ein Bier trinken. Nur auf einen Zahnarztstuhl muss ich mich nicht unbedingt setzen. Schon während mir die Schwester das Lätzchen umbindet, verkrampfe ich meine Hände so, dass die Knöchel weiß hervortreten.

Bis es diesmal so weit war, stand noch eine 3-D-Röntgenaufnahme an. Der Dokter betätigte sich auch gleich als Fotograf und fotografierte, wie ich aussehe, bevor er Hand an meinen Unterkiefer legt. Und dann wurde es erst einmal ganz entspannt: Eine Schwester kam und ging mir um den Bart. Ich habe mich gefragt, in welchem Ausbildungsmodul so eine angehende Zahnarzthelferin lernt, einen Vollbart zu desinfizieren. Manchmal macht sogar ein Besuch beim Zahnarzt so gar keine Probleme. Die begannen, als eine andere Schwester die von mir so „geliebte“ Spritze – ich glaube, es waren mehrere – bereit legte. Auf dem Tisch lagen noch weitere Dinge wie ein Schraubenschlüssel, die in mir wieder eines auslösten: ANGST.

Die wurde nicht geringer, als mein Zahnarzt die Schreckenskammer betrat. Er wirkte total entspannt. Kein Wunder, er setzt jeden Tag seit 2001 Implantate. Bei mir waren es die ersten. Dr. Nicko erklärte mir ganz ruhig und sachlich, was nun passiert. Mit Erleichterung erfuhr ich, dass ich die Praxis nicht ohne Zähne verlassen würde. Das war nicht so ganz unwichtig, schließlich musste ich reden und Weihnachten stand auch vor der Tür.

Dann passierte, wovor ich die meiste ANGST hatte: Der Doktor begann pünktlich um 11:00 Uhr mit der Spritze in meinem Mund zu hantieren – ohne so eine „Maulsperre“. Die kam nur bei den Fotoshootings zum Einsatz. Doch zurück zu meiner ANGST. Die fiel in sich zusammen, denn es passierte nicht, was mir sonst immer passierte: Die Augen tränten nicht. Nach etwa zehn kaum merklichen Einstichen merkte ich kaum noch was, obwohl noch sechs weitere Einstiche folgten. In Abwandlung eines alten Werbeslogans kann ich nachträglich nur sagen: Mama, Mama, es hat gar nicht gepiekt.

Was dann passierte, kann ich nur den Fotos und einigen Anweisungen des Zahnarztes an seine Mitarbeiterinnen rekonstruieren. Ja, er erklärte auch, was gerade passiert. Doch wirklich mitbekommen habe ich nichts. Ich merkte nicht, wie meine restlichen sieben Zähne gezogen wurden, ich hörte, merkte aber nicht, wie die Löcher für die Implantate gebohrt wurden.

Dann tauchte ein Geräusch auf, das ich noch nie beim Zahnarzt gehört hatte. Was passiert da, überlegte ich. Es klang wie ein Schraubenschlüssel und irgendwie kam ich mir vor, wie ein Auto in der Werkstatt. Kein Wunder, denn das erste Implantat wurde gerade mit einem waschechten Drehmomentschlüssel wie ihn eben auch Autoschlosser verwenden eingeschraubt. Gott sei Dank war der aber eher den Uhrmacherwerkzeugen zuzuordnen. Doch das sah ich erst später. Jetzt hatte ich eine Orientierung. Immer wenn der Doktor von seiner Schwester ein Teil in einer bestimmten Größe anforderte und ich dann das Schlüsselgeräusch hörte, wusste ich, dass wieder ein Implantat verankert wurde.

Nach dem das passierte, kamen noch Nadel und Faden zum Einsatz. Ach ja, von ANGST war längst keine Rede mehr. Ich fand die ganze Prozedur dagegend als überaus spannend. Die Spannung fiel dann völlig von mir ab, als Dr. Nicko verkündete, dass ich nun erlöst sei. Ich blickte auf die Uhr: 12:10 Uhr. Alles hatte also 1 Stunde und 10 Minuten gedauert.

Das Nachspiel bestand dann in einem weiteren Abdruck, dem Warten auf den zeitweisen Zahnersatz. Der wurde sofort angefertigt und nach gut zwei Stunden erblickte ich mich im Spiegel noch leicht desolat aber bissig.

Ich bekam dann noch Kühlpads mit. Schon am Abend, die Narkose war längst verflogen, war ich schmerzfrei und ich träumte tief schlummernd vom Drehmomentschlüssel.

Eines ist sicher: Ich werde nie wieder ANGST beim Zahnarzt haben. Gut das es solche Spezialisten wie Dr. Nicko gibt.

Fotos: Dr. Nicko

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