Wolfsburger Trauma

Eine Glosse von Peter Schwerdtmann, Auto-Medienportal.Net

„Die Volkswagen AG stärkt die Rolle von Audi im Konzern. So wird Audi mit Markus Duesmann als neuem CEO, die Führung für Forschung & Entwicklung im Markenverbund übernehmen“, meldete am Freitag der Volkswagen Konzern. Das haben die Wolfsburger schon einmal erlebt und damals ein schier erdrückendes Trauma entwickelt.

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum mit rund 5000 Mitarbeitern war kaum bezogen, da hatte es sich schon den Spitznamen „Technische Hochschule Wolfsburg“ eingehandelt, weil nicht mehr herauskam als Käfer-Varianten, die alten 1500 mit dem VW 1600 TL (Spitzname Traurige Lösung) und die immer noch an der Hinterachse von einem luftgekühlten Boxer angetriebenen 412er. Doch dann kam die neue Zeit aus Ingolstadt mit dem ersten Volkswagen Passat, einem Audi 80 mit Fließheck.

Bei dessen Vorstellung 1972 am Vierwaldstätter See bemängelte ich das fehlende Geräusch vom Blinkgeber, nicht ahnend, was diese Kleinigkeit beim Entwickler an meiner Seite auslösen sollte: „Haben die Ingolstädter sich doch wieder durchgesetzt!“, seufzte er. Und dann brach der ganze Frust aus ihm heraus. Natürlich könnten sie auch selbst Autos bauen. Sie hätten es aber bisher nicht gedurft.

Heute dürfen sie und können es auch. Das Ganze liegt nun 48 Jahre zurück; der Entwickler und seine Kollegen sind längst im Ruhestand. Ihre Nachfolger haben das alte Trauma längst überwunden.

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Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

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