Morgengruß von Helmut Harff: Vergessene Millionen

… nicht nur in Zeiten des Coronavirus

Eigentlich wollte ich das Wort Coronavirus nie wieder schreiben, doch mir platzt gerade gewaltig der Kragen. Da plant die Regierung milliardenschwere Entlastungen für Unternehmen, die unter den Auswirkungen des Coronavirus leiden oder das vorgeben. Darunter sind auch solche Konzerne, die hohe Gewinne einfahren und ihren Aktionären – darunter auch dem Staat – Dividenden zahlen.

Das ist mir eigentlich egal. Ganz und gar nicht ist mir egal, dass die vielen Freiberufler – es sollen mehr als 1,4 Millionen sein – wieder einmal von der Politik nicht nur links liegen gelassen werden, sondern völlig ignoriert werden. Niemand denkt auch nur daran, denen beispielsweise die Kosten zu ersetzen, die vielen Kollegen durch die Absagen von Messen und Veranstaltungen entstanden sind. Das sind einerseits beispielsweise Kosten für die An- und Abreise und die Übernachtungen und das sind andererseits entgangene Einnahmen, weil man einfach keine Kontakte aktivieren oder neue knüpfen konnte.

Nun kann man ja sagen, dass wer sich selbstständig gemacht hat, solche Risiken auch selber tragen muss. Ja, das kann man sagen, doch das muss dann auch beispielsweise für die Autobauer gelten. Davon gibt es im übrigen in Deutschland laut Statista 2018 rund 830.000.

Es ist ja nicht neu, dass Freiberufler in Deutschland von der Politik – von der Linken über die FDP bis zur AfD – nicht nur links liegen gelassen werden, sondern für alle Parteien augenscheinlich gar nicht existieren. Das liegt sicherlich auch daran, dass genau diese Gruppe von Leistungsträgern keine Lobby hat. Wer soll da Lobbyarbeit machen, wenn die Freiberufler mehrheitlich täglich um ihre Existenz kämpfen, vielfach keinen Feierabend und kein Wochenende kennen.

Es ist eine schöne, wenn auch illusorische Idee, dass mal alle Freiberufler und alle anderen allein ums Überleben kämpfenden Selbstständigen in den Streik treten. Leider kann sich das so gut wie niemand leisten. Hier schließt sich der Teufelskreis. Es scheint unmöglich, diesen gordischen Knoten zu durchschlagen.

Ich kann eigentlich angesichts des Umgangs der Politik, aber auch der Ämter – ich denke hier auch an das Finanzamt – mit uns Freiberuflern nur davor warnen, den Schritt in die Freiberuflichkeit zu gehen. Wer sich selbstständig machen will, sollte lieber gleich ein großes Unternehmen gründen – am besten gleich den größten Arbeitgeber vor Ort. Klar ist das Quatsch, aber ein Leben als Freiberufler – das kann ich nicht mehr empfehlen.

Das musste mal gesagt werden, sonst würde mir nicht einmal das Frühstück mit der Besten Frau der Welt schmecken.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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