Morgengruß von Helmut Harff: Leere Stadien

... ist das nicht eine gute Idee?

Seit Jahren geht es um Gewalt in Fußballstadien. Die gipfeln in Morddrohungen und dem immer wieder hilflosen Gestammel der Verantwortlichen in den Vereinen und Verbänden. Man hat die Idioten und Chaoten in den Stadien nie in den Griff bekommen. Ich bezweifel sogar, ob man das überhaupt will.

Nun zeichnet sich angesichts der Panik vor einem Grippevirus eine Lösung ab, die die geldgierigen Bosse und Aktiven bisher wie der Teufel das Weihwasser gemieden haben – das Spielen in leeren Stadien. Das mag für die wirklichen und friedlichen Fans alles andere als erfreulich sein, doch in der aufgeladenen Angstatmosphäre scheint es so zu sein, als ob man keine andere Lösung findet. Ich habe mich ohnehin schon gewundert, warum man volle Fußballstadien zulässt, Wintersportveranstaltungen aber schon längst vor leeren Tribünen stattfinden.

Müssen nun die Fußballfans ohne ihren Stadionbesuch auskommen? Eigentlich nicht, wenn es dann dazu kommt, dass „nur“ Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern verboten werden. Doch schon bei den meisten Verbandsligisten wäre man froh, wenn auch nur annähernd so viele Zuschauer kommen. Warum also nicht sich mal in die Niederungen des Fußballs begeben, wo man noch ganz dicht am Geschehen steht.

Doch man kann die Zeit, die man sonst für den Besuch im Fußballstadion aufwendet ja auch anderweitig nutzen. Man kann sich mit anderen Ausgesperrten zum Beispiel zum gemeinsamen Kicken treffen. Man kann sich aber auch mal wieder daran erinnern, dass man eine Familie hat.

Vielleicht führen die geschlossenen Stadien ja dazu, dass Menschen in Heimen oder die allein wohnen wieder etwas mehr Besuch bekommen. Vielleicht passiert es sogar, dass die Leute die Zeit dazu nutzen, etwas gemeinsam mit der Familie zu machen. Ich will gar nicht davon anfangen, dass man ja dann Zeit hätte, mit einander zu reden, ein Buch zu lesen oder einige Dinge aufzuarbeiten, für die man nie Zeit hatte, weil man ja ins Stadion musste.

Ich glaube, dass es sich auch bei vielen die Leber über geschlossene Stadien freut – so man seinen Kummer nicht im Alkohol ersäuft.

Ach ja, es gibt noch andere Profiteure vom Profifußball vor leeren Rängen: Ich meine die Polizei. Viele Polizisten müssen nun am Wochenende keine Überstunden aufbauen, sondern können sich eben angenehmeren Dingen als randalierenden Fußballfans widmen.

Doch nicht nur Bundesliga-Fans müssen sich auf mehr Freizeit einstellen. Finden die Spiele noch statt, werden wohl Künstler nicht in leeren Konzerthäusern oder Theatern auftreten. Doch auch hier gilt, was für die Fußballfans gilt. Kommt die 1.000-Besucher-Regel, besucht man eben die Aufführungen in kleinen Theatern, auf kleinen Bühnen. Dort wird man sich freuen. Man kann ja auch einfach wieder einmal ein Museum besuchen oder selber kreativ werden.

Ich würde mich freuen, wenn man in der Politik, in den Medien der Psychologin Karin Clemens, Geschäftsführerin des R+V-Dienstleisters HumanProtect folgt, die im Interview meinte, dass Panik kein guter Ratgeber ist.

Frei von jeder Panik frühstücke ich jetzt erst einmal mit der Besten Frau der Welt.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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