Morgengruß von Helmut Harff: Frühlingshaft

Ein Wort mit ganz neuer Bedeutung

Viele Worte ändern im Laufe der Jahrhunderte ihre Bedeutung. Bei einigen Worten wusste ich das, von anderen erfahre ich so etwas eher am Rande, bei wieder anderen bin ich hautnah dabei.

So hörte ich vor kurzem im Radio, dass man früher mit dem Wort „Witz“ etwas anderes meinte, was wir heute. Ich schlug bei Wikipedia nach und las dort unter anderem:  Im Mittelalter hieß „diu wizze“ so viel wie Denkkraft, Klugheit, gesunder Menschenverstand, wobei mehr an eine erworbene als an eine angeborene Eigenschaft gedacht war.

In den vergangenen Tagen, aber auch heute war im Wetterbericht für die Lausitz im südlichen Brandenburg – meinem Corona-Fluchtort – von frühlingshaften Temperaturen die Rede. Das Thermometer klettert bis auf über 20 Grad. Bestes Garten-, Balkon- oder auch Golfwetter. Nichts wie raus, heißt also die Devise.

Raus? In diesen Zeiten? Hier auf dem Land sicherlich weniger ein Problem. Doch in vielen Teilen des Landes, in Europa und sonstwo ist das ganz anders. So will man beispielsweise in Spanien und Frankreich demnächst die viel regiederen Ausgangsbeschränkungen – die schon sehr an Hausarrest erinnern, wie man sie eher aus Diktaturen kennt - irgendwann im Mai etwas aufweichen. Als ich hörte, dass dort Kinder so gut wie gar nicht die dort eher kleinen Wohnungen seit Wochen faktisch nicht verlassen dürfen, fiel mir wieder diese Wort frühlingshaft ein.

Doch ich dachte es nicht als Verb, sondern ich dachte Frühlingshaft, an die Frühlingshaft, in der sich jetzt sehr viele Menschen befinden.  Ja, in diesem Frühjahr – und ich befürchte weit darüber hinaus – befinden wir uns in einer Art Haft. Frühlingshaft klingt  dann gar nicht mehr so nett – ganz im Gegenteil. Ich bin schon jetzt gespannt, was man in einigen Jahren in einem Online-Lexikon zu dem Wort „Frühlingshaft“ lesen kann, ob man dann überhaupt noch die Schreibweise als Substantiv findet.

Nun kann man ja mehr oder weniger laut darüber jammern, dass man mit Hinweis auf das Coronavirus und den Regierungsauftrag, uns vor dem Sterben zu bewahren – wer hat diesen Auftrag eigentlich wann erteilt – eben zu Frühlingshaft verurteilt wurde. Doch Gott sei dank gibt es auch hier und da Hafterleichterungen. Die einen müssen sich mit einem öffentlichen Park, andere mit einem Balkon – wohl dem, der einen hat – begnügen. Andere können in den Garten entfliehen, andere haben sogar Haus und Hof. Da geht es dann wieder ganz normal frühlingshaft zu.

Ich mache jetzt für die Beste Frau der Welt und mir ein witziges Frühstück, um so der Frühlingshaft etwas Positives abzugewinnen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Hugo, Pierre, Ludwig

Foto: Pixabay

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