Morgengruß von Helmut Harff: Ich ziehe meinen Hut

… vor allen Müttern

Heute ist also wieder einmal der Tag, der allen Müttern gewidmet ist. Sie müssen mal kein Frühstück machen, bekommen irgendwas geschenkt, man ist nett zu ihnen. Selbst die Regierung hat ein Geschenk für die Mütter, man darf sie wieder besuchen.

Doch was machen wir, die keine Mütter mehr haben? Gehen wir auf den Friedhof, treffen uns dort mit unseren Geschwistern – unter Einhaltung der Abstandsregeln? Müssen wir dort auch Masken tragen? Haben wir nicht viel zu oft eine Maske getragen, wenn Mutter mal wieder wissen wollte, wie es uns geht, wenn sie unser bestes wollte? Fragen können wir das nicht mehr. Über unsere Mutter reden  ist auch schwer, denn wenn wir uns an die Regeln halten, wie uns Mutter ja beigebracht hat, dürfen wir uns ja eigentlich gar nicht treffen. Da haben es Einzelkinder leichter.

Doch mal ehrlich, eigentlich ist alles über die Mutter gesagt, jeder kennt die Geschichten, die jeder aus seiner Sicht etwas anderes in Erinnerung hat. Irgendwann streitet man sich darüber, wer nun Mamas Liebling und wer der Nestflüchter war. So prickelnd war so ein Treffen noch nie. Man kann der Mutter ja auch eine SMS oder eine Videobotschaft auf Wolke Sieben – wo sonst sitzen Mütter – senden. Doch wie war gleich die Nummer?

Schreiben, das ist eigentlich gar keine schlechte Idee. Warum nicht alles rund um die Mutter einmal aufschreiben? Warum nicht einen, seinen Mutterroman schreiben? Ich finde das eine tolle Idee. Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen? Was gibt es da nicht alles zu schreiben? Man muss sicherlich vieles recherchieren, man muss mit vielen Leuten reden, die Mutter kannten oder jemand kannten, der Mutter kannte. Man muss reisen, dahin wo Mutter lebte, spielte, lernte, liebte, arbeitete.

Ich bin mir sicher, dass man sich an sehr vieles erinnert, aber auch so einiges erfährt, was man so oder gar nicht wusste. Man wird ziemlich sicher erfahren, dass auch Mutter ihre Geheimnisse hatte und es mit der Wahrheit hier und da auch nicht so genau genommen hat. Auch Mütter sind eben nur Menschen – aber Menschen, die uns das Leben geschenkt haben.

Ich stelle mir gerade vor, wenn sich jetzt „nur“ jeder zweite Deutsche daran macht, seinen Mutterroman zu schreiben. Das wären dann 40 Millionen Romane oder Geschichten. Wenn die nur 100 Seiten dick sind, so sind das ohne Einband 2 Milliarden Blatt Papier. Man sollte also kein Klo- sondern Kopierpapier hamstern.

Ich finde wirklich, dass so ein Mutterroman eine tolle Idee ist, vor allem wenn wieder einmal ein Virus um die Ecke kommt und uns einsperrt. Bis es so weit ist, können wir uns ja auf Mutters Spur begeben.

Das muss ich gleich beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt besprechen. Die kennt schon meine komischen Ideen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück und Gesundheit – und das vor allem heute allen Müttern.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Isidor, Gordian, Liliana, Damian de Veuster

Foto: Pixabay

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