Morgengruß von Helmut Harff: Bitte keine Konserven

Die schmecken einfach nicht

Schön, die Coronakrise hat wohl eines geschafft: Dass Menschen das Kochen für sich wieder entdeckt haben. Schließlich gab es eine ganze Zeit nicht einmal Fastfood. Wie viele Menschen allerdings von Kantinenessen auf Konservenfutter umgestiegen sind, würde ich gern mal wissen.

Es soll ja auch Menschen gegeben haben, die haben sich das Essen aus dem Restaurant mitgenommen oder sie ließen es sich liefern. Das mag bei eine Suppe ja durchaus gehen, doch bei wirklich gutem Essen? Das hat was von Essen auf Rädern. Wer das schon mal nur gesehen hat, weiß, dass das keine Alternative ist. Apropos Augen: Jeder weiß, dass die Augen mitessen. Sieht das Gericht gut aus, wird es auch schmecken – so meinen wir häufig. Glauben Sie nicht? Machen Sie mal folgendes Experiment: Kochen sie ein tolles Gericht, versalzen es leicht und richten Sie es gaaaaaanz toll an. Man wird von der Verliebtheit des Koches sprechen. Nun kochen Sie das Ganze so perfekt wie ein 3-Sterne-Koch und manschen alles irgendwie auf einem Pappteller zusammen. Wann werden die Gesichter wohl länger sein, wann nicht alles aufgegessen?

Nun sind die Zeiten zwischen selber kochen oder Konserve so ziemlich vorbei. Doch es bleibt noch vieles, was uns nur in Konserve – also nicht life – präsentiert wird. So geschehen mit dem Konzert der fast kompletten Truppe von "Take That". Selbst Robbie Williams war mit von der Partie. Wobei – Achtung Wortspiel – war von Party weit und breit nichts zu sehen. Die Musiker waren alle brav zuhause, spielten mal in einer Rumpelkammer, mal hatte man aufräumen lassen. Das „Konzert“ war so, als ob man ein leckeres Schnitze mit Spargel essen soll, dass man zuvor püriert hat und dabei auch noch kalt wurde. Für mich war das Musik zum Abgewöhnen. Ich will so einen „Sch…“ nicht. Ich will Atmosphäre!

Noch schlimmer finde ich Theateraufführungen per Video-Aufzeichnung. Das kann man zur Demonstration der eigenen Arbeit ja gern machen. Doch dem Publikum sollte man solche Videos nur zeigen, wenn man es abschrecken will. Zum einen ist es sehr schwer, überhaupt so eine Inszenierung filmisch einzufangen, Stimmung wird so – ohne Publikum – nicht transportiert. Dazu kommt, dass es nur wenige Regisseure und Kameraleute gibt, die es verstehen, ein Theaterstück in filmische Bilder umzusetzen. Ein tolles Stück, tolle Schauspieler, tolle Regie – und heraus kommt eine billige Erbsensuppe aus einer Ein-Euro-Dose.

Ehrlich, ich habe die Nase gestrichen voll von all denen, die mir diese Konserven schmackhaft machen wollen. Klar will man weiter im Gespräch bleiben, im besten Fall sogar einige Euros verdienen. Doch es schmeckt einfach nicht. Also warte ich – wie schon bei den Restaurants – darauf, dass die Zeit der Konserven so schnell wie möglich vorüber geht.

Hallo "Take That", wie wäre es, wenn Ihr allen, die sich gestern im Internet Euren „Auftritt“ angetan haben, für das nächste Lifekonzert die Karten zum halben Preis anbietet?

Wissen Sie, was toll ist:  Beste Frau der Welt und ich haben vor und erst recht jetzt während der Coronakrise keine Konserve in die Hand genommen. Frisch gekocht, dass gilt nun weniger für unser Frühstück. Da gibt es aber schon die ersten Erdbeeren aus dem Garten.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ferdinand, Johanna

Foto: Pixabay

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