Morgengruß von Helmut Harff: Blind durch die Krise

Warum ist jetzt Geld da

Corona macht vieles möglich, vor allem scheint es so, als ob Geld ohne Ende vorhanden ist. Auch die Krankenkassen scheinen einen Goldstücke scheißenden Esel zu besitzen. Na ja, eigentlich sind wir Beitrags- und Steuerzahler der Esel, der nun auch die Coronatests an den Flughäfen bezahlt.

Nun kann man über den Sinn solcher Tests trefflich streiten. Ich finde es schon eigenartig, dass man tausende Menschen durch die Gänge der Flughäfen bis zur Teststelle schickt, wo sie völlig unkontrolliert an tausenden Menschen, Reisenden, Bringern und Abholern oder dort Arbeitenden vorbei schickt werden. Mal ganz abgesehen davon, wie viele Reisenden so ihre Anschlüsse nicht bekommen werden.

Doch das nur am Rande. Was mich aufregt ist, dass sehr, sehr viele Menschen ohne oder mit einer schlechten Brille durch das Leben gehen, nur weil sie sich die schlicht nicht leisten können. Ich habe leider keine Statistik gefunden, aus der hervorgeht, wie viele Menschen verunglücken oder sterben, weil da einer war, der im wahrsten Sinne des Wortes keinen Durchblick hatte, nur weil die Krankenkassen angeblich kein Geld dafür haben, eine notwendige Sehhilfe zu bezahlen. Ich befürchte, dass die schlechte Versorgung mit Sehhilfen uns allen sehr viel Geld kostet und das viel Leid zur Folge hat.

Doch Geld scheint ja nicht das Problem zu sein. Nach Angaben des Verbandes der Privaten Krankenversicherung kostet laut Regelsatz in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ein Coronatest rund  147 Euro für die Labordiagnostik und rund 27 Euro für die Abstrichentnahme. Das sind mal 174 Euro. Dafür bekommt man nicht nur beim Discount-Optiker eine gute Brille, für ein billiges Modell braucht es nicht einmal so viel Geld. Wenn man nun mal annimmt, dass ab nächste Woche täglich 10.000 Flugreisende auf Corona getestet werden sollen, der dann auch noch einmal wiederholt werden soll, so entspricht das in etwa den Gegenwert von 15.000 billigen Brillen und das Tag für Tag. Laufen diese Tests 100 Tage so entspricht das dem Wert von 1.500.000 Brillen. Angesichts von rund 40 Millionen Deutschen, die immer oder zeitweise auf eine Brille angewiesen sind, ist das eine gewaltige Zahl. Ich verstehe nicht, warum man so viele Menschen, die unter ihrer Sehschwäche leiden, im dunklen stehen lässt. Die können nämlich nicht einmal lesen, wolang es zum Coronatest geht.

Doch die Krankenkassen halten nicht nur bei der Brille die Hand ganz fest auf dem Geldbeutel. Das gilt in fast dem gleichen Maß für den Ersatz verloren gegangener Zähne. Das kommt in aller Regel noch viel teurer – dem Patienten aber auch uns als Gesellschaft.
 
Wer wird schon eingestellt, wenn er nicht richtig sieht oder nur noch Ruinen im Mund hat? Hat mal jemand eruiert, wie viele Leute keinen Job bekommen, weil sie nicht richtig sehen können und/oder schlechte Zähne haben? Hat mal jemand nachgefragt, wie teuer uns die Verweigerung der Bezahlung von notwenigen Sehhilfen und Zahnersatz kommt?

Ich weiß nicht, ob wir warten sollten, bis keine Coronatests mehr nötig sind, bis eine vernünftige Versorgung mit Brillen und Zahnersatz wieder von den Krankenkassen übernommen werden. Doch spätestens danach muss das passieren. Sonst haben wir Jahr für Jahr Tote, Kranke und Mitleidende, die wir uns nicht leisten dürfen.

Gott sei Dank sehen die Beste Frau der Welt und ich, was da auf unserem Frühstückstisch steht und wir können auch herzhaft zubeißen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ingeborg, Inga, Petrus C.

Foto: Pixabay

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