Morgengruß von Helmut Harff: Einen Wunsch frei

Aber was wünscht man sich

Am Wochenende hatte mein Großneffe Geburtstag. Glaubt man ihm, so ist er schon groß, fast so groß wie sein Großonkel nur ohne Bart und Bauch. Was macht man mit so einem kleinen Mann – man schenkt ihm ein Buch. In meinem Fall war das ein Märchenbuch. Schenkt man so etwas einem im wahrsten Sinne des Wortes Dreikäsehoch, so kann man absolut sicher sein, dass man zum Vorleser wird.

So war das auch diesmal und ich hatte die Ehre, ein Märchen vorzulesen. Wie das da üblich ist, geht es irgendwann darum, dass sich ein Held etwas wünschen darf. Sich was wünschen? Das war dann auch schnell Thema bei uns Erwachsenen. Was macht man, wenn man einen Wunsch frei hat? Ein Wunsch, das will gut überlegt sein. Wir grenzten das dann irgendwann ein und dachten nur noch darüber nach, was man sich für sich wünschen würde. Lang lebe der Egoismus, so die jungen Eltern, die sich ganz sicher das allerbeste für den Geburtstagsknaben wünschen würden.

Doch für sich? Nichts mit Friede auf Erden oder eine Welt ohne Umweltverschmutzung und Klimawandel. Allerdings wollte sich auch keiner wünschen, alles dafür zu tun, der größte Umweltfreund im Universum zu sein. Klar standen Gesundheit und nicht versiegender Geldsegen schnell oben auf der Wunschliste. Einer würde sich wohl wünschen, dass seine unternehmerischen Pläne von Erfolg gekrönt werden. Die angehende Juristen wäre vermutlich schon mal zufrieden, das unter Coronabedingungen geschriebene Staatsexamen mit einem sehr guten Ergebnis abgelegt zu haben.

Die Liste wurde lang und länger, die Gesichter bang und bänger – wie es in alten Märchen heißt. Es  scheint, als ob es mehr Fluch als Segen wäre, wenn da so eine Märchenfee daherkommen würde und einem das mit dem Wunsch verkünden würde. Die größte Sorge besteht wohl darin, dass man sich nach diesem Ereignis unbedacht etwas wünschen würde. Die Sorge scheint mehr als berechtigt. Wie oft wünscht man sich etwas, ohne darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn der Wunsch – Hallo Fee – in Erfüllung gehen würde.

Als Kleingärtner wünscht man sich am Wochenende Grillwetter, in den Nächten dazwischen Regen. Als einer, bei dem der Geldbeutel schon weit vor Monatsende leer ist, wünscht man sich, dass  genau das nicht passiert. Klar, dass man sich nicht nur in diesen Zeiten Gesundheit wünscht. Man wünscht sich eine tolle Karriere oder einfach glücklich zu sein. Doch ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen Wunsch zu äußern, oder beißt man sich auf die Zunge um den Wunsch nicht zu früh auszusprechen?

Egal, wie man sich dreht und wendet, ein einfach mal so hingesagtes Versprechen, dass ein Wunsch in Erfüllung geht wird, macht uns wahrscheinlich nicht glücklich. Das gipfelte dann in der Idee, sich doch zu wünschen, dass die Ansage der Fee nie in Erfüllung gehen möchte. Dann könnte man wirklich behaupten, wunschlos zu sein – aber auch glücklich?

Ich bin (fast) wunschlos glücklich, wenn ich gleich wie jeden Morgen mit der Besten Frau der Welt frühstücken kann.

Ach ja: Sie wollen wissen, was ich mir wünsche? Ganz einfach, ich wünsche mir, das jeder meiner Wünsche, die ich mit dem Nachsatz „… Fee, das wünsche ich mir“ in Erfüllung geht. Man muss ja nicht gerade bei einer Fee zu bescheiden sein.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Bartholomäus, Michaela, Isolde

Foto: Pixabay

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