Morgengruß von Helmut Harff: Rituale - der Kitt des Lebens

… und der bröckelt

Rituale sind für mich und sicherlich für viele Menschen so etwas wie Leitplanken im Leben. So wie man die auf der Straße kaum wahrnimmt, so fallen mir meine Rituale kaum noch auf. Ansonsten wären es wohl auch keine Rituale.

Bis sich die Dinge, bis sich Tätigkeiten und Abläufe so verstetigt haben, dass man sie als Rituale bezeichnen kann, dauert es erfahrungsgemäß einige Zeit. Ich dachte immer, diese Zeit ist ziemlich lang, doch das aktuelle Leben belehrte mich eines anderen. Das Tragen einer Maske überall da, wo es angesagt ist, ist inzwischen auch bei mir zum Ritual geworden. Oder, um es anders zu sagen, es ist mir schon fast in Fleisch und Blut übergegangen.

Nun ergibt sich dabei eine Frage für mich: Rituale, Ding die sich eingeschliffen haben, will ich eigentlich beibehalten. Wird es wirklich einmal passieren, dass ich mich dabei erwische, eine Maske tragen zu wollen, obwohl ich das gar nicht mehr muss? Ich frage mich aber auch, welche Rituale dem C-Virus schon zum Opfer gefallen sind. Bei mir sind das nicht so viele, da sich in meinem Leben auch in diesen Zeiten nicht so viel geändert hat. Ich arbeite ohnehin immer am heimischen Rechner, stehe zu der selben Zeit wie vor einem Jahr auf, koche wie immer meinen Kaffee, dusche wie immer, räume wie immer auf und wecke wie immer die Beste Frau der Welt mit einem Kaffee.

Auf den ersten Blick hat sich da nichts geändert. Doch ist das so? Es gehörte zu den Ritualen, regelmäßig Konzerte zu besuchen, sich mit der Familie zu treffen, zu reisen, unterwegs zu sein. Auch wenn das nicht jeder als ein Ritual sieht, so waren es für mich genau diese. Anderes durchbrach immer wieder die täglichen Rituale, die tägliche Routine.

Wenn ich mich umsehe und umhöre, so merken sehr viele Menschen, dass immer weniger von ihren Ritualen, von geliebten und weniger geliebten übrig bleibt. Wer vor allem auf Abstand achtet, der achtet vielleicht weniger darauf, wie er auf seine Mitmenschen wirkt. Wer kaum noch aus dem Haus geht, keine Veranstaltungen mehr besuchen kann, nicht mehr konditern gehen darf, der „vergisst“ mit der Zeit, sich zu stylen, sich chic anzuziehen. Auch andere Routinen werden Stück für Stück darunter leiden. Ich denke da an Ausflüge, aber auch an Reisen. All das erfolgt mehr oder weniger bewusst – also auch routiniert.

Wenn sich unsere Routinen, unsere Rituale so verändern, was macht das dann mit unserem Leben? Ich meine nicht das aktuelle, sondern das zukünftige. Kehren wir zu dem zurück, was unser Leben vor der C-Krise ausgemacht hat? Bilden sich neue Routinen und Rituale aus? Wenn ja, was macht das mit uns, aber auch mit unseren Mitmenschen, mit unserer Umwelt? Ich bin sehr gespannt, was für mich, für uns das Leben da bereit hält.

Ein Ritual hat sich bis heute nicht geändert - das Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Engelbert, Carina, Willibr., Tina

Foto: Pixabay

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