Morgengruß von Helmut Harff: Feder statt Tastatur

Wenn nur meine Schrift nicht so schlecht wäre

Schon als Kind konnte man mir jedes noch so tolle Geschenk verleiden, wenn ich mich dafür bedanken sollte. Nein, nein, ich machte brav meinen Diener und sagte laut und deutlich DANKE. Schlimm war nur, wenn ich mich per Brief bedanken sollte.

Das ist bis heute so. Bei dem, was ich in meinem Leben an selbst geschriebener Post verschickt habe, würde sich ein Briefträger bis heute nicht verheben und es würde kaum einen Schuhkarton füllen. Dabei ist mein Problem nicht die richtigen Worte zu finden, das ist schließlich mein Beruf. Auch in der Schule war ich immer dann gut, wenn es galt Aufsätze oder ähnliches zu schreiben. Doch immer störte darunter eine Zensur: Schrift ungenügend. Wird so etwas überhaupt noch in Zeiten von Computer und Smartphone, von E-Mail und Whatsapp zensiert?

Also ich und Briefe schreiben – das ist keine glückliche Verbindung. Meine Schrift, gern auch als Sauklaue bezeichnet, ist wirklich kaum leserlich. Ich kann das belegen, denn in meiner Stasiakte finden sich einige Briefe aus meiner Hand wieder. Dafür danke an dem DDR-Geheimdienst. Allerdings sind auch die Schlapphüte an meiner Schrift gescheitert, was zu manchmal kuriosen Ergebnissen führte. Ich versichere, dass ich noch immer so schreibe und dass das keine von einem westlichen Geheimdienst entwickelte Geheimschrift ist.

Meine Abneigung gegenüber Handschriftlichem, verfertigt von mir, steht die Lust gegenüber, Briefe andere zu lesen – so sie leserlich sind oder „übersetzt“ wurden. Solche Briefe sind immer authentisch und zeigen oft, wie der Schreiber gerade dachte, wie er drauf war und wie es ihm und seinem Umfeld ging. Das finde ich super spannend. Ich liebe es auch, handschriftliche Post zu bekommen, auch wenn ich dann antworten muss. Das gehört sich so. Hoffentlich kann der Empfänger zwischen germanischen Runen und meiner „Schrift“ auch unterscheiden.

Ob es zukünftig noch die Schuhkartons voller Briefe – gern auch mit Schleifchen drum – noch gibt? Ob es irgendwann Bücher mit den Briefen von Donald Trump, von Angela Merkel, von aktuellen Nobelpreisträgern gibt? Ich weiß es nicht, habe aber die Befürchtung, dass es da viel zu wenig Material gibt. Ob mal jemand bei Twitter und Co. daran denkt, die Tweeds von Prominenten zu sammeln? Ob das andere machen? Das wäre schön, wäre aber deutlich weniger aussagekräftig, als handgeschriebenes. Ein kurzer Twittereintrag ist eben etwas völlig anderes als ein seitenlanger Brief.

Wobei, so wie die Zeiten sind und wohl auch noch bleiben, ist es sicherlich eine sehr gute Idee, wieder einmal zum Füller zu greifen und Briefe zu schreiben. Sie haben gar keinen Füller mehr?. Dann nehmen Sie doch den Kuli und schreiben auf den Weihnachts-Wunschzettel „Füller mit goldener Feder“.

Der Besten Frau der Welt brauche ich nicht schreiben. Sie lässt sich vortrefflich vom Duft frisch gebrühtem Kaffees an den Frühstückstisch locken.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Leopold, Leopoldine, Albert, Nikolaus

Foto: Pixabay

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