Morgengruß von Helmut Harff: Macht hoch die Tür...

Doch wer darf rein?

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,


So  beginnt das Lied, das für mich wie keines für die Adventszeit steht und ich kann davon sogar mehr als eine Strophe. Nur singen sollte ich es nicht, dann steht niemand vor meiner Tür. Und genau hier beginnen meine Bauchschmerzen damit, dass dieses Lied dieses Jahr bestimmt wieder gespielt wird. Ja, hier ist vom Heiland, vom König aller Königreich die Rede. Ja, denn für den macht man sehr gern als Christenmensch die Türe hoch, das Tor weit auf.

Doch, der kommt, der nimmt in unseren Herzen Platz, wenn er da nicht ohnehin seinen festen Platz hat. Und an unserem Tisch? Da bleibt es dieses Jahr wohl leer, zumindest werden nicht alle Plätze besetzt. Den 1. Advent so ganz allein vor dem Adventskranz, nur mit einem Stück Stolle auf dem Teller? Der wird wohl vielen im Halse stecken bleiben. Gibt es eine Alternative? Hält man sich an die Regeln, so sind die sehr gering. Wobei, so ganz ohne Besuch muss man ja nicht sein. Ein wenig Besuch billigt uns auch die Politik zu und wenn die Stube nicht so voll wie sonst ist, lässt sich das mit dem Abstand auch einigermaßen problemlos einhalten.

Doch man muss sich ja nicht unbedingt in einem Raum treffen. Warum nicht gemeinsam spazieren gehen. Dagegen spricht deutlich weniger, wenn man nicht unbedigt Arm in Arm unterwegs sein will. Man nimmt eine Thermoskanne voll Kaffee und eine Büchse voll (selbst gebackener) Kekse mit. So ist man nicht allein, bewegt sich, ist in der Natur und hält brav Abstand.

Man kann sich auch im Garten rund um die Feuerschale treffen. Auch da muss man nicht aufeinander hocken und ist doch nicht allein, sieht seine Familie, seine Freunde und niemand hat etwas dagegen. Vielleicht stimmt dann sogar jemand das Lied an, das der Königsberger Pfarrer Georg Weissel in Anlehnung an Psalm 24 im Jahre 1623 zur feierlichen Einweihung der neu errichteten Altroßgärter Kirche der ostpreußischen Stadt schrieb. Sie fand am 2. Sonntag im Advent statt.

Dann passt das Lied, dessen erste Strophe so endet:
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.


Ja, es gibt Dinge, die stehen über die Dinge, die uns vorübergehend das Leben weniger lebenswert erscheinen lassen. Es liegt an uns, was wir immer daraus machen. Vielleich wird dieses Weihnachtsfest wirklich anders, vielleicht gestalten, vielleicht erleben wir die Adventszeit 2020 auf einen Art und Weise, wie wir sie wohl alle bisher nicht kannten, aber nach der sich viele immer sehnten. Erleben wir diese Adventszeit, diese Geburtstagsfeier für den Knaben da im Stall von Betlehem etwas ruhiger, etwas besinnlicher. Lesen wir vielleicht mehr als einmal den Text meines liebsten Adventliedes. Machen wir die Türe hoch und die Tore weit – und lassen herein, der uns wirklich am Herzen liegt.

Ich muss da nicht lange überlegen, für wen meine Tür hoch und mein Tor weit offen ist – für die  Besten Frau der Welt, mit der ich jetzt frühstücken werde.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Adventsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Friedrich, Friederike, Berta

Foto: Pixabay

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