Morgengruß von Helmut Harff: von Nazareth nach Betlehem

… und das hoch schwanger

Ich frage mich jedes Jahr, wie es der hochschwangeren Maria und ihrem Mann Joseph erging, die da auf einer staubigen Straße von Nazareth nach Betlehem unterwegs waren, nur weil Kaiser Augustus wollte, das sich ein jeder schätzen lässt.

Er lässt eine kurz vor der Niederkunft stehende Frau rund 160 Kilometer laufen, nur um festzulegen, wie viel Steuern sie zahlen muss. Wobei, mussten damals die Frauen überhaupt solche Abgaben leisten? Sie sind gar nicht gelaufen? Dazu sagt die Bibel wohl nichts. In der Weihnachtsgeschichte heißt es nur, dass sich beide aufmachten. Nichts von Esel, nichts von Ochsenkarren. Beide waren wohl zu Fuß unterwegs.  

Wann mögen beide losgegangen sein? Wie viel Kilometer kann eine Frau im neunten Monat laufen? Zehn Kilometer? Mehr an Distanz werden beide nicht einmal zurück gelegt haben, selbst wenn Maria auf einem Esel geritten ist, wie zumindest manche Bilder suggerieren. Allzu warm wird es beiden auch nicht gewesen sein, denn in dieser Zeit ist es in der Region nicht sehr warm – nicht viel wärmer als bei uns.

Wenn man all das berücksichtigt, dann werden die beiden mindestens 16, wenn nicht 20 oder mehr Tage unterwegs gewesen sein. Schließlich war Maria mit dickem Bauch unterwegs. Sie sind also spätestens am 8. Dezember nach unserem Kalender, wohl eher früher losgezogen. Sie mussten also mindestens 16 mal Quartier beziehen. Ob das immer gelang? Musste Maria mit Gottes Sohn unter ihrem Bauch auch auf nackter Erde kampieren? Warum nur hat Joseph sein Weib nicht in Nazareth bei lieben Menschen zurück gelassen? Gab es da niemand? Wollte das Gott so oder ist einfach nichts überliefert?

Die beiden und viele andere mussten also durch die Lande wandern und das nur, damit der Kaiser in Rom seine Steuern einziehen lassen kann. Da lob ich mir unsere Finanzämter. So ein Lob fällt mir echt schwer. Schließlich dauert meine eigene Steuerprüfung nun genau drei Jahre. Das ist schon der Wahnsinn und einen guten Wunsch an das Amt habe ich nun wirklich nicht. Wobei, selbst unser Finanzämter würden wohl nicht auf die Idee kommen, eine hochschwangere Frau einzubestellen, die dazu tagelang anreisen müsste. Es ist doch ein Fortschritt, wenn Frau ihre Akten nicht auch noch in den Kreissaal mitnehmen muss. Es ist überhaupt ein riesiger Fortschritt, dass es einen Kreissaal gibt und wenigsten hierzulande keine Frau in einem dreckigen Stall ihr Kind bekommen muss.

Beschämen muss uns allerdings, dass da noch immer viele Millionen Frauen weltweit so entbinden müssen, wie es einst Maria im Stall zu Betlehem machen musste.

Denken wir heute an die junge Frau, die damals noch drei Tagesmärsche entfernt von Betlehem unterwegs war. Hätte es das Ereignis nicht gegeben, würden wir nicht in drei Tagen die Niederkunft Mariens und die Geburt des Jesusknaben feiern.

Ich feiere wie jeden Tag mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Adventsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ingmar, Ingo, Hagar

Foto: Pixabay

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