(Michael  Kirchberger, Auto-Medienportal.Net) Kratz mich, beiß mich, gib mir  Tiernamen. Was mancher Liebesbeziehung neuen Schwung zu verleihen  vermag, soll auch bei Ford für erregende Absatzzahlen sorgen. 
Kein  anderer setzt bei Alltagsautos so konstant auf die Namensanleihen aus  der Fauna. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an das Coupé auf  Fiesta-Basis namens Puma, das um die Jahrtausendwende herum gebaut  wurde. Nun ist der Berglöwe zurück. Zeitgemäß als SUV, erneut auf der  Plattform des Kölner Kleinwagens, aber mit größerem Radstand auf 4,19  Meter gewachsen. 23.150 Euro kostet die Basisversion, unsere  Ausstattungsvariante Titanium X gibt es ab 25.350 Euro.
Damit dem  Puma nicht ständig der Magen knurrt und der Beutezug zur Tränke kein  allzu kostspieliges Abenteuer wird, gibt es die Spitzenversionen mit  einem 48-Volt Hybridsystem, dessen kleiner Akku geringe Energiemengen  zwischenspeichert, um sie anschließend über den immerhin 16 PS (11,5 kW)  starken Starter-Generator in flinkeren Vortrieb umzusetzen. Das kostet  allerdings auch. 1850 Euro teurer ist der Hybrid-Puma mit der stärkeren  Variante des Einliter-Dreizylinder-Benziners, die dann 155 PS (114 kW)  leistet. 27.200 Euro verlangt der Ford-Händler ohne weitere Extras für  unseren Puma.
Die Form folgt den gängigen Gestaltungsmustern der  Klasse, wirklich unverwechselbar ist das Kompakt-SUV nicht. Deutlich  betonte Radhäuser und eine stämmige Hüfte vermitteln die übliche  optische Dynamik. Hübsch die Lackierungen in Dynamic-Blau Metallic oder  Lucid-Rot Metallic, beide kosten jedoch 800 oder gar 900 Euro Aufpreis,  gratis gibt es einzig Blazer-Blau. Innen geht es weniger farbenfroh zu,  Grau und Schwarz dominieren, nur ein paar silberne Applikationen sorgen  für etwas Abwechslung. Das Blau der Instrumenten-Darstellung auf dem  12,3-Zoll-Display ist ein wohltuender Farbtupfer, wer eher auf Rot  steht, muss in den Sportmodus der vier Fahrprogramme schalten. Es finden  sich genügend Ablagen, das Lederlenkrad ist unten abgeflacht und die  Sportsitze stützen Hüften und Schultern in stramm gefahrenen Kurven ganz  anständig.
Der Starter-Generator bügelt das Turboloch weg
Der  kleine Turbobenziner beeindruckt nachhaltig. Schon erstaunlich, was  heute so aus einem Liter Hubraum an Leistung gewonnen werden kann. 190  Newtonmeter stemmt das Maschinchen als Spitzendrehmoment, im Boost  werden es sogar 220 und wenn der Starter-Generator eingreift, bringt es  das System sogar auf 240 Nm. Die melden sich nachhaltig aber nicht  ungestüm und reichen für eilige Zwischenspurts. Erfreulich auch, dass  der Dreizylinder schon im Leerlauf sehr manierlich und vibrationsarm  läuft. Beim Anlassen gibt es kein Ruckeln und Mucken, der kräftige  Starter-Generator wirkt nicht nur beim Beschleunigen kraftvoll mit,  sondern auch positiv auf die Laufkultur. Den Antrieb der Nockenwellen im  Aluminium-Zylinderkopf übernimmt eine langlebige Steuerkette mit  hydraulischem Spanner, was die Wartungskosten senkt. Sie muss anders als  ein Zahnriemen wenn überhaupt sehr viel später gewechselt werden.
Seine  Leistung stellt der Motor sehr spontan bereit. Trotz des minimalen  Hubraums gibt es kein Turboloch, der Starter-Generator überbrückt  mögliche Durchhänger gekonnt. Nicht nur im Sport-Modus arbeitet der  Dreizylinder mit vernehmlicher Stimme. Der gar nicht schlechte weil  kraftvolle Sound kommt jedoch nicht aus dem Auspuff, sondern aus den  Lautsprechern, für manchen Fahrer ein Spaßgewinn, auf jeden Fall aber  ein Vorteil für geräuschempfindliche Mitmenschen. Geschaltet werden  sechs Gänge manuell, eine Doppelkupplungs-Automatik gibt es nur für das  Basistriebwerk ohne Hybridsystem. Hier rutscht der Hebel leichtgängig  durch die Schaltkulisse. Flinke Übersetzungswechsel, so sie denn  notwendig oder erwünscht sind, sind keine Herausforderung.
Zu den  verschärften Maßnahmen zur Eindämmung des Verbrauchs gehört die  Kontakteinschränkung der Kupplung. Die Start-Stopp-Automatik lässt die  Maschine nicht schon beim Druck auf das betreffende Pedal wieder  anspringen. Erst wenn der Gang eingelegt wird, startet sie. Es dauert  eine kurze Weile, bis diese Eigenart zur Gewöhnung wird, dann geht es  zügiger los, wenn die Ampel auf Grün springt. Sonst fällt die Bedienung  des Puma leicht, das große Mitteldisplay hilft beim Navigieren und die  Klimatisierung lässt sich mit direktem Zugriff geschwind passend  einstellen.
Fortbewegung mit Normverbrauch ist möglich
Die  Bemühungen um Konsumverzicht mit dem Mild-Hybrid-System sowie Motor und  Zylinderabschaltung führen nur bedingt zum Erfolg. Wer es sanftmütig  angehen lässt, kommt mit wenig mehr als der Normangabe (WLTP) von 5,9  Liter 100 Kilometer weit. Bei Touren jenseits der Schleichfahrt werden  daraus schnell 6,5 Liter. Autobahnreisen mit Richtgeschwindigkeit zeigen  dann eine sieben vor dem Komma. Immerhin erlauben 42 Liter Tankinhalt  ordentliche Reichweiten, und die Option aufs Sparen ist immer gegeben.  An der Tankstelle erfreut Ford immer wieder mit dem deckellosen Stutzen,  der sich über eine Klappe selbstständig verschließt und den Handgriff  in meist verschmutze Gefilde überflüssig macht.
Unterwegs gibt  sich das hochbeinige Fiesta-Derivat geschmeidig, wie man es von einer  Raubkatze erwartet. Die Lenkung vermittelt präzise Rückmeldungen des  Traktionszustands und ermöglicht entspanntes Fahren. Ganz unbeeinflusst  ist sie vom Einfluss des Antriebs allerdings nicht, der Puma schickt  seine Kräfte ausschließlich zu den Vorderrädern. Für besseres  Vorankommen gibt es die Fahrmodi für rutschige oder unbefestigte  Fahrbahnen. Die Programmwahl beeinflusst vor allem das Ansprechverhalten  des Gaspedals, die Federung bleibt unbeeinflusst. Die gibt sich  insgesamt eher hart als sanft und lässt eindrucksvoll erleben, wie viele  Straßen in Deutschland in einem sehr jämmerlichen Zustand sind.
Gutes Raumangebot und pfiffige Details
Den  Sinn fürs Praktische bewahrt sich der Puma mit der Megabox im  Kofferraum. Unter der Abdeckung wartete ein 81 Liter fassender Trog auf  Beladung. Die Wanne ist wasserdicht, gut also für verschmutzte Arbeits-  oder Sportbekleidung. Oder ein Hundebad für den vierbeinigen Begleiter  nach einem ausgedehnten Geländespaziergang. Am Boden ist ein  Ablassventil eingebaut, so kann das Schmutzwasser bequem abfließen. In  den Kofferraum passen 456 bis 1216 Liter, das ist ein angemessenes  Volumen. Ins Schlepp nehmen darf der Ford allerdings nur 1100 Kilogramm,  schwere Trailer sind für ihn tabu.
Das Raumangebot im kleinen  SUV ist stattlich. Vorne herrscht überhaupt kein Mangel, hinten geraten  allenfalls großgewachsene Mitfahrer mit dem Dach in Konflikt. Für Beine  und Ellbogen herrscht keine eingeschränkte Bewegungsfreiheit, wenn nur  zwei im Fond mitfahren. Die asymmetrisch geteilt umklappbare Rückbank  ist straff gepolstert, man sitzt relativ aufrecht. Die Ausstattung ist  ansehnlich, denn schon im Grundmodell gehören angenehme Positionen wie  das Navigationssystem, Tempomat oder die wichtigsten Assistenten dazu.  Bezahlen lassen sich die Kölner dagegen Begehrlichkeiten wie das  elektrische Panoramadach (1000 Euro) oder LED-Scheinwerfer vorn (800  Euro). Serienmäßig gibt es die Megabox und die abnehmbaren Polsterbezüge  der Sitze. Details, die anderswo kaum zu finden sind und dem Puma  einige Alleinstellungsmerkmale gibt.
Mit seinem Namen ist er  dagegen nicht ganz alleine. Das zweite SUV im Portfolio von Ford trägt  den Namen Kuga. Und das ist nichts anderes als die lautmalerische  Schreibweise des amerikanischen Wortes für Puma. Den nennen die Menschen  in der neuen Welt Cougar. Ein Herz für Tiernamen lässt sich Ford nicht  absprechen.
Fotos: Auto-Medienportal.Net/Ford