Morgengruß von Helmut Harff: Auf der Datenautobahn

Wer regelt hier den Verkehr

Heute würde ich, hätten wir normale Zeiten, im Schlosshotel Wöltingerode im Harz an der Seite der Besten Frau der Welt, vieler netter Kollegen und zahlreicher Experten frühstücken. Gestern hätte dort der jährliche Goslar-Diskurs stattgefunden.

Der Goslar-Diskurs hat auch stattgefunden, wie gerade üblich online. In der Einladung hieß es: „Daten bilden mehr und mehr die Grundlage wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mehrwerte – dies gilt auch und insbesondere für die Mobilität. Daten sind sprichwörtlich das Gold des 21. Jahrhunderts. Der „Datenschatz“ des Autofahrers ist zwar noch ungehoben, aber der „Goldrush“ auf die Daten hat längst begonnen. Dieser „Datenschatz“ weckt Begehrlichkeiten, verschiedene Interessengruppen verlangen Zugriff, da diese Informationen die Grundlage für künftige Geschäftsmodelle sind. Bislang haben jedoch allein die Automobilhersteller Zugang zu den Daten der Autofahrer. Der Goslar Diskurs beschäftigt sich zum einen mit der Frage, wie die Autodaten unsere Mobilität in Zukunft verändern werden und thematisiert zum anderen die Bedenken vieler Autofahrer hinsichtlich der Datenverwendung“.

Unter der Moderation von Carola Ferstl (n-tv) diskutierten  Dr. Jörg Rheinländer, HUK-COBURG, Prof. Dr. Ellen Enkel, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Susanne Knorre, Hochschule Osnabrück, Guido Kutschera, DEKRA Automobil GmbH, Jochen Rudat, Muchbetterelectric, ehemals Tesla und Guido Reinking, Automobilexperte.

Es war wie immer eine interessante Diskussion. Kein Wunder, denn unser Auto, so wir ein modernes fahren, liefert unzählige Daten, um deren Besitz und um deren Nutzung man sich trefflich seit Jahren streitet. Bislang ist nicht einmal wirklich geklärt, wem welche Daten gehören und wer damit was machen kann. Der Autofahrer ahnt vielleicht, welche Daten er bei jeder Fahrt produziert, wissen tun das wohl nur wenige. Man merkt es, wenn die Werkstatt beim Check Daten ausliest. Gleiches passiert, wenn man zur Hauptuntersuchung seinen Wagen auf die Rampe fährt.

Doch auch Versicherer wollen die Daten. So können sie sehen, wie hoch das Versicherungs-Risiko bei diesem oder jenem Fahrer ist. Raser würden dann wohl mehr zahlen, als regeltreue Fahrer. Da die Autobauer als die Herren über die Daten die aber nicht so ohne weiteres raus rücken, ist man bei der HUK dazu übergegangen, den Versicherten anzubieten, ein kleines Kästchen im Auto anzukleben, das für die Versicherung relevante Daten erhebt. Das senkt dann den Versicherungsbeitrag.

Doch die Daten sind eben auch für Fahrassistenten und für das wohl kommende autonome Fahren lebenswichtig. Folglich wollen alle, die daran arbeiten, so viel wie möglich an den vom Auto gesammelten Daten haben.

Bleibt noch immer die Frage, wem die Daten gehören, wer die wem geben darf, wer damit Geld verdienen darf. Das ist ähnlich wie bei Online-Anbieter, die unsere Daten nutzen und wir müssen für den angebotenen Service nichts bezahlen – außer eben mit unseren Daten.

Die Idee des Abends war für mich aber, so etwas wie einen Treuhänder für die vom Auto produzierten Daten einzusetzen. Setzt sich diese Idee beim Thema Auto-Datenschatz durch, könnte das ja auch als Blaupause für viele andere Datensammler gelten. Spannend, was sich da entwickelt.


So, also nichts mit Frühstücksbuffet, doch zumindest kann ich jetzt mit der Besten Frau der Welt frühstücken. Sie sammelt auch immer meine Daten. So weiß sie, was ich gern frühstücke. Das ist doch eine tolle win-win-Situation.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Gerhard, Gerd, Josef Fr.

Foto: Pixabay

 

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