Hantavirus-Infektionen steigen

CRM rät zu Schutz bei Garten- und Renovierungsarbeiten im Lockdown

Bei Hantavirus-Infektionen in Deutschland schwankt die Fallzahl jährlich stark. Bislang gemeldete Zahlen lassen auf einen Anstieg in diesem Jahr schließen.

Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes wurden in Baden-Württemberg in den ersten sieben Meldewochen bereits 68 Fälle diagnostiziert.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 13. Beim Robert-Koch-Institut (RKI) lagen in diesem Zeitraum bundesweit 84 Meldungen vor. Neben Baden-Württemberg sind Nordrhein-Westfalen und Bayern betroffen. Experten vermuten, dass die hohe Verbreitung der Rötelmaus ein Grund für die ansteigenden Fallzahlen ist. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät dazu, sich bei Garten- und Renovierungsarbeiten, die im Lockdown vermehrt stattfinden, ausreichend zu schützen.

Hantaviren werden von Nagetieren – vorzugsweise der Rötel-, Brand- und Gelbhalsmaus – über Speichel, Urin und Kot übertragen. Inhalieren Menschen die getrockneten Überreste in Form von Staub oder gelangen diese an eine verletzte Hautstelle, so ist eine Infektion wahrscheinlich. „Manchmal verläuft die Infektion ohne Symptome. Oft werden auftretende Erkrankungsanzeichen auch verkannt, da sie der Grippe ähneln: hohes Fieber, Husten, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen", erklärt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrums für Reisemedizin. „Im schlimmsten Fall schädigt das Virus die Nieren und der Infizierte muss eine Dialyse bekommen." Im Vergleich zu anderen Formen der weltweit vorkommenden Hantaviren verlaufe die Infektion hierzulande jedoch selten tödlich.

Die stark schwankenden jährlichen Infektionszahlen – 1.534 Fälle im Jahr 2019 im Vergleich zu 235 Fällen im Jahr 2018 – werden in Zusammenhang mit der Dichte der Nagetierpopulationen gesehen, die das Reservoir für Hantaviren bilden. „Nimmt diese zu, wie aufgrund des guten Nahrungsangebots im letzten Jahr, der sogenannten Buchenmast, steigen auch die Infektionsfälle“, erläutert der Experte. „Die Zunahme von Aufräum- und Renovierungsarbeiten während des coronabedingten Lockdowns könnte ebenfalls zum Anstieg der Fallzahlen beitragen. In Schuppen, Ställen oder Scheunen kann eine Infektion mit dem Hantavirus stattfinden – überall dort, wo die Rötelmaus sich wohl fühlt", so Professor Jelinek. Bisher sei keine Übertragung des hiesigen Virus von Menschen zu Menschen bekannt.

Das CRM rät daher, auch bei Keller- und Gartenarbeiten einen Mundschutz und Handschuhe zu tragen. Eine gründliche Reinigung mit Seife und anschließender Desinfektion von Händen und Gegenständen aus potenziell kontaminiertem Umfeld sei anzuraten. Bei allgemeinen Reinigungsarbeiten sollte zunächst ausreichend gelüftet und anstelle eines Staubsaugers nass gewischt werden. Nahrungsmittel im Keller gehörten für die Aufbewahrung in verschließbare Behälter.

Bei plötzlich auftretenden grippeähnlichen Symptomen sollten Betroffene sich an ihren Hausarzt wenden, der gegebenenfalls über das Blutbild eine Erkrankung mit dem Hanta-Erreger erkennen kann. „Ist beispielsweise die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) erniedrigt oder haben sich die Nierenwerte verändert, kann eine Infektion vorliegen" erklärt Jelinek. Ärzte sind angehalten, eine Hantavirus-Erkrankung dem Gesundheitsamt zu melden.

Foto: Pixabay

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